Um die wichtigste Mahlzeit des Tages dreht sich die derzeitige Sonderausstellung „…ein ungeheurer Appetit nach Frühstück und nach Leben“ im Grassi Museum. Hier lernen wir etwas über die Entstehung und soziale Bedeutung einer Mahlzeit, die den einen heilig ist, während sie von den anderen achtlos ausgelassen wird.
Etwas worüber die meisten bisher kaum nachgedacht haben werden, ist schon der Name „Frühstück“, der auf die Tageszeit der Einnahme hinweist. Im englisch- und französischsprachigen Raum bedeuten die Worte breakfast und Déjeuner dagegen das Brechen des nächtlichen Fastens. Auch was auf den Tisch kommt wird erläutert. Im Mittelalter trank man schon früh am Morgen Bier und Wein zu einem ersten schlichten Mahl. Heißgetränke wie Kaffee, Tee und Schokolade ersetzten die alkoholischen Getränke bald. Anfangs als Heilmittel angepriesen, gerieten sie bald in Verruf gesundheitsschädlich zu sein und die Sittenlosigkeit zu fördern. Bei der etwas makabren Tradition des Hinrichtungsfrühstücks, nicht zu verwechseln mit der Henkersmahlzeit, schmauste die Stadtobrigkeit an einer reich gedeckten Tafel, während der Delinquent auf den Vollzug der Strafe wartete.
Auch über Tischsitten und Etikette erfahren wir: „Die Unterhaltung am Frühstückstisch sollte sich um erfreuliche Themen drehen und kann in einem gewissen Maße persönlicher Natur sein, beispielsweise kann nach der Gesundheit gefragt werden, oder ob die Nacht angenehm verbracht wurde.“ Neben diesen nützlichen Lektionen sind allerlei Frühstücksutensilien ausgestellt, Geschirre aus verschiedenen Design-Epochen, Kaffeemaschinen und Toaster.
Wer die Ausstellung vormittags besucht und, angeregt von all dem Wissen übers Frühstücken, Lust auf eine sittenlose Schokolade bekommt, kann im Café des Grassi Museums noch eines der wöchentlich wechselnden Frühstücke rund um die Welt einnehmen. Ab dem 19. April gibt es beispielsweise ein afrikanisches Frühstück mit Bohnen, Reis, Maisbrei, Chapati, Mandazi und Süßkartoffeln für 18€. Ab dem 26. April steht ein griechisches Frühstück für 17,50€ auf der Karte und ab dem 03. Mai ein französisches für 16€. Das Ganze gibt es Sonntags von 10-14 Uhr und den Rest der Woche von 10-12 Uhr, Frühstücker zahlen ermäßigten Eintritt in die Ausstellung.
Fazit: Man muss nicht Frühstücks-Leidenschaft eines Walter White Junior teilen, um dieser Ausstellung etwas abgewinnen zu können. Man erfährt allerhand witzige Fakten, die man sicher gut gebrauchen kann, wenn das Gespräch am Frühstückstisch mal ins stocken kommt. Einige der Ausstellungsstücke sind durchaus sehenswert, aber man ist schnell durch. Darum lohnt sich der Eintritt erst, wenn man auch Interesse an der im Preis inbegriffenen Dauerausstellung, oder der zweiten aktuellen Sonderausstellung mit dem Titel „Object is Meditation and Poetry“ hat.
Infos: geöffnet bis 31. Mai 2015, 10-18 Uhr, Eintritt 8€/5,50€/frei am ersten Mittwoch im Monat