Alternative Berlin Tours suchen Abenteuer und Faszinationen jenseits der Touri-Hotspots. Auch Einheimische können bei den liebevoll zusammengestellten Touren noch viel entdecken. Zur Auswahl stehen die „Craft Beer Tour“, Verborgenes in der nächtlichen „Twilight Tour“, die „Green Tour“ durch das grüne Herz Berlins oder der „666 Anti Pubcrawl“ durch kuriose Bars. Seit 2006 gibt es die Ausflüge. Mittlerweile arbeiten 35 Guides, meist selbst schaffende Künstler – daran, „verantwortlichen, respektvollen und offenen Geistern die rohe und künstlerische Seite dieser großartigen Stadt“ zu zeigen.
Grund für die Beschädigung: „Seine Kunst kann, wenn sie gut von der Wand gelöst wird, im Internet für 6.000 Euro verkauft werden“, lässt Rob wissen. „Der stetige Wandel ist das Wundervolle, aber auch das Traurige an Street Art.“ Natürlich verdienen derartige Diebe keinen Respekt. Genau so wenig wie Künstler, die über das Bild von anderen sprühen, also Street Art „crossen“, wie der Experte sagt. Dann gibt es oft Rache in Form absichtlicher Zerstörung der Kunst des Crossers. Manchmal endet ein solch erbitterter Streit im Faustkampf.
Etwa die Hälfte der Sprayer sind Frauen
Auch, was ein Throw-Up ist (ein schnelles Werk) und warum es möglichst zügig auf den Untergrund gebracht werden sollte: weil die Polizei eben nur ein paar Meter entfernt stehen kann. Wer wissen will, wie man ihr entkommt, wie man an nicht zugängliche Orte kommt und wie viele Buchstaben ein Tag haben sollte – Rob hat Rat parat. So hilft zum Beispiel Unauffälligkeit. Ein blumiges Mädchen wird nicht oft als Sprayer auf der Straße wahrgenommen. Die Sprayerin Po wurde damit zur „Queen of Berlin“, sie hat in der ganzen Stadt comichafte Hinterteile gesprayt. Und sie schaffte in kurzer Zeit „die meisten Kunstwerke und damit den größten Schaden“, sagt Rob. Und sowieso seien Sprayer nicht nur Typen, sondern etwa die Hälfte sind Frauen, weiß Rob.
„Wir erkennen den Wert von Kultur nicht“
Um ein Gefühl für das Sprayen zu bekommen, lädt Rob nach zweieinhalbstündiger Tour in eine große, wegen seiner überragenden Wandbilder faszinierende Halle in Lichtenberg ein. Dort kann sich jeder Teilnehmer ein Motiv auf Papier aussuchen oder selbst eines kreieren. Aus dem Blatt wird sorgfältig eine Schablone getrennt, mit deren Hilfe Motive entstehen. Nach filigraner Fingerarbeit und Lektionen über diverse Spray-Techniken erschafft jeder in zwei Stunden sein eigenes Stück Erinnerung. Mit der selbst designten Kunst und einem reichhaltigen Verständnis für die Szene dürfen dann alle stolz nach Hause wandern.
Infos: www.alternativeberlin.com