Grüße an Mama! Interview: Georg Stengel

Auf der Sachsenbrücke gab es zum Wochenauftakt ein ganz besonderes musikalisches Highlight: Vor der malerischen Kulisse des Elsterflussbetts gab Georg Stengel mit seiner Gitarre einen kleinen, akustischen Vorgeschmack auf die aktuelle Tour. Wir haben den Singer-Songwriter getroffen und mit ihm über die erste Tour, seinen Schreibprozess und eine ganz besondere Auftrittstradition gesprochen.

Georg Stengel
© Annika Yanura

“Endlich live!”, die erste eigene Tour – wie fühlt sich das an?

Die erste eigene Tour ist natürlich ein Highlight. Mama und Familie sind alle ganz stolz drauf. Es ist ja nicht selbstverständlich. Und dass Leute überhaupt Tickets kaufen, das sowieso nicht. Für mich ist es natürlich super aufregend, und ich bin auch leicht angespannt, weil ich natürlich alles richtig machen will. Aber ich habe auch eine coole Band am Start, der ich vertrauen kann. Selbst wenn ich mal einen Aussetzer hätte, würden die das so schlau machen, dass das gar nicht auffällt. Also ich mach mir keinen Kopf. Es ist nur noch Vorfreude für mich und natürlich super besonders, dass es jetzt endlich losgeht.

Wie viel Arbeit steckt in so einer Tour?

Es ist ein riesiges Team. Da gibt es eine ganze Agentur, die das plant, und ein Label mit einem Album. Es gibt eine Band, die proben muss, und ich muss auch proben. Songs müssen da sein, und dann guckt man, ob man vielleicht eins, zwei Special-Songs spielt. Da muss ein Plan sein: Wie gestaltet man das Vorprogramm, wie reist man von A nach B? Stell dir mal vor, du planst sowas alleine. Also ich würd’s nicht können. Da bin ich froh über die Unterstützung, da steckt auf jeden Fall sehr viel Arbeit drin. 

Passend dazu – hast du Lieblingsanekdoten von vergangenen Live-Auftritten? 

Ich war jetzt vor ein paar Wochen als Voract dabei, auch vor tausenden Leuten, zum Beispiel vor 20.000 Leuten auf der Waldbühne. Und ich habe mir angewöhnt, immer meine Mutter zu grüßen. Das mache ich, weil ich will, dass alle Leute kurz mal Grüße aus ihrer Stadt an meine Mama schicken. Und ich denke bei der Tour wird es auch hier in Leipzig passieren, dass ich da ganz lieb frage, ob die Leute mal meine Mama grüßen können. 

Das machen die garantiert.

Ja, da freue ich mich drüber. Mama sagt auch immer: „Bitte hör auf, irgendwann wollen die wissen, wie ich aussehe.” Da muss sie durch. 

Auf deinem Twitch Kanal war es in letzter Zeit ziemlich still, wirst du den in Zukunft wieder aufgreifen? 

Ich bin zur Zeit gerade super viel am Musik machen und habe eine neue Freundin seit einem Jahr, man will ja auch Zeit genießen. Gerade Twitch macht super viel Spaß, frisst natürlich aber auch viel Zeit. Ich denke, dass auch wieder eine Zeit kommt, wo ich wieder Zeit dafür finde. Aber jetzt ist der Fokus auf dem, was ich liebe: Musik. Das, was ich immer machen wollte.

So eine kleine Traumerfüllungsphase.

Ja, mehr als ein Traum. Das ist Lebenserfüllung, was ich jetzt mache. 

Georg Stengel spielt einige seiner Hits auf der Sachsenbrücke in Leipzig.
© Sophia Heinl
Georg Stengel spielt einige seiner Hits auf der Sachsenbrücke in Leipzig.

Wie stehst du mittlerweile zu The Voice – ist das noch ein wichtiger Teil deiner Karriere oder würdest du dich eher gern davon loslösen?

Ich hatte eine Zeit, wo ich dachte, „Boah, immer dieses Voice Thema.” Aber wenn man das mal so reflektiert: Wo wäre ich jetzt ohne dieses Format? Ohne die hätte ich niemanden gehabt, der gesagt hat, “Hey, Georg, du könntest im Fernsehen für ProSieben ein bisschen Essen testen”, oder dass Leute dich überhaupt erkennen. Dass jemand was bei einem Produzenten gut hat und ich dann hingegangen bin und dadurch der erste Song entstanden ist. The Voice war mein Start, dem Format habe ich viel zu verdanken. Etablieren musste ich mich selbst.

Woher kommt die Inspiration für deine Musik? Schreibst du deine Texte selber? 

Ja, ich schreibe meine Texte selber, mit Hilfe von zwei Freunden. Ich sage immer, mehrere Sichtweisen auf eine Idee sind besser als eine. Jeder hat eine andere Auffassung. Wenn ich einen Satz schön finde, sagen andere, das könnte man falsch verstehen, oder da kommt doch nicht so das Gefühl rüber. Der Lieblingssatz von meinen Leuten ist: “Das ist ein gutes Bild. Wir müssen ein Bild schaffen.” Dass man zuhört und dann das Bild im Kopf hat, das ist immer ganz wichtig. 

Wie viel von deinem eigenen Leben steckt in deinen Songs?

In jedem einzelnen Song steckt Wahrheit. Manchmal natürlich ein bisschen noch dazu gedichtet, um ein besseres Bild zu schaffen. Zum Beispiel mein Song “Athen”, da geht’s ja darum, dass man die verlorene Liebe sucht, von der man nicht weiß, wie sie heißt. Das war damals ein Schulausflug, und ich habe sie bei Facebook und so gesucht und nicht gefunden. Das haben wir dann verbildlicht und umgeschrieben, zu “Athen”. 

Verfolgst du ein bestimmtes Ziel mit deiner Musik? 

Dass Leute sie verstehen, vielleicht kennen sie das Gefühl im Song selbst. Man kann auch viel assoziieren. Zum Beispiel beim Song “Titanic” ist die Beziehung die Titanic und streift irgendwann ein paar Eisberge und wird ein bisschen geschädigt. Im Endeffekt reicht auch schon ein kleiner Eisberg aus, dass alles untergeht und vorbei ist. Einer wird gerettet, der andere bleibt alleine zurück. Ist ja meistens so. Einer liebt im Endeffekt mehr, oder einer macht was neues, und einer bleibt zurück. Und darum geht es in dem Song, ich war der Zurückgebliebene. 

Apropos Ziel, was ist dein großes Karriereziel?

Eine Arena Tour durch Deutschland. Ausverkauft. Das wäre hervorragend. Mein größter Wunsch wäre, einmal die Waldbühne Berlin vollzumachen. Das wäre richtig krass. Aber das Allerbeste wäre die Arena Tour. 

Georg Stengel stellt sich unserem Interview im Clara-Zetkin-Park.
Georg Stengel stellt sich unserem Interview im Clara-Zetkin-Park.

Hast du musikalische Vorbilder, die deine Musik beeinflussen? 

Die Musik, die ich höre, ist anders als die, die ich mache. Ich höre im Auto viel Jazz und sonst gerne Schlager. Schlager hat ja auch viel mit Liebe zu tun. Da ist es gut, dass ich meine Freundin habe – die hört das auch und das verbindet uns.

Also gibt es bei dir Genre-technisch eine Trennung von Privat und Beruf?

Voll. Ich höre natürlich auch gerne meine eigene Musik, aber im Endeffekt unterscheide ich das schon sehr. 

Du kommst aus einer Kleinstadt und bist jetzt Popstar in Berlin. Hat deine Herkunft deinen Werdegang beeinflusst?

Ja, ich glaube, dass ich vom Dorf komme, prägt das schon sehr. Ich bin sehr menschennah, ich bin jemand, der in Berlin alle grüßt. Und ich bin auch jemand, der auf Konzerten die Nähe zu den Leuten sucht. Im Dorf kennt jeder jeden, und das möchte ich auch vermitteln, dass ich jedem da draußen nah bin, auch wenn ich es vielleicht nicht bin. Durch die Musik, durch meine Präsenz. Außerdem kann ich durch meine Heimat nicht abheben – Mama holt mich wieder auf den Boden zurück. Das hat sie mal gesagt: “Heb ja nicht ab, sonst bekommst du Ärger mit mir.” Da bin ich aber auch froh drüber. 

Kannst du den Fans ein Geheimnis über dich verraten, was sie vielleicht noch nicht wissen?

Ich hatte mal Hausverbot im Bierkönig. Aber nur ein Jahr lang. Der Rest bleibt geheim.

Am 04.10. spielst du im Täubchenthal. Wie wird die Show?

Die Show wird schön lang, wir werden uns viel Zeit nehmen, viel reden, viel Musik machen. Wir haben eine super starke Band. Ich werde sicherlich weinen, weil da sind Songs dabei, die ich so live noch nie gespielt habe und die mich sehr berühren. Ich bin sowieso sehr nah am Wasser gebaut. Ich habe außerdem vier Jahre in Leipzig Lindenau gewohnt. Deswegen ist das für mich fast wie ein Heimspiel. 

Das klingt schön. Möchtest du noch etwas hinzufügen?

Kauft Tickets. Und ich möchte meine Mama grüßen!

Am 04. Oktober spielt Georg Stengel im Täubchenthal.