Boxen bis zum persönlichem K.O. Ausprobiert: FLINTA* Boxen

Kein neuer Trendsport, dennoch wichtig. Beim FLINTA*-Boxen geht es darum, Frauen, lesbischen, intergeschlechtlichen, nicht-binären, trans und agender Personen einen modernen und weltoffenen Trainingsraum zu bieten und dabei ein positives und respektvolles Umfeld zu schaffen. Das Sternchen steht dafür als Platzhalter für alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten. Wir haben das Ganze für euch im “8weapons”-Gym ausprobiert.

© 8weapons gym

Auf geht es zum Training im 8weapons in der Ritterstraße.Fast täglich werden dort FLINTA*-Kurse angeboten. Auf verschiedenen Flächen geht es heiß her beim Muay Thai, Krav Maga, Honey Badger JJ und Boxing. Das Konzept von 8weapons fußt dabei auf den drei Konzepten: Weiterentwicklung, Respekt und Sicherheit sowie Freude am Training. Von Montag bis Freitag werden dort Kurse von 9 bis 12:30 Uhr und 16 bis 22:30 Uhr angeboten. Wir entscheiden uns für einen der Probekurse, tragen uns ein und bekommen direkt eine E-Mail. Am Trainingsabend werden wir von Trainerin Sandy begrüßt. Sie erklärt uns kurz den Trainingsablauf: Nach 20 Minuten Warm-up folgt das Technik- und Pratzentraining. Dort kommen wir dann in Zweiergruppen zusammen und trainieren entweder am Handschlagpolster oder am Boxsack. Neben uns sind noch sieben andere Frauen beim Training.

© Janine Barkowsky

Sicheres Trainingsumfeld schaffen

„In dieser doch Männer dominierten Sportart haben wir das Ziel, Hemmschwellen anzugleichen und dass Menschen sich überwinden, doch den Sport zu betreibewn, den sie gerne möchten“, berichtet Sandy. Mit Erfolg, denn das FLINTA*-Training ist immer gut besucht: Zehn bis zwanzig FLINTA*s sind meistens mit dabei. Entstanden ist die FLINTA*-Bewegung, um einen Schutzraum für Menschen zu schaffen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität diskriminiert werden. In den 70er Jahren wurden in Westdeutschland sogenannte Frauenräume eröffnet als sicherer Ort zum Austausch für Frauen, 1976 folgte das erste Frauenhaus in West-Berlin. Im Gegensatz zu LGBTQIA+ liegt bei FLINTA* der Fokus auf der Geschlechtsidentität von Personen.

„Die Bezeichnungen ändern sich stetig. Wir haben mit einem Training nur für Frauen begonnen“, erzählt Peter, er ist Leiter und Headcoach für die Abteilung Muay Thai und Thaiboxen. Er war es auch, der sich, damals aus Dresden kommend, 2010 mit Freunden zusammengeschlossen und den Verein gegründet hat. 8weapons steht übrigens für die acht Waffen, die man am Körper trägt: Fäuste, Ellenbogen, Knie und Beine. Peter erzählt mir in einer Trainingspause vom Aufbau und der Geschichte des Vereins: 2012 gegründet, 2021 fast insolvent gegangen und aus Markkleeberg in die neuen Räumlichkeiten in der Ritterstraße umgezogen.

Das heißt mehr Fläche und auch mehr Verantwortung. Aus den ehemaligen Lasertagräumen haben Peter und sein Team aus zehn Trainer:innen eine große Halle mit mehreren Räumen und eigens hochgezogenen Wänden geschaffen. Drei Mattenplätze gibt es, einer davon etwas ruhiger in einem separaten Raum gelegen und einen Ring, dazu 19 Boxsäcke und Birnen, an den Wänden hängt das „Zubehör“: Pratzen, Boxhandschuhe in allen Größen und Formen. Für die DBMA, das steht für Dog Brothers Martial Arts, sprich kämpfen mit allem, was man hat, einschließlich treten, schlagen, halten, hebeln und wirbeln, gibt es eine ganze Ecke voll mit Zusatzmaterial: Dummy-Äxte, -Messer und -Schwerter.

© Janine Barkowsky

Probetraining mit kirschrotem K.O.

Die brauchen uns in unserem Mini-Crashkurs allerdings nicht zu interessieren, wir sind froh, wenn wir das Aufwärmen überstehen. Am Anfang setzen wir uns auf die Matte, atmen tief ein und aus, kommen an, dann folgen ein paar Übungen, die man eventuell aus der Gymnastik kennt, das Dreieck, bei dem man Arme und Beine streckt und das Hinterteil gen Decke zeigt.

Dann wird es allerdings anstrengend, Sandy fordert uns auf, zu Paaren zusammenzukommen und wir holen uns Springseile. Immer abwechselnd: Einer springt, das andere Teammitglied macht Hampelmänner. Nach zehn Minuten sind wir kirschrot im Gesicht. Nach dem Warm-up geht es weiter, mit der Technik. Alle stehen im Kreis und üben Schattenboxen und trainieren damit ihre Koordination und das technisch korrekte Schlagen. Anschließend gehen wir zu den Boxsäcken hinüber. Wir merken, alle haben ihre eigene Technik, aber alle pusten und atmen bei den Kicks aus. Dann versucht Sandy, uns einen Schritt beizubringen, auf den ein Kick folgt. Dafür brauchen wir wohl noch ein paar Mal mehr Übung – zwei Mal Probetraining haben wir noch frei.

Fazit: Wer sich über seine Grenzen hinaus, in einer sicheren Umgebung, auspowern möchte, ist beim FLINTA* Boxen genau richtig! Probiert das FLINTA* Boxen also gerne mal aus!

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