Clubkonzert und Interview mit Dj BoBo Album-Promotion im Krystallpalast Leipzig

Dance-Pop ist zurzeit wieder „das“ aufkeimende Musikgenre. Lady GaGa, Ke$ha und David Guetta sind nur drei Beispiele jüngster Dance-Acts und es werden noch weitere Folgen. Was viele Musikfreunde, vor allem der jüngeren Generation, vergessen haben, ist, dass es in den 90ern schon einmal eine solche Phase gab. SNAP!, Culture Beat und Dr. Alban sind den Meisten heute nur noch sehr schwach in Erinnerung.

Dance-Pop ist zurzeit wieder „das“ aufkeimende Musikgenre. Lady GaGa, Ke$ha und David Guetta sind nur drei Beispiele jüngster Dance-Acts und es werden noch weitere Folgen. Was viele Musikfreunde, vor allem der jüngeren Generation, vergessen haben, ist, dass es in den 90ern schon einmal eine solche Phase gab. SNAP!, Culture Beat und Dr. Alban sind den Meisten heute nur noch sehr schwach in Erinnerung.

© Alexey Silichev
Ein Vertreter des klassischen „Eurodance“ ist aber heute noch so präsent wie damals. Anerkennend wird er von Vielen als „Godfather of Dance“ bezeichnet und neben seinem Schweizer Akzent ist er auch für seine opulenten Bühnenshows bekannt. Natürlich ist die Rede von Dj BoBo. Der sympathische Schweizer wird demnächst mit seiner neuen Platte „Fantasy“ auf Tour gehen. Im Rahmen der Album-Promotion haben er und Hitradio RTL Sachsen im Varieté Krystallpalast Leipzig zu einem exklusiven Clubkonzert geladen.
Für den Abend war neben einer DVD-Präsentation ein 40 Minuten langer Auftritt von Dj BoBo und seiner Band vorgesehen. Tatsächlich dehnte sich dieser aber auf knappe zwei Stunden aus. Das Besondere dabei war, dass René Baumann, so der bürgerliche Name des Dj, nicht nur danach Einzelinterviews gab, sondern sich zwischendurch den neugierigen Fragen des Publikums stellte und vor jedem gespielten Song etwas dazu erzählte. Dadurch bekam der Abend in der sowieso schon sehr gemütlichen Club Atmosphäre eine noch intimere Stimmung und die Zuschauer erlebten im Kontrast zwischen neuen Songs und älteren Geschichten eine kleine Zeitreise im Leben des Dj BoBo.

© Alexey Silichev
Auch ein BoBo hat mal klein angefangen. Was viele nicht wissen – nicht einmal Stefan Raab wie er neulich bei TV Total gezeigt hat – ist, dass Dj BoBo früher tatsächlich in Clubs aufgelegt hat. Den endgültigen Durchbruch hat der Schweizer seinem stetigen Streben nach musikalischer Weiterentwicklung zu verdanken – an der die Band Snap! nicht gänzlich unbeteiligt war.
„Snap! war sehr wichtig für mich. Ich habe selber zwischen ´86 und ´92 als Dj aufgelegt und schon relativ schnell angefangen eigene Platten zu produzieren. 1991 kamen dann die ersten Songs von Snap! dazu. Die ersten Platten, die ich gemacht habe Ende der 80er und Anfang der 90er, haben noch nicht richtig funktioniert. Die Tanzfläche war danach immer leer. Ich wusste nicht genau woran das lag. Ich hatte diesen magischen Schlüssel noch nicht. Und dann kam 1993 „Rhythm is a Dancer“ von Snap!. Dieser Song hat einen unglaublichen Basslauf, der für mich heute noch immer unerreicht ist. An diesen Song habe ich dann probiert, mich zu orientieren. Und dann kam „Somebody Dance With Me“, mein erster großer Hit und wenn man genau hinguckt, sind die Bässe fast gleich.“

© Alexey Silichev
Die darauf folgende Geschichte ist vielen bekannt. 25 große Hits, 17 Alben, haufenweise Auszeichnungen, Millionen Plattenverkäufe und große, ausverkaufte Konzerttourneen. Auch privat läuft bei dem Schweizer alles perfekt. Seine Frau Nancy, die er 2001 geheiratet hat, ist fester Bestandteil seiner Show und mit für die Kostüme verantwortlich. Die beiden Kinder bleiben während der Tour bei ihren Großeltern. Damit die Eltern-Kind-Beziehung aber nicht vollkommen abreißt, haben die Baumanns ein System entwickelt: Sie geben fünf Konzerte am Stück, fliegen dann für zwei Tage nach Hause, verbringen die Zeit mit ihren Kindern und fliegen dann zurück zur Tour. Außerdem gibt es zwischen den Tourneen Zeiten, wo die beiden Eltern permanent nur zu Hause sind.
Natürlich kam man im weiteren Verlauf des Abends auch auf die immer währende Entwicklung der Musikszene zu sprechen. Die Krise der Plattenindustrie hat selbst bei BoBo nicht halt gemacht. So halbierten sich in den letzten Jahren seine Absätze und die Haupteinnahmequelle hat sich auf die großen Touren verlagert. Äußerst sympathisch fing Baumann aber nicht an zu jammern, sondern gab ganz offen zu, dass er trotzdem noch genug Geld hat. Außerdem spiele er noch immer in der „Champions League der Musik“ und darf große Hallen füllen. Doch auch er musste sich der stetig wandelnden Musikszene anpassen. Während er früher eher gerapt hat, fand man in den vergangenen Jahren immer mehr Gesang in seinen Songs.
„Als die Eurodance-Welle ´97/´98 rapide nach unten ging, haben wir gespürt, wenn wir so weitermachen wie bisher – und zwar: Mann rapt, Frau singt – haben wir keine Chance zu den Erwachsenen zu kommen. Wir mussten also irgendwie den Sprung von den Kids hin zu den Erwachsenen zu schaffen. Die Kids liefen ja der ganzen Musikszene in Scharen davon. Was gestern noch voll in war, ist heute auf einmal total out. Bei „It’s my life“ fing ich dann an, die Bridge selber zu singen und hab das bei den nächsten Songs immer weiter ausgebaut. So war der Wechsel von Rap, der nicht mehr zeitgemäß war, hin zum Gesang vollzogen. Dieser Wechsel hat sich über mehrere Jahre hingezogen und das war eine gute Entscheidung. Sonst hätte man keine Chance mehr in der Wahrnehmung der Menschen gehabt.“

Für die Zukunft prognostizierte Baumann, dass sich die aktuelle Dance-Pop Phase noch sechs bis acht Jahre hinziehen wird. Wir von urbanite haben uns dann noch besonders interessiert, ob er sich als alter Haudegen des „Dance“ vorstellen könnte, mit den jungen Acts einen Song zu aufzunehmen.
„Natürlich wäre es eine Idee für die Zukunft, dass man ein Duett mit einem neuen Dance-Künstler macht und ich denke in Zukunft kann da einiges kommen. Geplant ist noch nichts, aber möglich wäre es.“
Während des Abends spielte Baumann acht Songs seines neuen Albums „Fantasy“. Darauf enthalten ist der klassischen Dj BoBo- Sound und seine Melodien, die einem ewig im Ohr bleiben, aber auch musikalische Einflüsse aus dem Orient und Afrika. In den kommenden Monaten wird der Schweizer mit seiner neuen Platte auf große Fantasy-Tour gehen. Ein besonderes Highlight ist wieder einmal die Bühne. BoBos technischer Leiter Eddy Frühwirth hat sich dabei selbst übertroffen und alle bisher bekannten Dimensionen gesprengt. Ein 13,5m hoher, aus 375 Einzelteilen bestehender, 6-armiger Buddha bildet während der Tour die Bühne. Das verlangt nicht nur eine unheimlich große logistische Meisterleistung der Organisatoren, sondern auch höhenangstfreie Beteiligte der Show. Tänzer und Band spielen und agieren während des Auftrittes auf Plattformen in bis zu neun Metern Höhe. Zusätzlich unterstützt ein aufwändiges Lichtdesign das große Spektakel.
Dj BoBo ist trotz seines Superstar-Status immer noch ein ganz normaler, ausgeglichener und ruhiger Mensch geblieben, der seine Familie liebt, seine Freunde schätzt und auch die Nähe zu seinen Fans sucht. Die Besucher und Fans seiner kommenden Tour können sich nicht nur auf richtiges Highlight einstellen, sondern auch auf einen sympathischen und gut gelaunten Künstler freuen.