Spandau liegt wahrscheinlich für die meisten Berliner nicht gerade auf dem täglichen Trail, aber man ist trotzdem ganz schnell da: In die U7 fallen lassen, Zitadelle Spandau aussteigen, 500 Meter Fußweg, und schon steht man vor der beeindruckenden Renaissance-Festung. Erbaut wurde sie von Berliner Kurfürsten zwischen den Jahren 1559 und 1594, um der Residenzstadt Berlin Schutz zu bieten. Die hier schlummernde Geschichte reicht jedoch über 1.000 Jahre zurück, im 9. Jahrhundert befand sich hier eine slawische Siedlung, die später zu einer Burg ausgebaut wurde, die dann noch später zur Festung erweitert wurde. Jedes Jahrhundert hat seine Spuren hinterlassen, es gibt unendlich viel in den historischen Ausstellungen zu entdecken.
Kunst und Geschichte, Literatur und ein fantastischer Blick: Hier kann man Tage verweilen
Hat man sich dann doch noch gelöst und ist ein Stück auf der Wallanlage spaziert, warten viele weitere Ausstellungen, etwa in der Westkurtine das „Archäologische Fenster“ mit mittelalterlichen jüdischen Grabsteinen.
Gegenwartskultur und Kunst sind unter anderem in der Alten Kaserne (19. Jahrhundert) zu erleben. Im oberen Stockwerk ist ein Teil der schier unendlich langen Räume mit einer Ausstellung der Schriftstellerin Ulrike Damm belegt, in den zahllosen großen Leinwandbögen liest man sich sofort fest. Hier einmal der Hinweis: Mann sollte wirklich Zeit und Muße mitbringen, um in die Zitadelle und ihre kulturellen Schätze wie die Schriften von Ulrike Damm einzutauchen.
Gleich daneben wird noch bis April 2017 eine Auswahl von Kunstwerken der Kunstausstellung „Enthüllt. Eine andere Sicht auf Denkmäler“ gezeigt, mit Arbeiten von Matthias Koeppel, Liane Lang, Ingeborg Leuthold, Søren Lose, Katharina Pöhlmann und SOOKI.
Im Erdgeschoss der Kaserne ist eine Dauerausstellung mit Denkmälern aus Ost- und Westberlin zu sehen. Berliner Nachkriegszeitgeschichte, die gespiegelt wird durch staatliche Denkmäler, mit denen BRD und DDR sich selbst präsentierten. Auch die damaligen Debatten, zum Beispiel die Frage, wie mit sowjetischen Denkmälern nach der Wiedervereinigung umzugehen sei, werden hier in gut verdaulicher Weise nachgezeichnet.
Apropos verdauen: In der Zitadellenschänke mag man sich dann noch, nach einem langen Tag der Entspannung und Inspiration, zum Schmaus niederlassen. Dort kann man dann auch beratschlagen, wann man zurückkehrt in die Spandauer Zitadelle – denn alle oben benannten Ausstellungen sind nur ein Teil des Ganzen, es gibt noch viel mehr zu entdecken.
Infos: Eintritt 4,50 Euro, Öffnungszeiten, Ausstellungen und Veranstaltungen hier: www.zitadelle-berlin.de