Wie viel Wald müssten wir eigentlich pflanzen, damit die Stadt Leipzig klimaneutral wird? Schwer zu sagen! Bäume pflanzen ist an sich eine gute Sache. Es kommt aber darauf an, wo und wie das passiert.
600.000 für Leipzig
„Dass durch bauliche Verdichtungsmaßnahmen Bäume, Sträucher und Grünflächen verschwinden, ist fast schon an der Tagesordnung – auch wenn dieser politische Kurs ein großer Verlust für unsere Lebensqualität ist“, meint Thomas Gärtner, Projektleiter von „LEIPZIG pflanzt“. Die ursprünglich fünf „alten“ (mittlerweile dreizehn, auch jüngeren) Mitglieder möchten dieser, aus Umweltsicht unausgewogenen, Stadtplanung aber nicht tatenlos zusehen. Seit Dezember 2019 setzen sie sich aktiv mit Aufklärungsarbeit und Waldmehrungsmaßnahmen für die Natur ein. Ihr größtes Vorhaben: Für jeden Menschen in Leipzig einen Baum pflanzen. 600.000!
Der Mann, der Bäume pflanzte
Trotz dieser trockenen Aussichten: Zuletzt war es nicht die Erhitzung der Messestadt, die Thomas Gärtners Umweltengagement vorantrieb. Zum Ausbrechen aus der Ohnmacht des Nichtstuns inspirierten ihn die „Omas for Future“ in Leipzig mit Jean Gionos Geschichte vom Mann, der Bäume pflanzte. Am 24. Oktober 2020 war es dann, nach zehnmonatiger Planung und nervenzerreißendem Corona-Bangen, auch endlich soweit: Die ersten 3.000 Baumkinder fanden im ehemaligen Tagebau Peres, südlich von Leipzig, innerhalb weniger Stunden ein neues Zuhause – dank insgesamt 60 Freiwilligen, die sich aus Mitstreiter:innen der „Parents for Future“, „Scientists for Future“, „Health for Future“, „Employees for Future“, aber vorrangig aus nichtorganisierten, engagierten Pflanzhelfer:innen zusammensetzten. In Zukunft, also die nächsten fünf Jahre, wird sich die „Stiftung Wald für Sachsen“, die auch die Setzlinge bereitstellte, um das Wohl der Bäumchen kümmern. Derweil ist die nächste große Pflanzung weiterer 5.000 Bäume für das Frühjahr 2021 in Planung. Natürlich nicht ohne die Unterstützung der Leipziger:innen in Form von Tatendrang, ehrenamtlicher Mitarbeit oder Spenden. Rund 35.400€ konnten für diesen Zweck bereits gesammelt werden – auch durch die Förderung von 9.000€, die „LEIPZIG pflanzt“ im Rahmen des „eku Zukunftspreises“ 2020 erhielt.
Können Bäume das Klima retten?
Nicht allein. Wälder können zwar Kohlendioxid aufnehmen und im Holz binden – aber nur in begrenzten Mengen. Zudem kann die Qualitätzerstörter Wälder nicht einfach durch Aufforstung ersetzt werden. Effizienter ist es, das Treibhausgas gar nicht erst in die Luft zu pusten. Um dieses Bewusstsein aus den Menschen herauszukitzeln, leisten die „Omas und Opas for Future“ auch fleißig Aufklärungsarbeit in Leipzig. Kürzlich wurde das „Umweltquiz – Zukunft jetzt!“ fertiggestellt, das bald in Zusammenarbeit mit der Stadt zum Umwelt-Rätseln u. a. in Parks einladen soll. Seit Dezember 2020 könnt ihr in den Podcast „Klimaimpulse für den Alltag“ reinhören, der von „Omas for Future“-Gründermutter Cordula Weimann höchst persönlich moderiert wird. Alles in allem nicht die Lösung des Klima-Problems, aber definitiv ein sehr guter Anfang!
Dabei sein auf: www.leipzig-pflanzt.de
1 Sofortmaßnahmenprogramm zum Klimanotstand 2020: https://www.leipzig.de/umwelt-und-verkehr/energie-und-klima/publikationen/