Ein Gespräch über künstlerische Wegweiser, internationalen Pendelverkehr und spannende Beziehungsprozesse „Jedes Album hat eine eigene Geschichte“ – Bonaparte im Interview

Tobias Jundt alias Bonaparte provozierte einst mit post-punkschen Sounds und extravaganten Bühnenshow. Im Sommer 2019 kommt der gebürtige Schweizer nun mit seinem bis dato „persönlichsten Studiowerk“ um die Ecke: Abseits gängiger Klang-Trends schälen sich unter dem „Was mir passiert“-Banner afrikanische Rhythmen und hochdeutsche Gesangslinien aus den Boxen. Abermals erfindet sich Bonaparte neu …

© Dadi Thierry Kouame
Tobias Jundt alias Bonaparte provozierte einst mit post-punkschen Sounds und extravaganten Bühnenshows, bei denen mitunter auch schon mal kunterbunte Drag-Queens das Party-Zepter in die Hand nahmen. Im Sommer 2019 kommt der gebürtige Schweizer nun mit seinem bis dato „persönlichsten Studiowerk“ um die Ecke. Bereits auf dem letzten Bonaparte-Album „The Return of Stravinsky Wellington“ präsentierte sich Tobias Jundt von einer neuen Sound-Seite. Nun geht das Allroundtalent mit „Was mir passiert“ noch einen Schritt weiter. Abseits gängiger Klang-Trends schälen sich unter dem „Was mir passiert“-Banner afrikanische Rhythmen und hochdeutsche Gesangslinien aus den Boxen. Abermals erfindet sich Bonaparte neu. Wir trafen Tobias Jundt zum Interview und plauderten über künstlerische Wegweiser, internationalen Pendelverkehr und spannende Beziehungsprozesse.

Tobias, du bist mit Bonaparte jetzt schon seit fast fünfzehn Jahren weltweit unterwegs. Sind die Tage, kurz vor der Veröffentlichung eines neuen Studioalbums, immer noch genauso aufregend und spannend wie früher?

Jedes Album hat eine eigene Geschichte. Da kommt nie Langeweile auf. Man kann die jeweiligen Prozesse auch nur schwer miteinander vergleichen. Natürlich steht man irgendwann immer irgendwo in einem Studio und spielt und singt Songs ein. Aber der Weg dahin ist immer ein anderer. 

Diesmal führte dich der Weg bis ins ferne Abidjan an der Elfenbeinküste. Ein bewusster Trip?

Es war die Idee eines engen Freundes von mir. Der meinte, ich müsse unbedingt mal nach Abidjan reisen und Land, Leute und Musik kennenlernen. Das habe ich dann irgendwann auch gemacht. Dass das Ganze dann aber in ein komplettes Album mündet, stand zunächst nicht auf dem Plan. Das hat sich eher im Laufe der Zeit entwickelt.

Du bist also mehrmals nach Abidjan gereist?

Ja, sehr oft sogar. Ich bin in den letzten Jahren quasi zwischen Berlin und Abidjan hin und her gependelt. Zuerst war da nichts, nur ich, meine Neugierde und ein paar lose Kontakte vor Ort. So hat alles angefangen. Mit der Zeit wurde das Netzwerk dann immer größer. Irgendwann saß ich in meinem Appartement, umgeben von lauter spannenden Künstlern. Das war unheimlich faszinierend.

Welche Geschichten und Momente auf diesen Reisen haben dich und deine Musik besonders geprägt?

Das kann man gar nicht an einzelnen Augenblicken festmachen. Natürlich gibt es bestimmte Songs auf dem Album, die mich immer wieder an kleine Anekdoten und Geschichten erinnern. Aber im Großen und Ganzen ist es das komplette Paket.

Es gibt unheimlich viel zu entdecken auf deinem neuen Album. Phasenweise treffen unterschiedlichste Sounds aufeinander. Würdest du das Album in puncto „Soundverschmelzung“ als deine bis dato größte musikalische Herausforderung bezeichnen?

Ich weiß nicht. Vielleicht gibt es Songs auf dem Album, die klingen, als hätte man da wochenlang im Studio rumgetüftelt. Und natürlich steckt da auch viel Arbeit drin. Aber es hat sich irgendwie auch alles wie von selbst zusammengefügt. Ich habe in Abidjan tonnenweise Eindrücke gesammelt. Mit diesen Erlebnissen bin ich dann nach Berlin zurück. Dann trafen verschiedene Musikwelten aufeinander. Manchmal lief es auch umgekehrt. Es war schon ein bisschen wie ein Rausch. Wenn man dann am Ende Songs wie „Warten“, „Cameroon“ oder „Ich koche“ beisammen hat, ist das schon ein beeindruckendes Gefühl.

Wie beeindruckend waren die Koops?

Nun, Bela B., Farin Urlaub und Sophie Hunger sind ja Freunde von mir. Das war toll, hat gepasst und natürlich auch viel Spaß gemacht. Mit Fatoumata Diawara oder auch Bob De Narr war es natürlich ganz anders. Da musste man erstmal gucken, dass man eine Beziehung zueinander entwickelt. Wir mussten uns erst einmal kennenlernen und uns darüber Gedanken machen, was wir denn eigentlich überhaupt machen wollen. Das war ein längerer, viel intensiverer Prozess. Solche Prozesse mitzuerleben, war eine großartige Erfahrung für mich. 

Nach dem Album kommt ja bekanntlich die Tour. Hast du dir schon Gedanken gemacht, wie du das komplette Paket auf die Bühne bringst?

Um ehrlich zu sein, da bin ich mir auch noch nicht ganz sicher. (lacht) Aber wir werden das schon irgendwie hinbekommen. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt und freue mich schon auf die Konzerte. All die neuen Songs, die neuen Sounds, und dann auch noch fast alles auf Deutsch: Das wird bestimmt total spannend. (lacht)

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