Ein verrauchter Club, trübes Licht und Frauen, die sich vor grölenden Menschenmassen entblättern. Solche oder ähnliche Bilder schießen einigen Menschen unwillkürlich in den Kopf, wenn sie an einen Abend im Tabledance-Club denken. Aber wie erlebt man eine Tabledance Lounge abseits dieser Klischees? Weit weg vom vorab wertenden Urteil, das nur selten etwas mit der Realität zu tun hat. So viel sei schon zu Beginn gesagt: Ein Tag mit Alexis von der Metropolis Tabledance Lounge hat uns ein völlig neues Bild vom Beruf der Tabledancerin eröffnet, das wir so vielleicht selbst nicht erwartet hätten.
Die Frauen, die sich hier zurecht machen, sind Studentinnen, Mütter, Hausfrauen oder Quereinsteiger – so wie Katja, so Alexis bürgerlicher Name. In Hessen hat sie eine Lehre zur Hotelfachfrau absolviert und auch nach ihrer Rückkehr nach Leipzig in ihrem erlernten Beruf gearbeitet. Schon damals mochte sie die Nachtschichten am liebsten, weil sie sich im Nachtleben „viel stärker selbst verwirklichen kann“. Wenn die Sonne untergeht, dann legen die Menschen ihren Alltags- und Arbeitsstress ab. Eine Ungezwungenheit, die Alexis Kleidungsstil und viel wichtiger noch, ihre Persönlichkeit beeinflusst.
Erst hinter, dann auf der Theke
Mittlerweile arbeitet Alexis schon seit vielen Jahren im Leipziger Metropolis. An fünf Tagen in der Woche tritt sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen auf. Der Ablauf ist dabei fast immer gleich: Die Frauen werden vom hauseigenen DJ aufgerufen, tanzen zwei Lieder auf dem Table der Lounge, danach wird gewechselt.
Zwischen ihren Auftritten verschwinden die Tänzerinnen nicht etwa in der Umkleide, sondern tanzen gemeinsam mit ihren Gästen oder leisten ihnen Gesellschaft. Denn die meisten Zuschauer, die das Metropolis besuchen, sind nicht nur wegen der knapp bekleideten Frauen dort. Es sind vor allem Geschäftsmänner, die nach einem stressigen Arbeitstag ausspannen wollen. „Als Tänzerin im Metropolis musst du auf jeden Fall was im Kopf haben und ein anspruchsvolles Gespräch führen können. Du musst auf die Gäste eingehen können.“ Gutes Aussehen und Rhythmusgefühl allein reichen nicht aus, um ein Publikum zu begeistern. Die letzte Runde, bei der alle Frauen noch einmal gemeinsam auf der Bühne tanzen, wird um 5 Uhr morgens eingeläutet. Danach hat Alexis Feierabend.
Alexis lässt das Tanzen lässt nicht los
Elisabeth Krafft