Auf einen Schnack am Hafen Ab in die Küche: Heimathafen Kö

In Häfen wird nicht nur schwer geschuftet, sondern traditionell auch deftig gegessen. Dieser kulinarischen Devise hat sich auch der Heimathafen Kö mit seiner sächsischen, norddeutschen und mediterranen Küchen­ausrichtung verschrieben. Doch die kulinarischen Grenzen der regionalen Leckerbissen fließen hier ebenso genügsam ineinander über wie die gemächlich dahin­gleitende Weiße Elster, an deren Ufer das Lokal gelegen ist. Wir durften im Heimat­hafen Kö anlegen und dort einen Blick in die großen Pötte werfen.

© Franziska Seidel

Nah am Wasser gebaut

Auch wenn Karl Heine sich das mit dem Bau des Kanals und der geplanten Anbindung an die Saale ursprünglich mal anders vorgestellt hatte: Ein richtiger Hafen fehlt in Leipzig. Doch wer braucht schon einen Binnenhafen, wenn man einen Heimathafen haben kann. Dieser versteckt sich zwischen den Hinterhöfen Schleußigs und liegt, wie es sich gehört, direkt am Wasser. Seit Sommer 2019 ist Marco Witt Kapitän des Heimathafens Kö, der mit einer einmaligen Location aufwarten kann. Ein Wintergarten und eine Terrasse auf drei Etagen direkt an der Elster versprechen Sitzplätze der besonderen Art. Fast wie an einem richtigen Hafenkai, lässt es sich hier gemütlich in Wassernähe sitzen, während man zwar keine Container- und Kreuzfahrtriesen bestaunen, doch immerhin Kanus und Ausflugsschiffe vorbeiziehen sehen kann. Die Küche des Lokals ist traditionell und innovativ zugleich. Klassische sächsische, norddeutsche oder mediterrane Gerichte werden hier auch mal neu interpretiert. Bestes Beispiel dafür: Scholle Mailänder Art. Ein eigentlich eher norddeutsches Gericht, das recht untypisch mit Parmesan und tomatisierten Nudeln gereicht wird, wie Betreiber Marco berichtet.

Nicht lang Schnacken …

Da Häfen nun einmal vor allem Orte des Arbeitens sind, heißt es auch für uns nach einem kleinen Klönschnack: Ran an die Pötte! Wir wollen uns einen Eindruck vom regionalen Mix der Küche verschaffen und sind dafür mit Chefkoch Mariusz in der Kombüse verabredet. Ein mediterranes Carpaccio und ein Schnitzel Hamburger Art mit Bratkartoffeln als Hauptgang sollen es sein. Für die Vorspeise bearbeitet Mariusz ein Stück rohes Rinderfilet solange mit einem Klopfer, bis es zu einer hauchdünnen Scheibegeworden ist. Kraft und Fingerspitzengefühl sind hier gleichermaßen gefragt. Wichtig sei dabei, einen glatten Klopfer zu verwenden, damit das zarte Filet nicht kaputt geht, sondern gleichmäßig dünn wird, so Mariusz. Das nun entstandene Carpaccio landet auf einem Teller und wird mit Meersalz, Pfeffer und Olivenöl gewürzt. Schließlich garnieren wir es mit einem Rucola-Feldsalat-Mix, geben Basilikum-Vinaigrette und geriebenem Parmesan hinzu und verstreuen ein paar Kapern auf dem Teller. Dazu gibt es selbst gebackenes Brot.

© Franziska Seidel

„Keiner soll hungrig nach Hausegehen“

Schließlich gehts an die Hauptspeise. Die bereits vorgekochten Kartoffeln schneiden wir in Scheiben und geben sie in eine heiße Pfanne, salzen und pfeffern das Ganze und schwenken es ein wenig. Drei Minuten später kommen Zwiebeln hinzu, erneut Salz und Pfeffer und Öl. Dann warten wir, bis die Zwiebeln eine gold-gelbe Farbe angenommen haben. Zum Schluss geben wir Speck dazu und eine Prise Majoran. Während die Kartoffeln auf einer Platte warmgehalten werden, gehts ans Schnitzel. Zart geklopft ist es bereits, wir müssen es also nur noch zubereiten. Dafür kommen wieder Salz und Pfeffer zum Einsatz. Anschließend gehts ans Panieren: Wir tunk­en das Schnitzel erst in Mehl, dann in Ei (mit Petersilie), wälzen es sodann in der Panade und schubsen es schließlich für zwei Minuten in eine Pfanne. Da das Schnitzel im heißen Fett schwimmend schnell zu knusprig wird, ist hier Achtsamkeit geboten. Als es die gewünschte Farbe erreicht hat, landet es neben den Bratkartoffeln auf der Platte zum Warmhalten, während wir uns an die Spiegeleier machen. Die dürfen bei einem Schnitzel Hamburger Art natürlich nicht fehlen!

© Franziska Seidel
Küchenchef Mariusz bei der Arbeit

Damit alle in der Küche wissen, wie die Teller der einzelnen Gerichte auszusehen haben, bevor sie auf dem Tisch landen, hat Mariusz für seine Crew Fotos in der Küche aufgehängt. Auch wir orientieren uns an den Bildern, drapieren die Eier fachgerecht auf dem Schnitzel, verfrachten die Bratkartoffeln auf die Steuerbordseite des Tellers, das Schnitzel landet backbords, geben ein wenig Karotten-Linguine dazu und stellen fest: Hafen-Portio­nen sind nichts für kleine Mägen. „Keiner soll hungrig nach Hause gehen“, lautet die Devise des Küchenchefs. Zu zweit machen wir uns an unser zubereitetes Mahl. Die Kombi aus mediterran und norddeutsch funktioniert einwandfrei. Das Carpaccio ist so frisch, wie es nur sein kann und das Schnitzel Hamburger Art eine wirklich leckere Angelegenheit.

© Franziska Seidel

Könneritzstraße 14 | Täglich ab 9 Uhr

Instagram: @heimathafen_koe | www.heimathafenkoe.de