Wie das Leben manchmal spielt: Die passende Gelegenheit kommt, trifft auf entschlossene Menschen und schon ist die Formel fertig, mit der etwas auf die Beine gestellt wird, das mit Glück und Geschick von Dauer ist. So geschah es anno 1996 auch im Fall des Spizz, das bald seinen 20. Geburtstag begeht. Am 19. März 2016 steigt die Geburtstagssause.
Der Charme des Spizz: das durchmischte Publikum
So entwickelte sich das Spizz zu einem der bekanntesten Treffs in Leipzig, wo Gastronomie mit Kultur vereint wird und aktuell 86 Arbeitskräfte Tag und Nacht für das Wohl der Gäste sorgen. Für Ines Bräter, die schon 1996 als studentische Aushilfe im Spizz arbeitete und 2001 als Assistentin der Geschäftsleitung einstieg, liegt der Charme der Location ganz klar in der bunten Durchmischung des Publikums: „Dass sich hier die 18- bis 80-Jährigen treffen. Wir haben vom Student über den Handwerker und Schlipsträger alles vertreten.“ Und so setzt das Spizz bei seinem gastronomischen Angebot auf „Qualität zu einem vernünftigen, nicht übertriebenen Preis“.
Auch Promis regelmäßig zu Gast
Kulturell bietet das Spizz seinen Gästen im eigens umgebauten Kellergeschoss wiederkehrende Höhepunkte wie die Boogie Night oder die Spizz-Beats. Gerade der Keller ist Zeuge eines schier endlosen Fundus an Geschichten, die im Lauf der Jahre dort passiert sind. So begann hier einst die Karriere des Karikaturisten Ulrich Forchner, der nach einer Ausstellung in besagtem Keller 1971 in der damaligen DDR bekannt wurde. Hilger ist außerdem der Saxofonist Bill Evans im Gedächtnis geblieben, der während seines Auftritts einen Stromschlag auf seine „äußerst wertvollen Trompeterlippen“ bekam. Erbost brach der Musiker das Konzert im brechend vollen Raum ab und das Spizz zahlte ihm notgedrungen den geforderten Schadensersatz. Als Evans jedoch das Gleiche beim nächsten Konzert in Paris widerfuhr, erwies sich das Lokal als unschuldig, erhielt eine Entschuldigung und das Geld zurück. „In dieser Richtung gibt es Geschichten ohne Ende“, lacht Hilger.
Auch an die zahllosen Promis, die das Spizz besuchten, denkt das Team gern zurück. Dazu zählt die Fußball-Nationalmannschaft während der WM 2006 ebenso wie Die Toten Hosen, Herbert Grönemeyer, Helge Schneider, Armin Müller-Stahl, Rolf Hoppe und viele mehr. „Es ist immer schön, wenn man die Leute da hat, die locker sind und man ein paar Sätze wechseln kann.“
Die Konkurrenz der Systemgastronomie
Und trotz dieser Widrigkeiten lieben Hilger und seine Kollegen ihre Arbeit. „Ich komme hierher und kann jeden Tag etwas Neues erleben, obwohl ich schon 20 Jahre hier arbeite“, sagt Ines Bräter. Hilger ergänzt: „Und es sind die Menschen und ihre Geschichten, die du hier immer wieder kennenlernst.“
Irgendwann verabschieden wir uns, Hilger und Bräter kehren in ihr Büro zurück. Während im Haus hektische Betriebsamkeit herrscht, wollen Buchhaltung, Einkäufe, Pressearbeit usw. schließlich weiterhin erledigt sein. Denn so könnte sich der Wunsch des Spizz-Teams erfüllen: „Nochmal mindestens 20 Jahre. Dass es weiterhin gut läuft. Und uns unsere Gäste treu bleiben!“
Info: www.spizz.org