Auf dem Land gehören sie irgendwie immer dazu, in der Stadt werden sie dafür meistens als Nervfaktor empfunden. Denn die ist schließlich das ureigenste Revier uns Menschen, der Platz für Hunde ist da schon eng – oder?
Ein Plädoyer gegen den Stadthund
Hunde sind laut und machen Dreck – wirklich?
In ungünstigen Fällen fördert das einen ebenso ungeliebten Nebeneffekt zutage, nämlich Hundekot. Dem allzu natürlichen Bedürfnis zu folgen, ist eigentlich nichts, was dem Hund wirklich vorgeworfen werden kann. Eine böswillige Absicht zu unterstellen scheint jedenfalls überzogen, ganz gleich wie unangenehm die Verschmutzung der Gehwege für nicht-hundehaltende Passanten sein mag.
Was wiederum nichts an der Tatsache ändert, dass die hinterlassenen Geschäfte ein Gesundheitsrisiko darstellen. Die Gefahr einer Übertragung von Wurmbefall oder Infektionen kann nicht ausgeschlossen werden, jedenfalls solange die Überreste auf dem Gehweg verbleiben. Andererseits kann ein solches Hundeverhalten kaum verurteilt werden – gerade wenn ansonsten die wilde Natur der Vierbeiner angenommen wird. Urbane Etikette liegt eben nicht in den Genen der wölfischen Nachfahren.
Weswegen eben auch mit – eventuell sogar anhaltenden – Kommunikationsversuchen gerechnet werden muss. Jetzt greifen Hunde dazu in aller Regel nicht zum Telefonhörer, wenn sie sich mitteilen möchten. Ihnen bleibt nur die Möglichkeit, sich über ihr Bellen auszudrücken. Und ja, das nervt. Vor allem wenn die Wohnung für den entsprechenden Hall sorgt oder das Konzert in den späten Abendstunden stattfindet. Was gerade in den warmen Sommermonaten, in denen nur allseits geöffnete Fenster ein Minimum an Erfrischung beim Schlafen versprechen, umso penetranter wirkt.
Ein Plädoyer für den Stadthund
Soweit die allseits bekannten und (mutmaßlich) allgemein gültigen Vorurteile gegenüber Stadthunden. Die sind, das dürfte offensichtlich geworden sein, weitestgehend unabhängig vom Standort des Hundes. Denn, machen wir uns an dieser Stelle nichts vor, die angesprochenen Probleme lösen sich auf dem Land selbstverständlich nicht einfach so in Luft auf.
(Un)geliebt in Stadt UND Land?
Hunde bellen und entleeren sich auch auf dem Dorf, denn sie unterscheiden nun einmal nicht zwischen Stadt und Land (ansonsten, würde man dieser Argumentation folgen, wüssten sie sich ja in der Stadt auch besser zu benehmen).
Klar hat das Stadtleben einige (auch für uns Menschen höchstwahrscheinlich) wenig angenehme Nebeneffekte. Straßenlärm, viele Autos, noch mehr Menschen, die ganze Hektik – das sucht sich ja auch keiner von uns freiwillig, solange nicht eine gewisse Notwendigkeit besteht. Fakt ist aber auch, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir uns an diese Kulisse von Hintergrundgeräuschen gewöhnt haben. Selbst bei den Gelegenheiten, zu denen eine direkte Konfrontation, beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit, unvermeidbar ist. Hunde durchlaufen in dieser Hinsicht einen ähnlichen Prozess. Der setzt allerdings ein wenig Unterstützung von Seiten der Hundehalter voraus. Die kann zum Beispiel in mehrmalig wiederholtem Ausführen an jedem Tag bestehen, damit der Kontakt zur Umgebung und ihren Bewohnern (Mensch wie Tier) hergestellt werden kann. Überhaupt, das dürfte aber selbst jedem mit einer ausgemachten Abneigung gegen Hunde klar sein, ist das Funktionieren des Zusammenlebens von Mensch und Hund abhängig von den ergriffenen Sozialisierungsmaßnahmen – was wiederum nichts ist, was Stadthunde exklusiv für sich hätten. Ob ein Hund also tatsächlich den ganzen Tag über bellt – was nicht selten schlicht und ergreifend daran liegt, dass er sich zurückgelassen fühlt, während Herrchen und Frauchen tagsüber ihrer Arbeit nachgehen –, hängt zu einem großen Teil von der Erziehung ab. Oder von der Gestaltung des Alltags: Wenn die Vierbeiner früh genug lernen, dass ihr Rudel in jedem Fall wieder zurückkommt, sind sie auch wesentlich entspannter, solange sie alleine sind.
Für und Wider: Als Hund in Leipzig
Bleibt unterm Strich trotz allem die Frage – kommt die Stadt, in der ich wohne, überhaupt für das Halten eines Hundes in Frage? Die kurze Antwort darauf muss, wenn die angeführten Argumente auch nur die kleinste Stichhaltigkeit besitzen, schlichtweg „ja“ lauten. Denn offensichtlich ist das in jeder Umgebung möglich, was im Umkehrschluss übrigens nicht gleichzusetzen ist mit ‚erlaubt‘. Worum es bei der Frage eigentlich geht, sind Faktoren wie abwechslungsreiches Stadtbild, eine ausreichende Zahl an Grünanlagen etc. Kurzum: Es geht um Lebensqualität für den Hund.
Und Leipzig scheint in dieser Hinsicht eine Hundenasenlänge Vorsprung zu haben, so zumindest lautet das Urteil des Dogs-Magazins. Das hat der sächsischen Metropole im letzten Jahr die Auszeichnung zur besten Hundestadt verliehen. Ein Indiz hierfür ist bereits die vergleichsweise hohe ‚Hundedichte‘ von 17.000 auf rund 550.000 (zweibeinige) Einwohner. Die – also die Hunde – haben dabei auf mehr als 17 Hektar Grünflächen einige Auslaufmöglichkeiten, dazu kommen weitere Gelegenheiten im Wald oder entlang von Fluss- und Teichlandschaften.
Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Hunde wie Halter sich auch in Leipzig an die gesetzlichen Grundlagen halten müssen. Die werden übrigens kontrolliert: Die Einhaltung der Leinenpflicht – die im Stadtgebiet nur auf den gekennzeichneten Hundewiesen ausgesetzt ist – wird ebenso überwacht wie das Mitführen der Hundesteuermarke und die Entsorgung des Hundekots. Wer hier nicht Acht gibt, kann schnell mit Bußgeldern von bis zu 1.000 Euro belangt werden, fehlt die Steuermarke steigt die Summe sogar auf bis zu 10.000 Euro. Hundeliebhaber werden diese Zahlen aber aller Wahrscheinlichkeit genauso wenig schrecken wie der deutlich höhere Steuersatz für einen zweiten Hund (kostet immerhin 196 Euro im Jahr) – und das ist auch gut so. Denn insgesamt hat Leipzig Hunden wie Menschen einfach viel zu viel zu bieten.