Klettern ist den meisten wohl ein Begriff! Was damals rege auf Bäumen praktiziert wurde, ist nicht erst seit kurzem eine mental und körperlich herausfordernde Sportart, die man vielerorts im Freien oder in Hallen praktizieren kann. Bouldern hingegen hat sich gerade in den letzten Jahren einem extremen Boom unterzogen. Damit gemeint ist das Klettern in Absprunghöhe ohne Kletterseil und -gurt. Wir trafen uns mit René, dem Chef der Leipziger Kletterhalle No Limit und der Boulderhalle BLOC No Limit und sprachen mit ihm über gefährliche Nachlässigkeiten und explodierende Boulderhallen.
Wann und aus welchem Gedanken heraus wurden denn die Hallen eröffnet?
2004 haben wir das No Limit eröffnet. Die Intention war es, mein Hobby zum Beruf zu machen. Die Idee selbst habe ich von der US Westküste, wo es die ersten großen Kletterhallen gab. In Leipzig gab es solche Institutionen damals noch nicht. Und so haben wir versucht, eine große Halle mit langen Wänden zu konzipieren. Die längste Wand ist unsere überhängende sogenannte „Wettkampfwand“, wo sich die Cracks einfach in 24 Meter Länge und 16 Meter Höhe austoben können. Zusätzlich gibt es in unserer Kletterhalle zwei Boulderräume. Doch wir hatten Lust, auf eine größere und in sich geschlossene Boulderhalle. Diese wurde dann 2014 mit dem BLOC No Limit realisiert.
In der Boulderhalle erwarten uns ja seit Februar auch ein paar Neuheiten …
Ja. Es gibt dann einen neuen Teil der Halle, welche auf 600 m² rein für Erwachsene sein wird, einfach weil die Verletzungsgefahr für die Kids zu groß wäre. Doch auch für die Kleinen wird’s was geben. Ende des Jahres werden wir dann den dritten Teil der Halle eröffnen – den Kinder-Boulder-Bereich mit 400 m².
Was kann man denn Leuten auf den Weg geben, die anfangen wollen zu klettern?
Es ist immer schwierig, das erste Mal ganz spontan in die Kletterhalle zu kommen. Am besten man macht erstmal einen Kurs. Bestenfalls beginnt man mit einem Top-Rope-Kurs oder man kommt mit jemandem, der das Klettern sicher beherrscht. Wenn man von der mentalen und körperlichen Fitness stabil ist, dann sollte man immer ambitioniert sein, die Routen auch vorzusteigen. Auch wenn‘s viele scheuen, weil es natürlich auch eine größere Herausforderung ist. Das Vorsteigen ist dann aber erst der richtige Fun! Und das pure Leben ist schlussendlich das Klettern im Freien! Man muss nur das richtige Klippen und auch Ins-Seil-Stürzen lernen. Viel wichtiger als das richtige Klettern – und das darf man nicht vergessen – ist das richtige Sichern! Und das muss man lernen! Da sieht es beim Bouldern schon anders aus. Da kann man wirklich einfach vorbeikommen und mal loslegen – einzig das Fallen bzw. Abspringen will auch hier gelernt sein! Was viele diesbezüglich jedoch unterschätzen, ist, dass die Verletzungsgefahr beim Bouldern deswegen höher ist! Klettern hingegen, weniger ein Risikosport als ein Sport mit Gefahren, ist gelenk- und knochenschonender. Doch jegliche Art von Nachlässigkeit, gerade durch routiniertes Klettern, ist völlig Fehl am Platz – ein Partnercheck ist das A und O!
Bouldern ist Trend! So heißt es aus kritischen Mündern, es versuche bei manchen nur die Muckibude abzulösen. Wie siehst du das?
Bouldern wird halt mehr und mehr zur modernen Fitness, und mal ganz ehrlich, das ist doch auch völlig okay und legitim! Ich weiß, dass es eine Community gibt, die sich für das Nonplusultra hält und jegliche ‚Neuankömmlinge‘, die es vielleicht tatsächlich wegen der Fitness machen, belächelt. Jeder hat doch aber das Recht, im Leben neue Dinge auszuprobieren! Menschen, die zu uns kommen, suchen das Spiel mit dem eigenen Körper und die Hilfsmittel dazu sind Kraft, Technik und Beweglichkeit. Das ist bei jedem individuell und wir in der Halle stellen eigentlich nur den Spielplatz dafür.
Spielt das Alter eine große Rolle?
Klettern kannst du eigentlich bis ins hohe Alter. Wir haben in unserer Halle auch 75-jährige Kletterer. Beim Bouldern jedoch zeichnet sich im Moment ein jüngeres (unter 50) Publikum ab. Viellleicht fehlt die Generation aber noch.
Was sind deine Tipps für Boulder-Einsteiger?
Erstmal ab in die Boulderhalle und ausprobieren. Wir haben für jedes Niveau etwas dabei. Wenn man früh merkt, Freude dran zu haben, lohnt es sich, schnell eigene Kletterschuhe zu kaufen. Man kann bei uns zwar Schuhe leihen, aber es ist besser, sich an seine eigenen zu gewöhnen. Beim Kauf sollte man sich Zeit lassen und viele Modelle probieren. Am Anfang muss es nicht der teuerste und engste Schuh sein, da darf’s auch noch etwas bequem zugehen. Auf keinen Fall die ganze Zeit mit den Kletterschuhen rumrennen. Einfach nach jeder Route ausziehen. Sonst stinken diese bestialisch (lacht). Magnesium bzw. Chalk lohnt sich noch, damit man auf den perfekten Grip vertrauen kann und ansonsten darf eigentlich jedweder Fitness direkt angefangen werden.
ADRESSEN
Kletterhalle No Limit • Dessauer Str. 2, 04129
Kletterturm Mockau • Tauchaer Str. 14, 04357
Boulderhalle Bloc No Limit • Brandenburger Str. 26, 04347
Boulderhalle Westbloc • Erich-Zeigner-Allee 64, 04229 (noch nicht eröffnet)
Kleine Kletter-Legende
Chalk // Magnesium
… verstaut man am besten in einem dafür vorgesehenen Chalkbag und führt diesen beim Klettern am Gurt und beim Bouldern in der Nähe mit sich. Das Magnesium soll schwitzige und damit rutschige Hände verhindern.
Klippen
… muss man sein Seil in die in der Kletterhalle befindlichen Exen, die in regelmäßigen Abständen angebracht sind. Jene Exenabstände sind beim Klettern im Freien um einiges größer als in der Halle.
Partnercheck
… ist beim Klettern jedes einzelne Mal unabkömmlich. Sitzt der Gurt und der Knoten, ist das Sicherungsgerät richtig befestigt …? Gerade mit der Routine schleichen sich fatale Fehler ein!
Topropeklettern
…ist für Einsteiger gut geeignet. Das Seil kommt von oben und garantiert dem Kletternden somit einen minimalen Sturz. Im Gegensatz zum Vorstieg macht dies vor allem mental und auch in puncto Kraft-Ausdauer einen Unterschied.
Vorstiegsklettern
… erfordert die Fähigkeit, das Seil eigenständig in die Exen zu führen und ist somit in Sachen Kraft-Ausdauer auch aufwendiger. Ein regelmäßiges Sturztraining ist jedem Kletterteam (Seilschaft) zu empfehlen, um einerseits als Sichernder einen guten Sturz zu gewährleisten und anderseits als Kletterer das gute Stürzen zu lernen.
Weitere Infos auf www.kletterhalle-leipzig.de und www.boulderhalle-leipzig.de