Übers Träumen und Jazzalben Bosse Interview zur „Übers Träumen“-Tour

Donnerstagmorgen 9:20 Uhr und wir dürfen gemeinsam mit dem Musiker Bosse unseren ersten Kaffee trinken. Am Telefon. Bosse geht mit seinem aktuellen Album „Übers Träume“ bald auf Tour und spielt u.a. am 03. Mai in der Berliner Max-Schmeling-Halle und am 04. Mai 2024 im Haus Auensee.
Wie sich das neue Album anhört, warum früher alles rockiger war, welche Dinge für Bosse unterwegs unentbehrlich sind und ob es bald ein Jazzalbum von ihm geben wird, erfahrt ihr in diesem Interview.

© Sarah Storch

Bist du ein Morgenmensch? Ist das ist das eine gute Uhrzeit für dich oder bist du eher ein Langschläfer?

Es gibt schon fast Mittagessen( lacht). Nee, Quatsch, aber ich penne jetzt nicht so ultralang.

Im Oktober ist dein Album Übers Träumen herausgekommen.  Worum geht es? Was ist das für ein Abschnitt in deinem Leben? Worüber singst du?

Das ist mein allererstes Album mit einem roten Faden. Ich habe mir ganz am Anfang dieser Schreibphase aufgeschrieben „Übers Träumen“!  Dann kamen ein paar textliche Zufälle dazu und dann hatte ich zwar noch kein komplettes Konzeptalbum, aber eben diesen roten Faden. Es geht viel um Zukunftsträume, um Hoffnung, um den Rausch, um den Exit vor allen Dingen aber darum, dass Träume einem Power geben, und das ist so das Thema.

Also du hast dich jetzt nicht viel mit Tiefenpsychologie und was passiert beim Träumen im Schlaf auseinandergesetzt, sondern es geht tatsächlich ums Träumen im Sinne von Visionen haben?

Genau. Also außer bei 1,2 Nummern war das so. Ich habe natürlich angefangen super viel über Traumdeutung zu lesen und so, aber auf irgendeine Art und Weise fand ich das nicht passend für ein ganzes Album. Auf der Platte gibt es aber einen Song in Richtung Fiebertraum. Das ist schon komisch, weil genau das in meinem Kopf die vorherrschende Vorstellung von Träumen war. Aber ich fand es dann doch geiler und interessanter den Tagtraum, den Zukunftsraum und den gesellschaftlichen Traum zu besingen.

Ist es so, dass man mit dem neunten Album die Musik macht, die man dann schon immer machen wollte?

Ich bin immer einigermaßen schnell von mir selbst und von dem, was ich so kann und schon gemacht habe, gelangweilt. Was Musik angeht, zumindest.
Ich freue mich immer über neuen Input oder neue Inspiration. Oder wenn ich noch etwas dazulernen kann. Das neue Album hat sich gut angefühlt. Das ist das, was ich immer schon machen wollte, aber wahrscheinlich nur in den letzten 2 Jahren (lacht). Das, was jetzt kommt, ist auch wieder anders. Ich habe gerade viel geguckt, was ich eigentlich so gemacht habe über die letzten 20 Jahre. Der Kern ist eigentlich immer ein Lied. Also immer ein Song und wie das dann am Ende klingt und was es am Ende ist, ist eigentlich egal, weil wenn Lied gut ist, kann das aus jeder Musikrichtung kommen.

Und was würdest du sagen, wie unabhängig bist du heute mit deiner Kunst? Rückblickend warst du beim ersten Album am freisten oder ist es so, dass du dir heute ganz andere Dinge leisten kannst und deswegen heute freier bist?

Frei ist man beim ersten Album auf jeden Fall, weil man noch gar keinen Druck verspürt, weitermachen zu wollen oder zu müssen. Aber ich muss schon sagen, dass ich mein erstes Album und auch das zweite überhaupt nicht bereit fand. Ich wusste da noch gar nicht so wirklich, was ich möchte oder was ich kann oder was ich bin oder was es werden will. Ich habe eigentlich immer nur geguckt, was ich cool finde und hab versucht, da so hinzukommen und das funktionierte manchmal aber auch gar nicht. Ich finde das heute bei mir so frei, weil ich das Gefühl habe, ich habe meine Sprache gefunden, ich habe genug Ideen. Und das fühlt sich erstmal frei an.
Auf der anderen Seite habe ich jetzt Verantwortung für super viele Leute, von meiner Tour Managerin bis zu meiner zweiten Busfahrerin oder bis zu meinem Trompeter. Das sind alles Leute, die davon leben. Das reicht dann schon aus, als riesengroßes Druckmittel mal wieder einen guten Song zu schreiben.

Gott sei Dank, muss man ja als Zuhörer:in und Fan auch ein wenig sagen…

Es Ist schon mein Beruf geworden, aber auch das ist ja nicht nur druckvoll, das macht ja nach wie vor Bock.

© Sarah Storch

In der Zwischenzeit schweifen Bosse und ich im Interview etwas ab. Es geht um die alten rockigen Zeiten und um Lieder wie 3 Millionen. Es geht um Berlin, Großstadtanonymität und wie cool Bosse Leipzig findet. Er sagt dann im Interview: „Du hast mit Leipzig alles richtig gemacht. Ganz ehrlich, wenn ich mich noch mal entscheiden könnte…“
Und dann freut er sich auf den großen Auftritt im Haus Auensee am 04. Mai 2024 und wir kehren zurück zum Interview.

Wie ist es so, wenn du jetzt auf Tour startest, gibt es Dinge, die auf gar keinen Fall in deinem Gepäck fehlen dürfen? Ein Nackenkissen z.B. …

Nee, die habe ich nicht. Also der einzige Luxus, den ich mir gönne, mein paar Tanzschuhe, das ich dreimal dabei haben. Das liegt aber auch daran, dass ich natürlich sauviel schwitze und die Schuhe teilweise kaputt gehen vom vielen Tanzen. Ansonsten habe ich eher für andere schon so einiges durch. Z.B. einen Massagesitz für den Busfahrer, den ich gekauft habe. Aber am Ende ist das alles total egal. Also ich penne gut im Bus und ich habe aber auch immer schon auf jedem WG-Boden gut gepennt.

Also keine 20 lila Blumensträuße Backstage für dich?

Eigentlich eine schöne Idee mit den Blumensträußen… (lacht herzhaft), aber im Haus Auensee gibt’s genug Plastikpalmen.

Ja, die lieben wir alle. Sag mal, welche Festivals und Konzerte wirst du dir dieses Jahr nicht entgehen lassen? Hast du irgendwas auf deiner Liste, wo du sagst, trotz viel Arbeit im Sommer werde ich mir das ein oder andere anschauen?

Ja, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich noch nicht so den Plan. Also ich werde mir auf jeden Fall Bruce Springsteen angucken, weil das habe ich irgendwie noch nicht gemacht.
Ansonsten gibt es ein Lana Del Ray Konzert in Paris, was ich gern sehen möchte. Das sind jetzt so die beiden Klopper in diesem Jahr.

Und ansonsten?

Ansonsten bin ich viel auf Festivals unterwegs und hab dann immer den ganzen Tag Zeit, dass ich mich eigentlich kein Jahr über zu wenig Musik beschweren kann. Da habe immer Bock auf ein paar kleinere Festivals, wo ich mir ein paar junge Leute angucke, die um 13:00 Uhr spielen.

Und hast du aktuell einen Geheimtipp, den du teilen magst oder irgendwas was du gerade hörst, was dir so richtig gut gefällt?

Was ich im Moment gerne mag, ist eine Leipziger-Berliner Formation, die heißen Kapa Tult. Wen ich auch gerne mag, die haben im November in Erfurt vor mir gespielt, weil ich so Fan bin –Power Plush. Das ist eine Band aus Chemnitz und Berlin.

Das klingt gut. Es zieht dich musikalisch also Richtung Osten?!

Na klar! Also alles, was gut ist!

Dann kommen wir schon zum Ende…
Wenn du dir selbst eine Interviewfrage stellen dürftest, welche wäre das?

Eine, die super selten gestellt wird. Wann würdest du aufhören?

Und, was würdest du antworten?

Ich habe heute Morgen mit meinem Gitarristen gesprochen. Wir sagen uns schon seit Jahren, wenn es irgendwann keinen Bock mehr bringt und wir lustlos sind, dann hören wir auf.
Also zum Beispiel, wenn man das Lied 3 Millionen zum tausendsten Mal auf einer Bühne spielt, dann hat man das Gefühl, man möchte jetzt plötzlich eine Jazz Version davon spielen, weil man es irgendwie ändern muss. Inzwischen haben wir die Option, es aus dem Set zu nehmen, weil wir genug Songs haben. Aber wir sagen uns eigentlich immer, wenn wir irgendwann lustlos sind, dann ist es Zeit aufzuhören.

Ganz ehrlich, ich wäre sehr gespannt auf die Jazz Version von 3 Millionen und wir freuen uns total auf das gesamte Jazzalbum. In diesem Sinne vielen Dank, Aki Bosse und wir sehen uns in Leipzig, Berlin oder in einer der anderen Städte der „Übers Träumen“ Tour oder auf einem der Festivals (z.B. Highfield!!!), wo du dieses Jahr spielst!

Bosses Hallentour „Übers Träumen“ startet am 26.04.2024 in Köln. Tickets für alle Konzerte könnt ihr hier kaufen.
Am 04.05.2024 spielt Bosse dann im Haus Auensee.

Mehr von Bosse lest ihr z.B. in diesem Interview.