Hingehört I: Jake Isaac – Our Lives
Respekt, wer‘s selber macht!
Zugegeben, auf den ersten Lauscher fallen die Songs von „Our Lives“ nicht weiter auf. Soulige Balladen wechseln sich mit treibenden Popsongs ab und, na klar, auch eine rockige Nummer ist dabei. Das ändert sich, sobald man sich die Stimme des Südlondoners mit karibischen Wurzeln einmal genauer zu Gemüte führt. Egal ob samtig gehauchte Balladen, funky Kopfstimmenausflüge oder große Refrains – Mr. Isaac füllt den Raum mit einem dicken, selbstbewussten Timbre aus, bei dem auch immer ein Hauch karibischer Gelassenheit mitschwingt. Auch wenn die Stücke von „Our Lives“ etwas Eigenständigkeit vermissen lassen, ein oft rares Merkmal besitzen sie: Sie funktionieren einfach als Lied – ohne Synthiewände, dicke Beats und Backgroundchöre. Das beweisen Songs wie das fragile und zugleich bärenstarke „You and I Always“, das nur mit Stimme und Gitarre auskommt.
Unser Tipp: Am 11. Mai.2017 live im Täubchenthal gucken!
Hingehört II: Reitler – Es geht mir gut
Mitten im Leben
Die etwas semiprofessionelle Produktion tut der kumpeligen Atmosphäre keinen Abbruch und unterstützt den Wunsch, mit den Jungs mal ein Bierchen zischen zu gehen. Ihr volles Potenzial schöpft die Band dann aus, wenn sie sich und andere auf den Arm nimmt. Zu hören etwa beim Business-Punk-Disstrack „Haare am Sack“ („Du bist big in Berlin, ich hab Haare am Sack!“). Abseits davon findet sich auf „Es geht mir gut“ auch die eine oder andere ernste Botschaft, wie etwa die durchaus intelligente Kritik an unserem oft überschleunigten Alltag („Ich war niemals hier“).
Reitler erfinden weder die Popmusik neu noch erwartet euch hier große musikalische Virtuosität. „Es geht mir gut“ kann dafür etwas, das jeder von uns unbedingt lernen sollte: Über sich selbst lachen.