Kristian und Roger Adolfsen haben ein Vermögen mit Flüchtlingsunterkünften verdient. Der Staat braucht sie. Im bevölkerungsschwachen Norwegen, wo auf fünf Millionen Einwohner 30.000 Flüchtlinge kommen, können die Adolfsens als Experten für Großeinrichtungen Preise von bis zu 70 Euro pro Flüchtling und Tag verlangen.
So mache ich’s auch’, denkt sich Primus, ein mehrfach gescheiterter Unternehmer, und bietet kurzerhand sein insolventes Hotel in der norwegischen Pampa als Flüchtlingsunterkunft an. Völlig unvorbereitet empfängt er eine Busladung Menschen, die er eigentlich gar nicht beherbergen möchte: zu arabisch, zu schwarz, zu fremd. Die Summe, die das Heim ihm bringen wird, im Hinterkopf, überwindet der opportunistische Familienvater seine Vorbehalte. Eine Triebfeder hierbei ist der Eritreer Abedi. Er regt den chaotischen Pleitegeher Primus zur durchdachten Organisation des Heimes an, ist interkultureller Vermittler und Dolmetscher. Obwohl Primus ihm nur zögerlich Respekt zugesteht, entwickelt sich im Laufe des Filmes eine rührende Männerfreundschaft zwischen den beiden.
Zu arabisch, schwarz, fremd?
Die frustrierenden Lebenslagen seiner Protagonisten zeichnet der Regisseur im kalten Weiß einer existenzfeindlichen Schneelandschaft. Wo Asylanten resigniert auf die Gnade der Gesetze warten, suchen Einheimische verzweifelt nach Möglichkeiten, im Nirgendwo ihren Lebensunterhalt zu sichern. Hier verbringt niemand seine Ferien, hier investiert keiner. Wie auch andernorts entstehen aus persönlichem Ungemach Ressentiments, die im Film mal schmunzelnd, mal brachial thematisiert werden: Nach Primus’ Vorstellung tanzen in Afrika fröhliche arme Kinder mit Blechhüten auf dem Kopf in der Sonne. Und Abedi wird von Rassisten zusammengeschlagen.
Menschlich und glaubhaft
Neben europäischen Vorurteilen spricht der Film allerdings auch kulturelle Differenzen innerhalb der Flüchtlingsgruppe an. Angesichts der Umstände wirkt es fast absurd, dass partout Sunnit nicht mit Schiit, Moslem nicht mit Christ leben kann. So wirft die amüsante Zimmerverteilungsszene auch die ernsthafte Frage nach dem Umgang mit „mitgebrachten“ verinnerlichten Konflikten auf. Man kann Menschen integrieren, aber gilt das auch für ihre Ideologien und Rassismen? Wo man es doch nicht einmal schafft, die eigenen arglos hinter sich zu lassen?
Kulturelle Zusammenstöße werden im Film bewusst inszeniert. Am Ende steht nicht die totale Überwindung aller persönlichen Vorbehalte sondern lediglich der Anfang eines Veränderungsprozesses. Gerade das macht „Welcome to Norway“ menschlich, authentisch und glaubhaft. Hier ist eine bewegende Tragikomödie gelungen, die ohne erhobenen Zeigefinger zur Reflexion einlädt.
Infos: Filmstart ist der 13.10.2016.