Buchladenbesitzer Kosai über Plagwitzes ehem. tote Hose, "Das Kapital" und über Sklaven der Maschinen
7 Fragen an Kosai von der „Buch & Antik Volksbuchhandlung“
26.01.2015
Carolin Schreier
Die meisten Bücher gibt’s bei Kosai für 1€. Kosai ist der Ladeninhaber des „Einmal-eingetreten-und-Stunden-den-Kopf-versunken“-Ladens in Plagwitz. Wir sprachen mit ihm über Plagwitzes ehemalige tote Hose, „Das Kapital“ und über Sklaven der Maschinen.
Ich kam Ende 1985 aus Syrien in die DDR, um zu studieren. Das habe ich auch gemacht – und kann nun auf ein abgeschlossenes Studium der Elektrotechnik zurückblicken. Und nun sieh mich an: Sitzt vor dir nicht ein herrlicher Elektrotechniker? (lacht) Ich wollte, um ehrlich zu sein, nicht als Sklave der Maschinen enden. Und das war nun mal die Entwicklung in eben diese Richtung. Als ich das beschloss, habe ich verschiedene Dinge getan, bis ich irgendwann entschied, meinen Kindheitstraum zu verwirklichen. Und darin sitzen wir nun! Ich wollte schon immer einen Buchladen eröffnen und habe dies 2005 in Plagwitz eben auch getan.
Plagwitz 2005 vs. Plagwitz 2014:
Wir alle wissen ja um den Hype bescheid. Für mich bedeutet dies natürlich mehr Laufkundschaft. Es kommen halt einfach mehr Leute nach Plagwitz. Vor 10 Jahren noch war hier einfach Tote Hose. Jetzt ist hier mehr Bewegung. Aber diese Tendenz ist natürlich nicht ausschließlich positiv. Indem hier alles gepusht wird, drückt das auch die Mieten nach oben – soweit nach oben, dass du das als normaler Ladenbesitzer kaum bezahlen kannst.
Bis jetzt geht es noch. Ich habe einen netten Eigentümer, doch weiß ich nicht, wie lange er da mitmacht und diese Immobilie vielleicht nicht an den Höchstbietenden verkauft. Sollte das der Fall sein, bin ich raus. Die zwei- oder dreifache Miete kann ich mir nicht leisten – und das ist Gang und Gebe. Einen Plan B? Gibt’s nicht. Das darf einfach nicht passieren. Es benötigt einfach so viele Jahre, Kundschaft aufzubauen. Mittlerweile kommen Leute von weit weg zu mir, weil sie wissen, bestimmte Bücher gibt es nur bei mir.
Welche Bücher sind das?
Ich habe ein tolles Repertoire an Büchern aus DDR-Zeiten, u.a. Schul- und Kinderbücher und auch Marxismus-Leninismus Bücher. Wonach auch immer gefragt wird, ist „Das Kapital“ von Marx. Diese Nachfrage besteht seit der Finanzkrise (lacht). Auch biete ich ja viele fremdsprachige Bücher an – russisch, französisch, arabisch … Die Bücher in meinem Laden habe ich von Händlern gekauft, auf Flohmärkten, aber auch durch Kundschaft. Außerdem findet man die eine oder andere antike Kleinigkeit – meiner Meinung nach Kulturgeschichte – und Platten gibt’s bei mir auch.
Kannst du dich noch an das erste Buch erinnern, welches du bewusst gelesen hast?