Der beste Freund des Menschen. Auf vier Pfoten in der Stadt – ein Hundeleben?

Auf dem Land gehören Hunde irgendwie immer dazu, in der Stadt hingegen werden sie dafür meistens als Nervfaktor empfunden. Mal davon abgesehen, leben ja Hunde in der Stadt nicht so gut wie auf dem Dorf – denkste?

Auf dem Land gehören sie irgendwie immer dazu, in der Stadt werden sie dafür meistens als Nervfaktor empfunden. Denn die ist schließlich das ureigenste Revier uns Menschen, der Platz für Hunde ist da schon eng – oder?

Ein Plädoyer gegen den Stadthund

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Hunde sind bekanntermaßen Verwandte des Wolfes. In manchen Fällen ist die Verwandtschaft zwar so weit entfernt, dass sie im Grunde genommen kaum noch nachzuvollziehen ist, aber den Gesetzmäßigkeiten der Evolution folgend besteht sie trotzdem. Was viele Menschen wiederum zu dem Schluss bringt, Hunde müssten wegen ihrer genetischen Vergangenheit unbedingt in möglichst freier Wildbahn gehalten werden. Dann könnten sie auch nach Lust und Laune ihrem angeborenen Jagdtrieb nachgehen, ohne gleich zu einem Risikofaktor für ihre Umwelt zu werden. Richtig ist natürlich: Hunde brauchen ausreichend Auslauf, denn ansonsten verkümmern sie. Das ist in vielen Innenstadtbereichen sicher nicht so einfach möglich, wie es dem Bewegungsdrang der Vierbeiner (und der reinen Praktikabilität) angemessen wäre. Je nach Lage der Wohnung sind Freiflächen erstmal nicht unmittelbar verfügbar, was unter Umständen einen vielleicht sogar längeren Abstecher durch den ungeliebten Stadtverkehr erforderlich macht.

Hunde sind laut und machen Dreck – wirklich?

In ungünstigen Fällen fördert das einen ebenso ungeliebten Nebeneffekt zutage, nämlich Hundekot. Dem allzu natürlichen Bedürfnis zu folgen, ist eigentlich nichts, was dem Hund wirklich vorgeworfen werden kann. Eine böswillige Absicht zu unterstellen scheint jedenfalls überzogen, ganz gleich wie unangenehm die Verschmutzung der Gehwege für nicht-hundehaltende Passanten sein mag.

Was wiederum nichts an der Tatsache ändert, dass die hinterlassenen Geschäfte ein Gesundheitsrisiko darstellen. Die Gefahr einer Übertragung von Wurmbefall oder Infektionen kann nicht ausgeschlossen werden, jedenfalls solange die Überreste auf dem Gehweg verbleiben. Andererseits kann ein solches Hundeverhalten kaum verurteilt werden – gerade wenn ansonsten die wilde Natur der Vierbeiner angenommen wird. Urbane Etikette liegt eben nicht in den Genen der wölfischen Nachfahren.

Weswegen eben auch mit – eventuell sogar anhaltenden – Kommunikationsversuchen gerechnet werden muss. Jetzt greifen Hunde dazu in aller Regel nicht  zum Telefonhörer, wenn sie sich mitteilen möchten. Ihnen bleibt nur die Möglichkeit, sich über ihr Bellen auszudrücken. Und ja, das nervt. Vor allem wenn die Wohnung für den entsprechenden Hall sorgt oder das Konzert in den späten Abendstunden stattfindet. Was gerade in den warmen Sommermonaten, in denen nur allseits geöffnete Fenster ein Minimum an Erfrischung beim Schlafen versprechen, umso penetranter wirkt.

Ein Plädoyer für den Stadthund

Soweit die allseits bekannten und (mutmaßlich) allgemein gültigen Vorurteile gegenüber Stadthunden. Die sind, das dürfte offensichtlich geworden sein, weitestgehend unabhängig vom Standort des Hundes. Denn, machen wir uns an dieser Stelle nichts vor, die angesprochenen Probleme lösen sich auf dem Land selbstverständlich nicht einfach so in Luft auf.

(Un)geliebt in Stadt UND Land?

 Hunde bellen und entleeren sich auch auf dem Dorf, denn sie unterscheiden nun einmal nicht zwischen Stadt und Land (ansonsten, würde man dieser Argumentation folgen, wüssten sie sich ja in der Stadt auch besser zu benehmen).

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Das Fortbestehen der Probleme liegt aber unter anderem auch darin begründet, dass es die Postkarten-Land-Idylle à la Rosamunde Pilcher eben nur in Romanen oder Filmen gibt. Heißt konkret: Auch außerhalb der Stadtgrenzen gibt es genug Leute, denen freilaufende Hunde suspekt und andauerndes Gebell zu nervig sind. Es hat schließlich Gründe, warum Menschen aus der Stadt raus in ein dörfliches Umfeld ziehen und einer ist sicher die beschauliche Ruhe (oder zumindest der Wunsch danach). Bellende Hunde im Nachbargarten können diese Traumvorstellung allerdings in Rekordzeit zerbröseln lassen. Insofern ist es im Hinblick auf viele Angewohnheiten der Hunde absolut unerheblich, wo genau sie mit Herrchen und Frauchen zusammenleben. Wichtig sind in erster Linie ein ausreichend großes Gefühl der Zugehörigkeit und die notwendige Beachtung. Der Rest – und dazu gehört nun mal auch die Umgebung des Zusammenlebens – ist wie bei jedem von nämlich vor allem Gewöhnungssache.

Klar hat das Stadtleben einige (auch für uns Menschen höchstwahrscheinlich) wenig angenehme Nebeneffekte. Straßenlärm, viele Autos, noch mehr Menschen, die ganze Hektik – das sucht sich ja auch keiner von uns freiwillig, solange nicht eine gewisse Notwendigkeit besteht. Fakt ist aber auch, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir uns an diese Kulisse von Hintergrundgeräuschen gewöhnt haben. Selbst bei den Gelegenheiten, zu denen eine direkte Konfrontation, beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit, unvermeidbar ist. Hunde durchlaufen in dieser Hinsicht einen ähnlichen Prozess. Der setzt  allerdings ein wenig Unterstützung von Seiten der Hundehalter voraus. Die kann zum Beispiel in mehrmalig wiederholtem Ausführen an jedem Tag bestehen, damit der Kontakt zur Umgebung und ihren Bewohnern (Mensch wie Tier) hergestellt werden kann. Überhaupt, das dürfte aber selbst jedem mit einer ausgemachten Abneigung gegen Hunde klar sein, ist das Funktionieren des Zusammenlebens von Mensch und Hund abhängig von den ergriffenen Sozialisierungsmaßnahmen – was wiederum nichts ist, was Stadthunde exklusiv für sich hätten. Ob ein Hund also tatsächlich den ganzen Tag über bellt – was nicht selten schlicht und ergreifend daran liegt, dass er sich zurückgelassen fühlt, während Herrchen und Frauchen tagsüber ihrer Arbeit nachgehen –, hängt zu einem großen Teil von der Erziehung ab. Oder von der Gestaltung des Alltags: Wenn die Vierbeiner früh genug lernen, dass ihr Rudel in jedem Fall wieder zurückkommt, sind sie auch wesentlich entspannter, solange sie alleine sind.

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Bindung und Nähe sind auch probate Mittel, um dem Hund seinen Jagdtrieb abzugewöhnen – oder diesen zumindest in kontrollierbare Bahnen zu lenken. Mit Apportierübungen und Suchspielen lassen sich daher gleich zwei Ziele erreichen: Zum einen können die Vierbeiner ihren Spieltrieb ausleben und bekommen die notwendige Abwechslung, zum anderen wird die Verbindung zwischen Mensch und Hund gestärkt und ein unkontrolliertes Ausbrechen von letzterem von vornherein unterbunden. Gefahr gebannt! Bleibt hauptsächlich noch die Gefahr der Stadtverschmutzung durch unbeachtet liegengelassene Häufchen. Ein weiteres Problem, das den Einsatz der Hundehalter erfordert. Die Vierbeiner selbst sind schließlich kaum in der Lage, ihre Hinterlassenschaften selbst in angemessener Weise zu entsorgen. Sollten also irgendwo in der Stadt ‚Tretminen‘ die Gehwege oder Parks verunstalten, ist das noch längst kein Grund, die Hunde im Allgemeinen zu verteufeln. Denn wie bei eigentlich allen potenziellen Problemen mit der Hundehaltung in der Stadt müssen die Halter verantwortlich gemacht werden. Allerdings gilt: Auf dem Dorf sieht das auch nicht anders aus.

Für und Wider: Als Hund in Leipzig

Bleibt unterm Strich trotz allem die Frage – kommt die Stadt, in der ich wohne, überhaupt für das Halten eines Hundes in Frage? Die kurze Antwort darauf muss, wenn die angeführten Argumente auch nur die kleinste Stichhaltigkeit besitzen, schlichtweg „ja“ lauten. Denn offensichtlich ist das in jeder Umgebung möglich, was im Umkehrschluss übrigens nicht gleichzusetzen ist mit ‚erlaubt‘. Worum es bei der Frage eigentlich geht, sind Faktoren wie abwechslungsreiches Stadtbild, eine ausreichende Zahl an Grünanlagen etc. Kurzum: Es geht um Lebensqualität für den Hund.

Und Leipzig scheint in dieser Hinsicht eine Hundenasenlänge Vorsprung zu haben, so zumindest lautet das Urteil des Dogs-Magazins. Das hat der sächsischen Metropole im letzten Jahr die Auszeichnung zur besten Hundestadt verliehen. Ein Indiz hierfür ist bereits die vergleichsweise hohe ‚Hundedichte‘ von 17.000 auf rund 550.000 (zweibeinige) Einwohner. Die – also die Hunde – haben dabei auf mehr als 17 Hektar Grünflächen einige Auslaufmöglichkeiten, dazu kommen weitere Gelegenheiten im Wald oder entlang von Fluss- und Teichlandschaften.

Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Hunde wie Halter sich auch in Leipzig an die gesetzlichen Grundlagen halten müssen. Die werden übrigens kontrolliert: Die Einhaltung der Leinenpflicht – die im Stadtgebiet nur auf den gekennzeichneten Hundewiesen ausgesetzt ist – wird ebenso überwacht wie das Mitführen der Hundesteuermarke und die Entsorgung des Hundekots. Wer hier nicht Acht gibt, kann schnell mit Bußgeldern von bis zu 1.000 Euro belangt werden, fehlt die Steuermarke steigt die Summe sogar auf bis zu 10.000 Euro. Hundeliebhaber werden diese Zahlen aber aller Wahrscheinlichkeit genauso wenig schrecken wie der deutlich höhere Steuersatz für einen zweiten Hund (kostet immerhin 196 Euro im Jahr) – und das ist auch gut so. Denn insgesamt hat Leipzig Hunden wie Menschen einfach viel zu viel zu bieten.