Fettes Brot gehen mit ihrem neuen Album „Teenager vom Mars“ auf Tour und legen am 24. November 2015 auch einen Stopp im Tempodrom ein. Vorab sprachen wir mit Dokter Renz über die neue Platte, deren musikalische Ausrichtung und die Zukunftspläne der drei fetten Brote. Eine Botschaft für die „vergnügungssüchtigen Viecher“ da draußen gibt es auch.
Nach dem letzten Party-Album gibt es nun wieder eine Platte mit ernsteren Texten. Auch musikalisch hat sich einiges geändert. Seht ihr euch immer noch als Hip-Hop-Kombo oder als deutschsprachige Band?
Wir haben den Umhang Hip Hop, in dem man sich auch verheddern kann, abgelegt und machen einfach Fettes-Brot-Musik. Wir halten uns nicht lange damit auf, drüber nachzudenken, was Hip Hop ist und was kein Hip Hop ist – wir wissen, wo wir herkommen, wir wissen, dass man unserem Sound anhört, dass wir mit Rapmusik sozialisiert wurden und dass das die Musik ist, die uns den Weg geleitet hat. Wenn wir Bock haben zu singen, singen wir, wenn wir Bock haben zu rappen, rappen wir. So auch auf unserem neuen Album. Ich finde, obwohl wir ernste Themen ansprechen, ist es gutgelaunt. Wir mögen Musik, die uns widerspiegelt. Wir sind Typen, die sich politisch Gedanken machen, aber auch einer guten Party nicht aus dem Weg gehen. Deswegen bekommt bei Fettes Brot beides seinen Platz und im Idealfall ergänzt sich das vorzüglich. So gibt es Stücke, die sowohl Dancefloor-Kracher sind, aber auch auf subtile Weise ausdrücken, wie wir über bestimmte Dinge denken.
Habt ihr mit eurer musikalischen Vielfalt Angst, Fans der ersten Stunde zu vergraulen?
Darüber haben wir irgendwann aufgehört, uns allzu viele Gedanken zu machen. Wenn wir versuchen würden, Fans bestimmter Schaffensperioden entgegen zu kommen, würden wir uns fürchterlich verheddern. Wir können einfach nur die Musik machen, die uns gerade am meisten Spaß macht und wo uns unser künstlerischer Instinkt hinführt. Und genau das tun wir, und vertrauen darauf, dass die Leute, die Bock drauf haben, sich auch darauf einlassen. Der Kern von Fettes Brot bleibt ja immer erhalten. Wir haben Spaß an Wortspielen, sind humorvolle Typen und haben Spaß daran, geile Songs zu schreiben, die bestenfalls eine ganze Generation prägen.
Woher nehmt ihr nach so vielen Jahren eure Inspiration?
Oft ist es so, dass wir uns im Studio treffen und erstmal einfach nur absabbeln, was gerade so über die von uns präferierten Blogs gepostet wird oder was für spannende musikalische Themen sich am Horizont auftun. Genauso beschäftigen wir uns auch mit den Themen, die gerade in unserer Stadt Hamburg passieren oder die Welt bewegen. Aus diesen Themen entwickeln sich manchmal ganz schnell Ideen für Songs, und manche Dinge wirken etwas länger nach und die Ideen kommen dann Wochen später auf dem Fahrrad oder im Supermarkt. Wenn wir die Ideen beim Schopf packen, wird da meist ein echt guter Song draus.
Hast du Lieblingssongs auf dem neuen Album?
Die ersten dreizehn gefallen mir sehr gut! Wir möchten keines unserer frischgeborenen Babys bevorzugen!
Ihr seid aktuell aktiver denn je auf den Bühnen unterwegs. Die Familien immer dabei? Denkt ihr schon langsam an die musikalische Frührente?
Die Resozialisierungsphase nach der Promophase und der Tour wird gewaltig sein, und ich werde mich anstrengen müssen, wieder bei meiner Familie mitmachen zu dürfen. Es wird zumindest keiner applaudieren, wenn ich einen tollen Kaffee gemacht habe. Ich muss mich dann erstmal im Dezember wieder daran gewöhnen, nicht mehr vor Begeisterung angekreischt zu werden, sondern eher kritisch beäugt zu werden. Aber die Familie freut sich schon, wenn die stressige Phase vorbei ist und der Vattern wieder mehr zu Hause rumhängt.
Es ist nicht so, dass es uns zu viel wird, weiter Musik zu machen. Die Leute, die uns kennen und lieben, wissen, dass es ein großer Teil von uns ist, Musik zu machen. Wir denken nicht darüber nach, mit der Musik aufzuhören.
Gibt es schon Pläne für die Zeit nach der Tour?
Sauerstoffzelt, Erholung und das Buch „Das Gegenteil von Einsamkeit“ noch mal lesen. Und wir haben auch schon neue Pläne für Fettes Brot. So schnell werdet ihr uns nicht los, ihr vergnügungssüchtigen Viecher da draußen!
Interview: Jana Koopmann