Das Kunstkraftwerk verbindet Kunst, Wissenschaft und Architektur miteinander. „Wir sind davon überzeugt, dass Forschung und Kunst gemeinsame Wurzeln haben: Beide sind von der Neugier getrieben, neue Erfahrungen zu machen, neue Sichten und Einsichten zu erlangen und kreative Verbindungen herzustellen. Während Kunst jedoch von Fiktionen, Illusionen und Emotionen handelt, ringt die Naturforschung um das Messbare und das logisch Erschließbare. Aber mitunter verschwimmen diese Grenzen“, beschreibt Markus Löffler, einer der beiden Initiatoren der privaten Initiative, den konzeptionellen Ansatz.
Das historische Bauwerk wird dabei immer in die Projekte integriert. Ehemals als Elektrizitätswerk für die Versorgung der Straßenbahnlinien des Leipziger Westens zuständig, entstand 1964 aus dem Gebäude ein Heizwerk, das bis 1992 warmes Wasser an Industriebetriebe beförderte. Der Charme der Industriegeschichte lässt sich auch heute noch im denkmalgeschützten Gebäude selbst erkennen und sorgt deshalb für eine besondere Atmosphäre.
Nicht nur für Kunst bietet das Kunstkraftwerk einen Rahmen, auch Konzerte, Lesungen, Workshops und Symposien werden hier veranstaltet. So treffen verschiedene Genres aufeinander, die auch unterschiedliche Generationen ansprechen sollen. Auch für eigene Events können die Räume des KKW gemietet werden. Höhepunkte waren in den letzten Monaten u.a. die Konzerte „BILDER EINER AUSSTELLUNG – The jazz-version“ mit dem Stephan König Jazz Quartett, die Symphonic Selection „Video Game Music“ des sächsischen Landesjugendorchesters, das Kurzfilmfestival „Kurzsüchtig“ oder die Lesung mit italienischen Bestsellerautoren im Rahmen der Leipziger Buchmesse. Seit dem 1. Juli 2017 könnt ihr die neue Ausstellung „Stateless“ von Shimon Attie besuchen. In dieser Videoinstallation des New Yorker Künstlers werden die Themen Flucht, Verlust und Zugehörigkeit verarbeitet. Dazu wird eine Geschichte mit Filmsequenzen untermalt, die die Erfahrungen syrischer Flüchtlinge widerspiegeln. Dieses Projekt ist Atties erste deutsche Soloausstellung seit dem Erfolg von „The Writing on the Wall“ in den 90er Jahren in Berlin und wird bis zum 13. August 2017 im Kunstkraftwerk zu sehen sein. Speziell für diesen Ausstellungsort wurde es von Shimon Attie aus aktuellen Anlässen konzipiert.
Eine farbenfrohe, lebendige, ideale Stadt
Im thematischen und farblichen Gegensatz dazu steht das „Werk in Progress“. Das Kunstwerk befindet sich im stetigen Wandel, da sich die Videoprojektionen verändern. Damit wird auch Bezug auf die Gebäudegeschichte genommen. Es werden verschiedene Stadien der Industrialisierung gezeigt, der Auftrieb und das Zusammenbrechen der Wirtschaft. Außerdem werden die Entwicklung der Industrie und das Konsumverhalten thematisiert. Die Wände, Decken und Böden der Hallen werden bei diesen beiden immersiven Kunstprojekten vollständig von Projektionen bedeckt, der Besucher befindet sich mittendrin und kann so selbst seine Rolle in der Gesamtinstallation bewerten. Darin unterscheidet sich das Kunstkraftwerk von üblichen Kunstmuseen.
Dimensionen, virtuelle Welten und halluzinative Effekte
Jedes dieser Kunstwerke birgt seine eigene Intention. Löffler sieht das Kunstkraftwerk weniger als Konkurrenz denn als berechtigte Ergänzung für die anderen Initiativen und Angebote im quirligen, kunstsinnigen Leipziger Westen. Das empfanden wohl auch die rund 50.000 Besucher so, die im letzten Jahr nationale sowie internationale Ausstellungen im Kunstkraftwerk sehen konnten.
INFOS: Werdet selbst Teil der Kunstwerke und taucht in virtuelle Welten ein von Di bis So von 10-18 Uhr. Nicht alle Ausstellungen sind täglich zu sehen, Infos zu den einzelnen Terminen unter www.kunstkraftwerk-leipzig.com, Eintritt: 11€/8,50€ erm.
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