Was kreucht und fleucht denn da? Grünes Leipzig: Bioblitz 2022

Wer immer schon einmal einen Beitrag zum Naturschutz leisten wollte, hat in Leipzig nun ein ganzes Jahr lang die Möglichkeit dazu. Denn das Naturkundemuseum ruft alle Leipziger:innen dazu auf, am sogenannten Bioblitz teilzunehmen. Wir waren mit Dr. Ronny Maik Leder, dem Direktor des Leipziger Naturkundemuseum im Gespräch, um mehr darüber zu erfahren. 

© Anna-Lena Mankel
Auf Stockenten-Fotojagd

Was ist ein Bioblitz?

Bei einem Bioblitz geht es darum, innerhalb eines bestimmten Zeitraumes die Artenvielfalt eines Ortes durch die Unterstützung der Bevölkerung möglichst umfänglich zu erfassen. Das soll nun auch für die Flora und Fauna Leipzigs geschehen. Per Smartphone über die App ObsIdentify oder über die Website www.obser­vation.org können alle der Natur auf die Schliche kommen und dabei helfen, so viele Beo­bachtungen wie möglich online zu übermitteln, um eine Artenliste der in Leipzig heimischen Tier- und Pflanzenarten zu erstellen. Mitmachen können alle, besondere Kenntnisse sind nicht erforderlich. Man muss im Grunde nur wissen, wie Smartphone oder Kamera funktionieren. Um das Fachwissen und die Bestimmung der Art kümmert sich dann die künstliche Intelligenz der Programme. Validiert werden die Ergebnisse zusätzlich auch durch Fachleute.

Bundesweiter Wettbewerb

Bei dem Projekt handelt es sich um einen bundesweiten Wettbewerb, an dem Städte und Gemeinden teilnehmen können, um herauszufinden, welche Kommune die höchste Artenvielfalt hat. Ziel ist dabei jedoch nicht nur, zu gewinnen, sondern vor allem Erkenntnisse über die bedrohte Artenvielfalt in Deutschland zu gewinnen und Menschen auch für die Natur zu begeistern und zu sensibilisieren. „Es ist ein Aufruf an die Gesellschaft, mitzuwirken“, so Dr. Ronny Maik Leder vom Naturkundemuseum. Die Städte Münster und Salzburg haben im vergangenen Jahr bereits einen derartigen Bioblitz erfolgreich durchgeführt. Dabei konnten rund 3.350 Arten in Münster und 2.500 Arten in Salzburg nachgewiesen werden. Doch allein mithilfe von Wissenschaftler:innen wäre ein Projekt solchen Ausmaßes überhaupt nicht denkbar. Denn Wissenschaft hänge immer auch von personellen Kapazitäten ab und die seien eben begrenzt, so Leder. Ein solches Vorhaben sei deshalb nur umsetzbar, „wenn die Leute, die eh spazieren oder joggen gehen, mit reingeholt werden“, indem sie unterwegs fotografieren, was ihnen an wilden Lebewesen so vor die Linse kommt.

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Lebensraum Leipzig

Egal ob Einzeller, Pilz, Pflanze oder Vogel, Säugetier oder Insekt – auch eine Großstadt wie Leipzig mit ihren urbanen und naturräumlichen Gegebenheiten ist ein vielfältiger Lebensraum. Dabei stellt die Stadt Leipzig in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit dar: Die vielen Flüsse und Wasser­flächen, die noch immer zahlreichen, brachliegenden Flächen, die großen Park- und Gartenanlagen und nicht zuletzt der Leipziger Auwald, der sich wie ein grünes Band von Nord nach Süd durch die Stadt zieht, bilden einen einzigartigen städtischen Naturraum. Der Leipziger Auwald sei sogar der artenreichste Wald Europas, so Leder. Diesen besonderen Lebensraum gilt es zu schützen. Doch das funktioniert umso besser, je mehr Erkenntnisse man über ihn gewinnt. Darum ist eine Aktion wie der Bioblitz eine wichtige Maßnahme, um sozusagen eine Inventur der Natur zu machen. Man muss eben wissen, was man schützen will, um es überhaupt schützen zu können. Und fest steht auch: „600.000 Paar Augen sehen mehr“.

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Und so funktioniert‘s

Die Bedienung der Naturbeobachtungsplattform ObsIdentify ist wirklich kinderleicht: Einfach die App herunterladen, ein Konto erstellen und drauflos fotografieren. Das Programm erkennt automatisch, um welche Art es sich handelt und speichert die Daten ab. Wer kein Smartphone besitzt, kann die Bilder auch mit einer Kamera machen und sie dann anschließend auf www.observation.org hochladen. Egal ob echte Rarität oder häufig anzutreffende Art – jedes Foto zählt. Und wer weiß: Vielleicht entdeckt man dabei ja sogar eine neue Art oder eine, die schon lange nicht mehr gesichtet wurde. Doch auch die Amsel und die Krähe vor der Linse sind wichtig. Denn es geht nicht nur darum, zu erfassen, welche Arten hier leben, sondern auch darum, wie häufig sie vorkommen. Damit leistet man nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz. Das Ganze macht darüber hinaus auch noch Spaß und es lässt sich ganz einfach in den Alltag oder den sonntäglichen Spaziergang integrieren. Und ganz nebenbei hilft einem das Projekt auch, selbst die Sinne zu schärfen und „zu sehen, was schon immer da war“, so Dr. Ronny Maik Leder vom Naturkundemuseum Leipzig.

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Efeu gesichtet! Bei der Bedienung der App kann man wirklich nichts falsch machen.

Der Bioblitz dauert noch bis zum 31.12.2022.

www.observation.org | App ObsIdentIfy