WhatsApp ist trotz regelmäßig aufkommender Kritik am Datenschutz weiterhin die beliebteste App Deutschlands. Doch Konkurrenz macht sich seit Jahren breit – und das vor allem in Berlin.

Wire will mit Funktionalität punkten
Kein Geringerer als Skype-Gründer Janus Friis steht hinter der vor knapp zwei Jahren ins Leben gerufenen App Wire. Die WhatsApp-Alternative mit technischem Hauptsitz in Berlin wurde bisher lediglich für Android, iOS und OS X konzipiert und bietet Nutzern fast alle Kernfunktionen eines klassischen Messengers. Besonders Funktionalitäten wie das Versenden von verschlüsselten Nachrichten oder das praktische Einbinden von YouTube-Videos soll Nutzer von der App überzeugen. Das große Versprechen von Wire: Die Grundlage der App sind europäische Datenschutzbestimmungen. Insgesamt ist die Bedienung jedoch vergleichsweise kompliziert und die Verschlüsselung der Nachrichten – der Hauptfunktion von Messaging-Apps – findet entgegen der Versprechungen auf einem geringeren Level statt als bei den Telefonaten. Überzeugend ist hingegen das Interface.
Telegram verspricht Privatsphäre
Telegram erschien 2013 und verzeichnete bereits Anfang 2016 100 Millionen Nutzer. Die beiden russischen Gründer Nikolai und Pawl Durow gründeten in ihrem Heimatland schon das soziale Netzwerk Vk.com. Mit Telegram, dessen Hauptsitz sich in Berlin befindet, riefen sie eine App ins Leben, die inzwischen einen der größten WhatsApp-Konkurrenten darstellt. Trotzdem hinterfragen Nutzer vor allem, wie sich die App finanziert. Während WhatsApp Datenlieferant von Facebook ist, soll sich das werbefreie Telegram bisher ausschließlich mit Spenden über Wasser halten. Das große Versprechen, Telegram biete durch eine spezielle Verschlüsselung ein sehr hohes Maß an Privatsphäre, erscheint jedoch etwas übertrieben. In den Grundeinstellungen werden Daten prinzipiell nicht besser geschützt als bei WhatsApp. Diese werden auf dem Weg vom Absender zum Server zwar verschlüsselt, erlauben laut DeathMetalMods ab dort jedoch Zugriffsmöglichkeiten zu Werbe- oder Überwachungszwecken.
Hoccer XO setzt auf Sicherheit
Wer Hoccer XO nutzen möchte, benötigt weder eine Telefonnummer noch einen realen Namen. Die Registrierung funktioniert per Nickname, RSA-Schlüssel und Einladungscode. Hinter der App befindet sich das Medienunternehmen Stroer, dessen Entwicklungszentren sich in Berlin und Köln befinden. Es werden angeblich so wenige Daten wie möglich gespeichert und auch nur auf deutschen Servern, die entsprechend dem inländischen Datenschutzrecht unterliegen. Aufgrund des hohen Schutzes ist die Einrichtung von Hoccer XO jedoch etwas langwierig.
Die einzige wirkliche WhatsApp-Konkurrenz ist immer noch Threema und kommt somit aus der Schweiz. Gut 2/3 meiner Kontakte nutzen Threema, und die App ist um einiges sicherer als Wire und v.a. Telegram — letzteres war kürzlich wegen gehackter Konten in den Schlagzeilen und verschlüsselt noch nicht mal alle Chats von Ende zu Ende.