Für einen Großteil der Menschheit sind gewisse technologische Verfahrensweisen und physikalische Gesetzmäßigkeiten schlicht nicht nachzuvollziehen. Scheitert der Eine schon am Prinzip der Stromgewinnung, stößt das interessierte Alltagsgenie vielleicht spätestens bei den sich immer schneller entwickelnden Speichermedien an seine Grenzen. Eine Fortbildung im Fach Elektrotechnik bieten die Werke von Stefan Behlau und Dennis Loesch nicht, aber sie visualisieren und schaffen die Möglichkeit, eine Welt, die aus Nullen und Einsen besteht, mit anderen Augen zu sehen.
Behlaus Arbeiten orientieren sich dabei an der traditionellen amerikanischen Farbfeldmalerei, welche Farbe als physische Materie instrumentalisiert und so Gegenstandsloses optisch darzustellen versucht. Loesch hingegen bedient sich an Bildern und Farben, welche sich aus digitalen Vorgängen und Prinzipien gründen. Auf realen Bildträgern veranschaulicht Loesch so Speichermedien wie Memory Sticks und SD Cards. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf dem Prinzip der Erinnerung, welche sich in fehlerhafter Wiederholung vollzieht. Das regelmäßige Löschen, Überschreiben und Abspeichern auf digitalen Medien, wobei selbst entfernte Daten immer Reste und Spuren hinterlassen, sind auf den zerstückelten, über mehrere Ebenen bemalten Arbeiten Loeschs dargestellt.
Das G2 ist für diese Ausstellung übrigens prädestiniert, da das Gebäude in den letzten Zügen der DDR als Datenverarbeitungszentrum geplant wurde. Dies erklärte Unternehmer und Kunstsammler Steffen Hildebrand, dessen Privatsammlung als Dauerausstellung neben „Good Morning, Hallo“ im G2 gezeigt wird, bei der Eröffnung am 26. November 2015.
Bis 21. Februar 2016 kann man die digital-inspirierten Arbeiten der Wahl-Berliner noch bewundern, vielleicht wird dem ein oder anderen Elektronikmuffel sogar ein Licht dabei aufgehen.
Infos:
Ein Besuch ist mittwochs von 15 bis 20 Uhr möglich. Zudem kann man sich über die Homepage der Kunsthalle zu Führungen zwischen Donnerstag und Montag anmelden.
Eintritt: 5€ voll / 3€ ermäßigt (Schüler & Studierende) / frei für Kinder unter 12 Jahren sowie Studierende der Kunstwissenschaften und bildenden Kunst