Als erste Metropole weltweit sicherte sich Berlin seinen eigenen Platz im Netz. Bereits seit Februar 2014 haben Hauptstädter die Möglichkeit, ihre lokale Verbundenheit durch die TLD „.berlin“ auch online zum Ausdruck zu bringen. Doch die Vergabe läuft schlechter als erwartet. Nun steht das Unternehmen „DOTBerlin“, das den Adresszusatz im Auftrag der Stadt vermarktet, mit 350.000 Euro in der Kreide.
Zur Unternehmensgründung 2005 war man sich bei DOTBerlin sicher: Die neue Top-Level-Domain für die Hauptstadt wird ein Verkaufsschlager. Nun ist die „.berlin“-Endung fast zwei Jahre auf dem Markt und das Unternehmen muss sich zehn Jahre nach seiner Gründung eingestehen, dass die Realität deutlich vom erwarteten Szenario abweicht. Zwar ist die TLD beliebt und viele Nutzer wie der Berliner Friedrichstadtpalast oder das Ephraim-Palais möchten sie als Teil ihrer Internetadresse nicht mehr missen, nur sind es eben nicht ganz so viele Interessenten geworden, wie man sich im Vorlauf erhofft hatte. Gut 70.000 Registrierungen sind bei DOTBerlin seit Beginn der Vergabe eingegangen. Davon sollte nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Hauptstadt profitieren. Für die Vermarktung Berlins im Internet muss DOTBerlin die Stadt an den Einnahmen beteiligen. Rund 400.000 Euro wurden für dieses Jahr vertraglich vereinbart – weitere 1,2 Millionen Euro in den kommenden beiden Jahren. Bisher sind jedoch erst 53.000 Euro in den Berliner Haushalt geflossen, berichtet Björn Böhning, Leiter der Senatskanzlei, dem rbb Inforadio. Rund 350.000 Euro stehen somit noch aus. Den Vertrag aufkündigen will man deshalb jedoch nicht. Zu groß ist der Vorteil dann doch, den Berlin aus der weltweiten Vermarktung zieht.
Auch wenn die „.berlin“-Endung die übersteigerten Erwartungen nicht erfüllen konnte, eine grundsätzliche Nachfrage lässt sich nicht wegdiskutieren. Die Berlin-Domain gehört bei akkreditierten Registraren wie 1&1 immerhin zu den beliebtesten neuen Internetkürzeln. Neben Hauptstadtportalen und kulturellen Einrichtungen haben auch Anwälte und Handwerkerbetriebe, vor allem aber Immobilienunternehmen die Vorteile einer Internetadresse mit lokalem Bezug erkannt. So werden laut Tagesspiegel zum Beispiel der Gebäudekomplex „M-33-Höfe“ in Berlin Kreuzberg oder die Mietwohnsiedlung Bärenpark an der Oberlandstraße in Tempelhof mit hiesiger Domain-Endung im Internet vermarktet. Und die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gesobau fischt unter www.seniorenwohnung.berlin, www.mietwohnung-suchen.berlin und www.wohnungswechsel.berlin gleich dreimal mit Hauptstadt-Endungen nach neuen Mietern. Interessant ist eine solche jedoch vor allem für lokale Dienstleister, die sich neu auf dem Markt etablieren möchten. Denn wie die anderen neuen Domain-Endungen trägt auch das Hauptstadtkürzel zu einer Entspannung des Namensraumes bei. Ist eine kurze, prägnante Adresse unter .de nicht mehr verfügbar, kann sie als „.berlin“-Domain registriert werden und bereichert die Webseite sogar noch um den lokalen Bezug.
Ob sich die Wogen zwischen DOTBerlin und der Berliner Senatskanzlei wieder glätten lassen, sollen nun Verhandlungen zeigen. Sollte der Vertrag zwischen den Parteien angepasst werden, ist es gut möglich, dass sich die ausstehende Summe deutlich verringert.