Der Sieger im Dunkeln des Raumes Deutliche Niederlage des SC DHfK Leipzig gegen die MT Melsungen

Die Sachsen mussten sich beim Auswärtsspiel in der ausverkauften Rothenbach-Halle in Kassel den favorisierten Hessen mit 23:31 geschlagen geben.

Die Handballer des SC DHfK Leipzig müssen fünf hammerharte Auswärtsspiele in Folge bestreiten: Göppingen, Melsungen, Magdeburg, Kiel, Flensburg. Da denken sowohl die Experten als auch Anhänger an deutliche Schlappen für einen Aufsteiger in die erste Bundesliga. Drum würde jenes 23:31 (12:18), das die sächsischen Männer am Sonntag in Kassel erreichten, der Papierform entsprechen. Nicht mehr, nicht weniger.

© Rainer Justen
Zweifellos: Die Gastgeber von der Turngemeinde aus Melsungen zählen zu den deutschen Spitzenteams. Denn die Hessen können extrem viel Masse (sowohl aus finanzieller als auch körperlicher Sicht) mit enormer Erfahrung aus extrem vielen Länderspielen aufbieten. Prompt beherrschten vor allem der schwedische Johan Sjöstrand im hessischen Tor sowie Michael Allendorf, Michael Müller und Johannes Sellin – alles Nationalspieler – die ersten Aktionen. MT Melsungen führte folgerichtig 1:0, 6:2, 7:4.

Doch dieses Mal hielten die jungen Sachsen spielerisch mit. Marvin Sommer, Philipp Weber und Benjamin Meschke warfen vier Treffer hintereinander und plötzlich lagen die Leipziger 7:8 vorn. Sollte ihnen tatsächlich in der proppevollen Rothenbach-Halle der zweite Auswärtssieg in der laufenden Saison gelingen?

Michael Roth, der Trainer des Favoriten, reagierte mit einer Auszeit und kleinen taktischen Korrekturen, die seine favorisierte Mannschaft wieder in Vorhand brachte. MT Melsungen erzielte in den nächsten zehn Minuten sechs Treffer. Dagegen ließen die körperkulturellen Handballer zu viele Gelegenheiten – insbesondere aus dem Rückraum – liegen. Besser: Der schwedische Nationaltorwart Sjöstrand ahnte die meisten, im Dunkeln der Messehalle abgegebenen Würfe von Sergey Zhedik oder Philipp Weber und hatte stets eine Hand dazwischen. Es waren die entscheidenden Minuten des Matches.

© Rainer Justen
Der Anwärter auf einen Europapokalplatz lag wieder mit mehreren Treffern vorn. 12:8 sieben Minuten vor der Pause, 18:12 zum Seitenwechsel, 25:17 eine Viertelstunde vor Schluss. Immer, wenn die engagierten Leipziger den Rückstand verkürzen und neue Hoffnung auf einen knappen Ausgang schöpfen konnten, schlugen die internationalen Recken in den hessischen Reihen zurück. Vorneweg Momir Rnic. Der serbische Nationalspieler warf allein neun Tore.

Die Leistung von Sergey Zhedik könnte an diesem Sonntag für die ganze grün-weiße Mannschaft stehen. Der russische Torschützenkönig der letzten zwei Jahre war ständig im Brennpunkt des Geschehens, erzielte fünf wertvolle Treffer, doch spielte nicht effizient genug, verdaddelte zwei, drei Chancen zu viel, um „Spieler des Spieles“ zu werden. Die hießen letztendlich Sjöstrand, Rnic, Müller oder Sellin und steckten in einem roten Dress. MT Melsungen gewann vielleicht drei, vier Treffer zu deutlich mit 31:23 Toren.

Die Leipziger Handballmänner verabschieden sich nun in die wohlverdiente Winterpause und wünschen allen Fans, Sponsoren, Partnern und Freunden einen wunderbaren Rutsch ins Jahr 2016, in welchem die Grün-Weißen ähnlich viele Handball-Sternstunden erleben möchten wie im letzten Jahr. Ab 13.01. (Trainingsauftakt) werden sich die Sachsen intensiv auf die Rückrunde vorbereiten und wieder Vollgas geben.

Trainerstimmen:

Trainer Christian Prokop (SC DHfK Leipzig):
„Glückwunsch an Melsungen zu zwei verdienten Punkten. In unserem zweiten schweren Auswärtsspiel der englischen Woche wollten wir eine Reaktion auf den schwachen Auftritt in Göppingen zeigen. Die Tugenden, die uns bisher als Aufsteiger ausgezeichnet haben, waren heute wieder zu sehen, aber auch ein Qualitätsunterschied zwischen beiden Mannschaften. Melsungen kam mit viel Wucht aus der zweiten Reihe, wir hatten im Rückraum dagegen eine Quote von weniger als 40 Prozent. Dazu hielt Torhüter Sjöstrand gut, sodass Melsungen zu vielen leichten Toren kommt und unsere 8:7-Führung in eine eigene 13:8-Führung umwandeln konnte. Wir haben trotzdem versucht dran zu bleiben. Eine Niederlage mit sechs Toren wäre in Ordnung gewesen. Deswegen ärgern mich die beiden Gegentreffer in der letzten Minute. Dennoch war 2015 ein sehr starkes Jahr, das Positive überwiegt.“

Trainer Michael Roth (MT Melsungen):
„Ich gratuliere meiner Mannschaft zu einem sehr guten Jahr. Bis auf das Spiel am letzten Mittwoch gegen Hannover hat sie vieles richtig gemacht. Auch meine Mannschaft hat heute eine Reaktion gezeigt und gegen Leipzig einen guten Abschluss hingelegt. Allerdings hat man gesehen, dass ein bisschen die Körner ausgegangen sind und deshalb manchmal mentale Stärke und die Konzentration fehlten. Sie hat heute mehr Handball gekämpft statt gespielt. Ich bin trotzdem sehr, sehr stolz auf die Mannschaft, das Umfeld und unsere Fans. Wir haben beste Voraussetzungen, 2016 unsere Ziele zu erreichen.“

Spielbericht: Leutzscher Welle

Statistik MT Melsungen gegen SC DHfK Leipzig 31:23 (18:12)

Stationen: 2:2, 6:2, 7:4, 7:8, 13:8, 14:11, 18:12, 19:14, 23:15, 26:20, 29:23, 31:23

MT Melsungen: Sjöstrand, Villadsen; Maric 4, Sellin 3, Golla, Fahlgren 2, Forstbauer 1, Hildebrand, Danner 1, P. Müller 2, Boomhouwer, Rnic 9/4, Schneider 3, Allendorf 3, M. Müller 3

SC DHfK Leipzig: Storbeck, Lenz; Semper 3, Steinert 1, Jurdzs, Pöter, Binder 4, Sommer 3/1, Roscheck, Weber 6/2, Zhedik 5, Meschke 1, Milosevic

Schiedsrichter: Peter Behrens (Düsseldorf) / Marc Fasthoff (Düsseldorf).

Zuschauer: 4.300 Handballfans in der Rothenbach-Halle Kassel (ausverkauft)

Zeitstrafen: Melsungen 8 min, Leipzig 8 min


Siebenmeter: Melsungen: 5/3, Leipzig: 5/4