Wir haben gesagt „Wir ziehen das jetzt durch“ Interview: Die PRINZEN

Ganz still und leise feierten die PRINZEN 2021 ihr 30-jähriges Bandjubiläum. Inzwischen ist Corona vorbei, die Bühnen stehen für Künstler und die Konzerthäuser für das Publikum wieder offen. Für die deutsche Kultband ist klar: Die Party wird jetzt nachgeholt! In insgesamt 30 Städten werden die PRINZEN bis zum Ende des Jahres 30 ihrer größten Hits performen. Wir haben mit Tobias Künzel über 30 Jahre Bandgeschichte, Höhen und Tiefen im Miteinander und über Veränderungen in der Wahrnehmung von Musik gesprochen.

© Sven Sindt

Wie geht es euch momentan?

Uns als Band geht es gut, wir sind in den letzten Zügen der Tour-Vorbereitung. Die letzten Tage, bevor es tatsächlich losgeht, sind immer sehr aufregend. Wir proben im Prinzip seit November letzten Jahres, in den letzten Wochen wurde es intensiv. Wir üben jeden Tag.

Wie ist das Gefühl, jetzt, nach Corona und endlich wieder auf der Bühne?

Wir haben gesagt: „Wir ziehen das jetzt durch“ – ohne Rücksicht zu nehmen, sozusagen. Klar, manche Menschen sind derzeit noch vorsichtig im Spielraum ihrer finanziellen Möglichkeiten. Es wird ja auch überall suggeriert, dass das Leben teurer geworden ist. Das merken wir auch an den Ticketverkäufen, doch das steigert sich jede Woche und die Tour ist inzwischen gut verkauft. Die Leute denken jetzt wahrscheinlich kurzfristiger. Es ist schon ein Gefühl da, dass die Menschen regelrecht „ausgehungert“ sind. Den Wunsch nach sozialer Nähe kann man den Menschen augenscheinlich nicht nehmen.

Genau wie den Wunsch nach Kultur, oder?

Ja, die Sehnsucht nach Kultur ist ganz groß – ich habe mir für die Tour auch extra einen neuen Kulturbeutel gekauft (lacht). Nein, mal ernsthaft, man merkt den Leuten auch an, dass eine gewisse Enttäuschung über die letzten Jahre besteht. Der Umgang mit Corona, die Maßnahmen, die sich als sinnlos herausgestellt haben – manche gehen mit der Einstellung „Jetzt erst recht“ heran. Für uns ist das natürlich auch gut, weil wir ein Publikum vor der Nase haben, das es wirklich wissen will.

Schwimmt ihr auch nach 30 Jahren Bandgeschichte noch auf einer Wellenlänge?

Das ist immer eine bunte Mischung. Politisch sind wir überhaupt nicht auf einer Wellenlänge. Da gehen die Meinungen innerhalb der Band sehr weit auseinander. Du wirst uns nie als Band gemeinsam auf einer Demo sehen, auch wenn das gern mal von der Presse so dargestellt wird. Musikalisch sind unsere einzelnen Musikgeschmäcker auch total unterschiedlich. Das mischt sich dann in einem Topf zusammen und wird von unserem „musikalischen Chef“ Wolfgang Lenk zusammengehalten. Er hat zusammen mit unserer ersten Produzentin Annette Humpe mehr oder weniger den PRINZEN-Sound erfunden. Da geht es ja nicht nur darum, a capella zu singen, es sind auch bestimmte Akkorde, Harmonien und Melodien und vor allem sein Stil zu arrangieren.

Für die Tour habt ihr 30 Hits im Repertoire. Machen die Songs nach so langer Zeit noch Spaß auf der Bühne?

Klar, es macht immer Spaß, auf der Bühne zu stehen, die ersten drei Töne eines Songs zu singen und auf einmal heben sich tausende Hände und alle singen mit. Wir sind gesegnet mit diesen vielen Hits. Ehrlich gesagt konnten wir gar nicht alle davon mit in die Setlist aufnehmen. Von manchen Songs mussten wir uns „trennen“. Dafür werden auch ein paar Songs gespielt, die live so noch nicht auf der Bühne performt wurden. Das wird auch für uns nochmal ein neues Abenteuer.

Könnt ihr euch vorstellen, auch in zehn Jahren noch DIE PRINZEN zu sein?

Ich sehe im Moment erstmal die Tour. Darauf freue ich mich sehr und dem gebe ich das Beste, was ich geben kann. Eine Zukunftsprognose wage ich nicht. Aber eines ist Fakt für mich: Ich möchte in Würde und nicht als Karikatur meiner selbst irgendwann von der Bühne gehen. Wenn ich merke, dass etwas nicht mehr läuft, dass ich nicht mehr fit genug bin, dann werde ich mich verabschieden. Dann lasse ich den Menschen und mir selbst die Erinnerung, oder wenn man es so will, die „Legende“. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.

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