Wie fühlen sich eigentlich Borderline-Kranke? Das Theaterstück im Theater der Jungen Welt gibt einen dramaturgischen Einblick
„Dolores“ im TdJW – Eine Achterbahnfahrt der Gefühle
04.05.2018
Anna Heinze
Das Gefühlsleben von Borderline-Betroffenen ist neun Mal extremer als das eines gesunden Menschen. Das Stück „Dolores“ im TdJW bringt das auf den Punkt.
„Steht Kopf“ heißt das derzeitige Spielzeitmotto im Theater der Jungen Welt. Im Rahmen dessen wurde auch „Dolores (Schmerz)“, ein Tanzprojekt über die Persönlichkeitsstörung Borderline, inszeniert. Ein interessanter Theaterbesuch stand uns also bevor.
Hong Nguyen Thai kam 1981 als Bootsflüchtling nach Berlin und wirkte bei einer Reihe Theaterproduktionen aktiv mit. Mit „Dolores (Schmerz)“ feierte der einstige Tänzer nun seine Premiere als Regisseur und Choreograf. Als Unterstützung diente die Musikerin Lih Qun, die für ihr Zusammenspiel von zeitgenössischer Klassik und elektronischer Musik bekannt ist. Auf ihren Kompositionen und der musikalischen „Winterreise“ Franz Schuberts basiert „Dolores (Schmerz)“.
In „Dolores (Schmerz)“ wird ein Thema angesprochen, für das heutzutage zwar wissenschaftliche Grundlagen und spezialisierte Behandlungskonzepte vorhanden sind, das gleichzeitig aber in der Gesellschaft immer noch häufig auf Unverständnis trifft. Das Tanzprojekt soll das Offenheit und Akzeptanz für Andersartigkeit anregen. Gleichzeitig wird aus einer Krankheit, die nicht nur Betroffene, sondern auch Angehörige verzweifeln lässt, etwas Ästhetisches und sehr Schönes auf der Bühne dargestellt.
Weitere Stücke im Rahmen der Spielzeit „Steht Kopf!“:
„Regarding the Bird“ von Nitzan Cohen: Ein Leben unter Nicht-Asperger-Syndrom-Menschen | Premiere am 28.4., weitere Termine 2., 8., 9., 24. & 25.5.; 27. und 28.6.