Anfang November hat die Emdener Straße den Titel als „schönste Straße Deutschlands“ gewonnen. urbanite hat mit Alexander Kujus gesprochen, Landschaftsplaner und engagierter Anwohner der Emdener Straße.
Wieder einmal hat Moabit es geschafft, einen weiteren Schritt ins Rampenlicht zu machen, und zieht so immer mehr Menschen in den Kiez, dessen Angebot an Programm und Lokalitäten stetig wächst.
Wer schon einmal in dem Gebiet um die Emdener Straße herum war, weiß, dass die Ecke nicht gerade vor Charme sprüht. Und seien wir einmal ehrlich, jetzt wo der graue und trübe Berliner Winter begonnen hat, strahlt die schönste Straße Deutschlands, „unsere Emdener Straße, gar nicht mehr sooo schön“, weiß auch Alexander Kujus.
Aber die sichtbare Schönheit ist auch nicht unbedingt das Hauptmerkmal, weswegen die Emdener zur schönsten Straße gekürt worden ist.
Vor ca. zwei Jahren fing alles an. Phillip Schreiterer, Franziska Willbrandt und Alexander Kujus, alle Anwohner der Emdener Straße, hatten sich in den Kopf gesetzt, ihren Kiez mal etwas aufzupeppen, und dafür boten sich hier unzählige sehr bedürftige Straßen an. Die Aktion „Kehrenbürger“ des Tagesspiegels war dann der Startschuss, die Bewohner der Emdener Straße aus ihren Häusern zu locken, ihnen Müllsack, Handschuhe und Kehrschaufel in die Hand zu geben und gemeinsam für einen neuen Wohlfühlort zu sorgen.
Es wurde Müll aufgesammelt, das Unkraut auf den Baumscheiben wurde durch neue blühende Pflanzen ersetzt und die bunten kleinen Holzzäune drum herum ließen die eigentlich so dunkle Straße in neuem Licht erstrahlen. Was hier aber der Hauptgrund zum Sieg des Titels war, ist der Zusammenhalt und Einsatz der Emdener für ihre Straße. Den ganzen Sommer lang haben Engagierte sich in ihrer Freizeit hingestellt und Rose, Grashalm und Co. gepflegt.
Denn diese wundervolle Aktion wurde bisher nur ermöglicht durch den Verein Moabit e.V., den Moabiter Ratschlag e.V.,die Schildkröte GmbH und den vielen ungenannten Anwohnern, Geschäften und Cafés der Emdener Straße.
Jetzt zeigte uns Alexander Kujus „den eher herbstlich ungepflegten Zustand“, den er als Landschaftsplaner jedoch vorhergesehen hat, und deshalb trotzdem nicht die Lust daran verliert, weiter zu machen. Im Frühjahr nächsten Jahres wird er sich wieder auf die Straße stellen und die Emdener zusammen trommeln, um das bunte sommerliche Gesicht der schönsten Straße Deutschlands erneut blühen zu lassen.
Doch bis dahin ist noch so vieles anderes zu tun. Die Emdener Straße soll nicht das erste und letzte Projekt der Kiezbewohner sein.
Die neue Baustelle ist die benachbarte Waldstraße.
Im Gegensatz zu der Emdener Straße hat diese durch den Raum, den sie bietet, ein großes Potenzial. Vor der Wende war die Waldstraße eine der schönsten Berliner Straßen, doch dann ist sie verwahrlost und öffentliche Gelder zur Pflege sind eher an ihr vorbei als durch sie hindurch geflossen. Daher muss wieder ein großes freiwilliges Engagement und Wissen her, wie man’s macht.
Dessen haben sich Alexander Kujus und seine fleißigen Helfer erneut angenommen und wollen die Waldstraße bis zum Sommer 2014 so auf Vordermann bringen, dass hier alle drei Wochen ein anderes Straßenfest stattfinden kann.
Von hawaiianischen Hula-Tänzen, über Africanstreet bis hin zum indischen Bollywood Festival ist alles dabei, denn „wir wollen hier mal mehr Multikulti reinbringen und nicht nur die muslimischen Traditionen“, so Alexander Kujus.
Also freuen wir uns doch auf eine buntes Jahr 2014 im Moabiter Kiez mit dem krönenden Abschluss durch einen glitzernden polnischen Weihnachtsmarkt in der Waldstraße.