Kriegsmomente Ausstellungsrezension: „Geliebtes Afghanistan“ im Neuen Augusteum

Die Fotografien der deutschen Fotojournalistin Anja Niedringhaus werden aktuell in der Ausstellung „Geliebtes Afghanistan“ im Neuen Augusteum gezeigt.

© picture alliance/AP images
In der Ausstellung „Geliebtes Afghanistan“, die aktuell in der Galerie im Neuen Augusteum gezeigt wird, werden die Fotografien der deutschen Fotojournalistin Anja Niedringhaus ausgestellt. Etwa 50 Bilder, aufgenommen von 2008 bis 2014, zeigen das Leben der Menschen in Afghanistan. 

Die Fotografin legte ihren Schwerpunkt auf Kriegsberichterstattung, bis sie 2014 Opfer eines Attentates in Afghanistan wurde. Durch ihre Fotos liefert Niedringhaus den Betrachtern einen Einblick in das Leben mit dem Krieg. Ihr Hauptaugenmerk legt sie dabei auf Kinder. Diese werden in alltäglichen Situationen wie beim Spielen, Sport oder in der Schule dargestellt. Und doch ist dieser letzte Punkt in Afghanistan nicht selbstverständlich. Lange Zeit durften Mädchen durch die Gesetze der Taliban keine Schule besuchen, deshalb bilden die Fotos einen gesellschaftlichen Fortschritt in Afghanistan ab, gleichzeitig äußern sie aber auch Kritik. Außerdem lassen sich in ihnen ironische Elemente finden, z.B. wird auf einem Foto ein Wandplakat gezeigt, in dem Männer und Frauen zur Wahl und zur Nutzung ihrer gleichen Rechte aufgerufen werden. Im Hintergrund gehen allerdings zwei völlig vermummte Frauen die Straße entlang. 

Intensive Momentaufnahmen

Die Bilder sind emotional und mitreißend. Sie offenbaren faszinierende Landschaften sowie intensive Momentaufnahmen der Afghanen, die ungeschönt die Wahrheit erzählen. Erstaunlich ist das auf den meisten Bildern überwiegende Glücklichsein der Menschen im Angesicht der politischen Lage und des stets präsenten Militärs. Am berührendsten ist ein Foto, auf dem zwei Kinder einen Drachen steigen lassen. Sie wirken gelöst wie „gewöhnliche“ Kinder, es ist offensichtlich, wie glücklich sie sind und wie sie die Freiheit des Spielens genießen. Vor dem Hintergrund, dass sie wohl keine normale Kindheit haben, ist dieses Bild umso ergreifender. Etwas erschreckend ist allerdings die Normalisierung des Umgangs mit Gewalt im Alltag. So zeigen die Fotos, wie Kinder Soldaten begegnen und ihnen die Hand reichen oder wie ein Kind mit Spielzeug-Maschinengewehr Karussell fährt. 

Die schönen Fotografien von Anja Niedringhaus bilden die gesellschaftliche Situation Afghanistans ab und sind gleichzeitig politisch, sie liefern aber auch hoffnungsvolle Perspektiven. Die Ausstellung ist recht klein, trotzdem lohnt sich ein Besuch!

 INFO:  noch bis zum 21. Juli 2017 im Neuen Augusteum