In Anwesenheit des Regisseurs Hans Block
The Cleaners: Special Screening in der Schaubühne Lindenfels
30.05.2018
Carolin Petereit
Tief bewegend gewähren uns die Regisseure Hans Block und Moritz Riesewick einen verstörenden Einblick hinter die Kulissen einer gigantischen Schattenindustrie. Im Fokus: Die Menschen der digitalen Zensur von Twitter, YouTube, Facebook und Co – Kurz: The Cleaners.
Spätestens seitdem klar ist, dass zig Millionen Nutzerdaten an eine Firma gerieten, die sie für die Wahlkampagne Donald Trumps missbrauchte, stehen Herr Zuckerberg und Facebook in harter Kritik. Der Film THE CLEANERS lässt nun das angekratzte Ego weiter abbröckeln. Tief bewegend gewähren uns die Regisseure Hans Block und Moritz Riesewick einen verstörenden Einblick hinter die Kulissen einer gigantischen Schattenindustrie. Im Fokus: Die Menschen der digitalen Zensur von Twitter, YouTube, Facebook und Co – Kurz: The Cleaners.
Solche Originalauszüge aus der Kommunikation zwischen in Manila sitzenden Mitarbeitern und den Filmmachern prägen die Szenerie. Immer wieder tauchen Gesprächsschnipsel auf, die den Zuschauer stets daran erinnern, dass es sich hier um die reale Welt handelt und nicht um Fiktion. Die Mission ist ernst. Der Zuschauer wird mitgenommen auf die Philippinen nach Manila und erfährt wahrscheinlich, wie wir auch, zum ersten Mal, wie Soziale Netzwerke belastende Inhalte von ihren Plattformen freihalten. Der Schlüssel sind Content Moderatoren. Das diese zahlreichen „Säuberer des Internets“, die nicht in den westlichen Ländern sitzen, sondern für weniger Geld auf Übersee arbeiten – Das konnten wir uns zugegebenermaßen schon fast denken. Doch wer da wirklich verantwortlich ist für das, was wir zu sehen bekommen und unter welchen Bedingungen diese Menschen arbeiten müssen, das erzählt The Cleaners.
Doch der Film schlägt weitere Wellen um sich. So bleibt er nicht nur auf der Schicksalsebene der Mitarbeiter, sondern spinnt seine Fäden weiter und stellt den Zuschauer vor die Frage: Inwieweit ist der vermeintliche Fortschritt und die rasante Digitalisierung ein zivilisatorischer Gewinn? Treu nach dem Motto „Wir schauen dem Gaul ins Maul“ decken die Filmemacher das trojanische Pferd unserer Zeit auf. Wie sauber sind unsere „sauberen“ Plattformen wirklich? – Denn so hat die Oberflächenreinlichkeit von Instagram, Facebook und Co auch seinen Preis.
Kurz und knapp: Ein Film, der den Zuschauer mit teilweise verstörenden Bildern konfrontiert und gleichzeitig seinen eigenen Netzwerkkonsum in Frage stellen lässt. Ein Nachbeben bleibt in jedem Fall – sowie leider auch ein kleiner Verlust an gewonnenem Urvertrauen. Trotzdem können wir Arte Tracks nur zustimmen: „Einer der wichtigsten Dokumentarfilme des Jahres.“