Sommerfeeling bei -110 Grad Vom ersten Mal: Eiszeitlounge Kältetherapie

Noch relativ unbedarft, aber umso neugieriger begaben wir uns zur ersten Kältekammer in Leipzig.

© Eiszeitlounge Leipzig
Unvergessen bleibt unser erster Ausflug 2018 in Leipzigs Kältekammer. Auch die Eiszeitlounge hat jetzt wieder geöffnet – und besticht schon von Anfang an durch sexy Mundschutz. Wie war das eigentlich, damals? 

—–

„Hey B, kommste mit in die Eiszeitlounge? Da geht man in einen Raum mit -110°C und das ist gut für die Gesundheit.“ – „Okay.“ So oder so ähnlich spielte sich das Gespräch im Büro zum Thema Eiszeit-Test ab. Noch relativ unbedarft, aber umso neugieriger begaben wir uns also zur ersten Kältekammer in Leipzig.

© Eiszeitlounge Leipzig
Empfangen werden wir von Silvio, Inhaber des im Mai 2017 eröffneten Studios in der Dufourstraße 28. Nach Blutdruckmessung und Fragebogen zum allgemeinen Gesundheitszustand erklärt er Ablauf und therapeutischen Hintergrund des Kälteschocks:

Durch die extrem niedrigen Temperaturen werden die Schmerzsensoren im Gehirn desensibilisiert, wodurch sich das Schmerzgedächtnis neu formatieren und Schmerzen reduziert werden können. Generell wird bei regelmäßiger „Eiszeit“ neben der Stärkung des Immunsystems auch die Muskulatur gekräftigt und die Beweglichkeit der Gelenke gefördert. Die Kältetherapie wird vor allem bei Erkrankungen wie Rheuma, aber auch bei Hautproblemen oder Phantomschmerzen empfohlen. Und auch der psychische Effekt ist nicht zu verachten: Kälte sendet Stress- und Gefahr-Signale ans Gehirn. Silvio beschreibt, dass durch diese ungewohnte Situation der Überlebensmodus aktiviert wird. Adrenalinpegel und Durchblutung steigen, während die Körpertemperatur innerhalb von Minuten auf durchschnittlich 5°C absinkt. Der Kreislauf bekommt also ordentlich zu tun! Und wenn man dann wieder „auftaut”, fühle man sich ziemlich happy-aufgedreht oder aber auch tiefenentspannt. Auch Sportler schätzen die Wirkung der extremen Kälte vor oder nach dem Training, zudem hat sie eine regenerationsbeschleunigende Wirkung.  

Ab ins Kühlhaus

© Philipp Döhler
Die dritte Gruppe, und das sind wohl heute wir, ist die der „Wellness-Anwender“, also die ohne Sport oder andere Probleme. So weist uns Silvio noch darauf hin, dass das Atmen bei diesen Temperaturen schwerer fallen wird, wir bloß nicht hektisch werden und mit den freigelegten Körperstellen nichts berühren sollen. 

Kriegt er das hin, unser badewannenverwöhnter Körper, dem schon bei unter 15 Grad fröstelig wird? Tja, ausprobieren:

Zunächst geht es jetzt in die Vorkammer bei -60°C. Nerdfacts: Die niedrigste natürliche Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurde mit -93,2°C an der Antarktis gemessen, gefolgt von Russland (-72,1°C) und Grönland (-65,9°C). Die kälteste Temperatur in Deutschland betrug -45,9°C. Also: Vorkammer? Easy! In Badesachen und ausgestattet mit Mütze, Handschuhen, Mundschutz und Yeti-Fellschuhen wird uns die schicke Glastür zum Kälteparadies geöffnet. Wie ein Boxer vorm Kampf bereiten wir uns auf den bisher unbekannten -110°C-Gegner vor – und bereits nach 30 Sekunden in der Vorkammer ist er dran (oder wir). Über Schaufenster und Sprechanlage sind wir immer mit der Außenwelt verbunden und könnten die Kammer jederzeit wieder verlassen – dass wir die angepeilten drei Minuten durchziehen würden, stand außer Frage. Im Hintergrund läuft ein Tropical Summer Musikmix – ein großartiger Kontrast zur kla-ren, trockenen Kälte. So sehr spüren wir sie gar nicht, laufen herum, tanzen ein bisschen. Nur sehen wir die Dampfwolken unserer Atmung und die rote (Gänse-)Haut. Ja, es ist kalt, aber es ist nicht unangenehm. Das Bewegen wird allerdings schwerer, je länger wir in der Kammer sind.

Aufgetaut

© Philipp Döhler
Minuten später, zurück auf der anderen Seite, resümieren wir: war das cool! Wir fühlen uns vitalisiert und freuen uns, als wir die einzelnen Körperteile wieder spüren. Meine Körpertemperatur bewegte sich zwischen 7 (Arm) und 0,4°C (um die Achillessehne). 

Stefan, der zweite im Eisteam, zeigt uns noch den Trainingsraum, der vor oder nach der Eiszeit genutzt werden kann, um Muskeln, Gelenke und Faszien zu trainieren. Eine halbe Stunde später überkommt uns so eine tiefe, entspannende Wärme aus dem Inneren … Wir sind herrlich müde! Also auf zurück ins Büro …     

www.eiszeitlounge.de