The Wash Bar | Easy Drinking mit Supasawa

Im Dezember hat auf dem höheren Teil der Brunnenstraße, also jenseits der Kreuzung zur Invalidenstraße, die Bar The Wash eröffnet. Sie ist das jüngste Mitglied im gar nicht mal so kleinen Bar-Imperium von Dunstin Render.

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Im Dezember hat auf dem höheren Teil der Brunnenstraße, also jenseits der Kreuzung zur Invalidenstraße, die Bar The Wash eröffnet. Sie ist das jüngste Mitglied im gar nicht mal so kleinen Bar-Imperium von Dunstin Render, zu dem auch das Sharlie Cheen und das Pawn Dot Com gehören. Wir haben einen angenehm langen Freitagabend an der Bar verbracht und Render im Nachgang ein paar Fragen gestellt …

Unser letztes Gespräch hatten wir im Sommer 2019 zur Eröffnung eurer Pop-Up-Bar Emi Wynehouse auf der Torstraße. Was ist seitdem bei euch passiert – die Pandemie und anderes Welterschütterndes mal ausgeklammert?

Wir hatten quasi zeitgleich zum Emi Wynehouse eine weitere Bar in der Torstraße eröffnet. Die Pawn Dot Com Bar in der Torstraße 164 hatte in den letzten Jahren eine Vielzahl an Betreibern, aber anscheinend hatte es nie so richtig funktioniert. Ich fand das Objekt mit dem schönen Innenhof und dem Royals & Rice als Nachbarn schon immer extrem cool, weshalb es für mich im Sommer keinen Moment des Zögerns gab, die Bar dort zu übernehmen. Als wir dort im Oktober 2019 eröffneten und es im Emi Wynehouse gerade anfing ganz gut zu laufen, hatten wir natürlich nicht mit den kommenden Ereignissen aus dem Frühjahr 2020 gerechnet – wer hat das schon. Mit Fördermitteln, KfW Kredit und Online-Cocktailbox-Versand sind wir aber ehrlich gesagt sehr gut durch die Zeit gekommen. Das Emi Wynehouse haben wir dann 2021 abgegeben – wie geplant hatten wir dort nur ein kurzes Pop-Up-Projekt umgesetzt.

Ende Dezember habt ihr nun in den Räumlichkeiten der alten Tarantino’s Bar auf der Brunnenstraße euer jüngstes Baby The Wash eröffnet. Wie seid ihr zu der Immobilie gekommen?

Wir waren eigentlich nicht wirklich auf der Suche nach einer neuen Fläche. Zum einen laufen die Sharlie Cheen Bar und die Pawn Dot Com Bar sehr gut und machen genug Arbeit, und zum anderen ist die allgemeine Personalsituation in der Gastronomie derzeit in einem mehr als katastrophalen Zustand. Ich wusste zwar, dass es die Brunnenstraße hoch die Tarantino’s Bar seit einer gefühlten Ewigkeit als Institution gibt, hatte aber nicht auf dem Schirm, dass die Bar geschlossen ist beziehungsweise die Fläche nicht genutzt wird. Simon von der Torbar, also quasi unser Nachbar, hatte die Fläche vor anderthalb Jahren übernommen, allerdings nicht die Zeit gefunden, sich um den doch sehr umfangreichen Ausbau des Ladens zu kümmern, weshalb er uns fragte, ob wir Interesse an der Fläche haben. Wie gesagt, eigentlich suchten wir nicht wirklich etwas Neues – zu viel Stress, zu wenig Personal, zu wenig Handwerker, zu viele Probleme. Als ich allerdings das erste Mal in der Bar stand, war es doch sehr attraktiv auf Grund der räumlichen Verteilung und am Ende auch auf Grund der doch sehr moderaten Miete, weshalb wir uns letztendlich doch dafür entschieden haben, hier etwas Neues umzusetzen.

Dieser Teil der Brunnenstraße hat sich in den letzten Jahr stark weiterentwickelt. Plant ihr hier langfristig?

Ja, wir haben hier einen Mietvertrag für zehn Jahre. Generell planen wir im Normalfall nicht mit weniger, da sich sonst größere Investitionen einfach nicht rechnen.

Habt ihr etwas vom alten Interieur in The Wash übernommen?

Der Laden war ganz schön abgerockt – was nach mehr als zwanzig Jahren auch relativ normal ist. Das ist schon eine sehr lange Zeit heutzutage in der Gastronomie. Aus diesem Grund musste wirklich viel neu gemacht beziehungsweise saniert werden. Die fast zehn Meter lange Theke haben wir allerdings als Element stehen lassen und vom Grafitti Artist Akte One neu designen lassen. Die Bar als Kernelement passt in dem Laden einfach sehr gut in den Raum.

Welches gastronomische Konzept verfolgt ihr mit der Bar?

Mit der Sharlie Cheen Bar und der Pawn Dot Com Bar haben wir zwei unterschiedliche Herangehensweisen – im Sharlie Cheen werden eher Highballs und einfache Drinks getrunken, die Bar läuft im High Volume Bereich und es kommen viele Gäste am frühen Abend, bevor es weiter in den Club geht. Im Pawn Dot Com ist das Kartenkonzept etwas spezieller, es werden aufwändigere Cocktails mit Side Drinks serviert, quasi ein modernes Herrengedeck. Hier arbeiten wir irgendwo zwischen High Volume und Speakeasy. Im The Wash wollten wir versuchen, etwas dazwischen zu landen. Auf der Ecke der Brunnenstraße ist inzwischen viel Foodgastronomie angekommen und bislang gibt es hier viele Kneipen aber nur wenige Bars mit einer coolen modernen Cocktailkarte. Also sollte es eine Bar werden mit kleiner ausgefallener und komplexer Karte – aber dennoch mit Easy Drinking Charakter. Es gibt derzeit zehn Drinks in unserer „Collection“ und fünf Neoklassiker, die Spirituosenauswahl ist mit Absicht begrenzt und überschaubar gehalten – also keine 58 Sorten Gin et cetera. Die Karte muss ohne Limettensaft auskommen. Wir arbeiten hier nahezu ausschließlich mit Supasawa, einer haltbaren klaren Säure ohne Fruchtzucker. Das Produkt ist extrem gut und preislich auf gleichem Niveau, hat aber den Vorteil, dass es bei richtiger Lagerung quasi nicht schlecht wird. Statt einer Vielzahl an Sirupen wird mit Likören gearbeitet, es gibt keine frischen Kräuter, nur Zitrusfrüchte frisch und gedörrt als Drinkdeko. Ich würde hier jetzt nicht anfangen, von „Zerowaste“ oder ähnlichem zu sprechen, aber wir haben uns für alle diese Dinge auf Grund von Haltbarkeiten und möglichem Schwund entschieden.  Man bekommt im The Wash also einen richtig guten, komplexen Cocktail mit coolen unkonventionellen Produkten, in lockerer Atmosphäre. Meine absolute Empfehlung hier ist der „Cola Old Fashioned“ mit einer Bourbon-Zimt-Infusion, Cola Likör und Kirsche.

Wir sehen hinter der Bar große Ballons mit bunten Füssigkeiten – was hat es damit auf sich?

Die Bar hatte von vorn herein eine große logistische Herausforderung – es gibt für ein Cocktailkonzept einfach sehr wenig Backspace. Es musste eine Lösung her, um viele verschiedene Produkte in größeren Mengen im Barbereich zu lagern und das am Ende auch noch so, dass es cool aussieht. Inspiriert von der „NO ENTRY“ speakeasy Bar in Paris hatten wir die Idee, Cocktailspirituosen und Liköre zu mixen und in 10-Liter-Weinballons zu lagern, so dass wir uns viel Lagerfläche sparen und Flaschen an der Bar leicht und schnell auffüllen können. Wir merkten allerdings schnell, dass Glas in 2022 nicht mehr so einfach zu bekommen ist, und kauften bei allen erdenklichen Händlern die Ballons zusammen – immerhin fehlen nur noch circa zehn Stück bis wir die Sammlung komplett haben.

Wer in die Toilette hinabsteigt, den erwartet eine überraschende Videoinstallation. Ohne zu viel zu verraten – wie viel Arbeit steckt da drin?

Ohne zu viel zu verraten – der Aufwand das Videomaterial zu erstellen war für uns zwar sehr zeitintensiv, allerdings für die Protagonisten doch größere Arbeit als für uns selbst. Die Materialrecherche war da doch eher der härtere Teil, hat uns aber ein paar interessante Diskussionen über diverse Darstellungen eingebracht.

www.thewashbar.berlin

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