„… mach das, was dich glücklich macht“ Interview: Guano Apes

1994 gründeten Dennis Poschwatta, Henning Rümenapp und Stefan Ude die „Guano Apes“. Noch im selben Jahr vervollständigte Sandra Nasić als Frontfrau die deutsche Cross-over-Rockband. Am 5. November werden die vier im Rahmen ihrer Clubtour im Haus Auensee die Bühne rocken. Wir haben mit Dennis Poschwatta, dem Drummer der Band gesprochen.

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© Mischa Lorenz

In wenigen Tagen startet eure Clubtour in Moringen. Da, wo vor 25 Jahren alles begann. Wie aufgeregt seid ihr?


Wir durften dieses Jahr schon ein wenig auf Festivals proben und uns auf unsere Tour einstimmen. Aber ja, es bringt auch immer etwas Aufregung und Vorfreude mit sich. Dieses Jahr starten wir unsere Generalprobe an der Schule, wo wir vor 25 Jahren unseren ersten Auftritt hatten. Mit einem Publikum, in dem sich viele Freunde und die Familie befinden. Die nehmen einem ein paar Fehler nicht so übel.

Zweieinhalb Jahre erzwungene Konzertpause durch die Pandemie. Das war
eine lange Zeit. Wie habt ihr diese erlebt?


Das letzte Konzert haben wir im Dezember 2019 in Moskau gerockt und uns noch auf die kommende Konzertsaison 2020 gefreut. Viele Shows waren gebucht, wir waren voller Enthusiasmus, wieder rauszukommen und unsere Musik zu spielen. Dann begann das neue Jahr mit einem Einbruch in meinem Studio. Das war beschissen und im März 2020 gingen schlussendlich die Jalousien runter. Lockdown. Konzerte wurde umgebucht und wir hofften auf 2021. Den Rest kennt ihr. Als Band haben wir nichts gemacht, uns nicht einmal gesehen.

Doch in diesem Jahr konntet ihr wieder durchstarten und auf Festivals mit
anderen Bands eure Berufung als Musiker:innen leben.


Ja, das war toll. Aber man hat gemerkt, dass der Körper und die Kondition wenig trainiert waren – und ich hätte intensiver Schlagzeug spielen sollen. Die erste Show war superanstrengend, doch dann wurde es eine grandiose Festivalsaison. Es gab keine Zwischenfälle und wir konnten tun, wofür unser Herz schlägt: unsere Musik spielen.

Ihr lebt von der Interaktion mit dem Publikum, mit euren Fans, wie habt ihr die Zeit überstanden?


Es war teilweise eine schlimme Erfahrung, wie mit Künstlern umgegangen wurde. Gerade hier in Niedersachsen gab es kaum Unterstützung. Man konnte Hartz4 beantragen, aber wohlgefühlt hat sich dabei keiner. Es ist viel Bürokratie und gerade Künstler sind meist Freigeister und möchten sich nicht abhängig machen. Viele haben die Unterstützung sein lassen und normal malocht. Mir haben vor allem die Energien gefehlt, der Austausch mit den Fans und dem Publikum. Dafür lebe ich doch als Musiker. Das ist viel geiler! Und als es wieder losging und wir auf Bühnen stehen durften, haben wir ein krasses Publikum erlebt. Die Leute wollten wieder feiern!

Apropos feiern: Was feiert ihr mehr? Festivals und große Bühnen oder die
Clubtouren?


Beides. Festivals sind ungezwungener. Du reißt als Band deine 45 Minuten ab, lässt es krachen, aber hast nicht die alleinige Verantwortung für das Gelingen der Veranstaltung. Bei einer Clubtour musst du jeden Abend 120 Prozent geben, denn die Fans sind nur für dich da. Aber die darfst du dann eben auch allein unterhalten.

Du hast Familie, deine Bandmitglieder auch. Kommen die eigentlich mit auf
Tour?


Ich habe zwei Söhne, die in diesem Jahr tatsächlich auf zwei Festivals dabei waren. Das fanden die auch super. Ansonsten ist so eine Tour eher langweilig. Wir leben nur für die 90 Minuten am Abend und verbringen ansonsten den ganzen Tag eher gechillt. Das Musikerleben ist meist nicht so glamourös, wie man sich das vorstellt. Nur der Slot, also die Zeit, wenn du auf der Bühne stehst, ist geil. Der Rest besteht aus Warten.

Wie geht es nach dem Konzert hinter der Bühne weiter? Feiert ihr noch weiter oder geht es in den Tourbus und dann nach Hause?

Wir beginnen meist mit einer halben Stunde Warm-up, dann kommt unser Auftritt und danach feiern wir noch ein wenig mit der Crew. Dann geht es zum nächsten Gig. Heute machen wir nur zwei Shows am Wochenende, nicht wie früher. Sonntags fahren wir nach Hause, treffen Familie und Freunde und dann ist Alltag. Das Glamouröse an unserem Musikerleben sind die Konzerte und die Interaktion mit dem Publikum.

2014 kam „Offline“ euer letztes Album raus. Wird es in absehbarer Zeit eine neue Platte geben?


Wir kommen auf dieser Tour mit unseren alten Alben und Songs. Unsere Fans wollen Hits wie „Lord of the Boards“, „Open your Eyes“ oder „Big in Japan“, hören. Es sind fünf Songs, die immer gesetzt sind, der Rest variiert mit von Saison zu Saison. Eine neue Platte wird es nicht geben.

Am 5. November 2022 spielt ihr auch in Leipzig ein Clubkonzert. Gibt es etwas, was euch mit dieser Stadt verbindet, oder habt ihr eine besondere Erinnerung an eines eurer Konzerte hier?


Was mich mit dieser Stadt verbindet, ist unter anderem meine Cousine. Sie lebt in Leipzig und wir sehen uns immer dann, wenn ich hier mit der Band auftrete. Dann ist Backstage auch mal Zeit zum Quatschen. Außerdem spielen wir fast ausschließlich im „Haus Auensee“. Die Location ist geil, das Catering auch und der ganze Rahmen des Veranstaltungsortes passt. Und wir lassen es uns nicht nehmen, eine Runde mit der Parkeisenbahn zu fahren. Zudem ist Leipzig nicht weit von Hannover entfernt und viele Hannoveraner Fans kommen gern in diese Stadt, um mit uns zu feiern.

Tausendmal gefragt und sicher gibt es tausendundeine Antwort, die jedoch in den Tiefen des Internets verschwunden sind, deshalb heute noch einmal zum refreshen: Warum Guano Apes?


Das stimmt, das ist die am meisten gehasste Frage aus der Vergangenheit. Aber lasst es uns auffrischen. Die Band hieß erst in der zweiten Version „Guano Apes“. Wir brauchten einfach einen eindringlichen Namen, einen, an den sich die Fans der Band sofort erinnern. Deshalb Guano Apes und nicht Staubsauger.

Du hast mal gesagt: „Ich will das jetzt, ich will glücklich werden und mein
Leben so gestalten, wie ich das will.“ Trotzdem hast du eine konventionelle
Lehre als Banker angestrebt, bevor du dich komplett für das Musikerdasein
entschieden hast.


Ich bin ein Musiker, der eine Bankausbildung gemacht hat. Mit dem Herz war ich schon immer Musiker und habe schon früh angefangen, auf dem Keyboard rumzuklimpern. Noch während der Gründung der Guano Apes habe ich die Ausbildung zum Banker gemacht, aber schon nach einem Jahr gewusst, dass ich das nicht machen will. Aber ich habe es durchgezogen und nach Beendigung der Lehre noch ein Jahr Abitur drangehangen. Danach ging’s direkt auf Tour.

Wenn du auf dein Leben zurückblickst, würdest du es genauso noch einmal
machen?


Das wir hier nach 25 Jahren sitzen und ich erzählen darf, dass ich mein Leben lang Musik machen konnte, ist das Geilste. Das würde ich definitiv wieder so machen.

Dieses unbedingte Wollen, sich für eine Sache geboren zu fühlen und danach zu leben – ist das etwas, was du auch anderen an die Hand geben würdest?


Jeder muss für sich entscheiden, sein Leben so zu gestalten, dass er glücklich wird und ist. Mein Leben erfüllt mich. Ich kann jedem empfehlen, mach das, was dich glücklich macht. Man muss aber auch den Arsch hochkriegen. Es ist nicht immer einfach, es gab auch bei mir viele Tiefen, aber es ging weiter. Weil ich wollte. Für alles andere ist die Zeit auf unserem Planeten zu schade.

Instagram: @guanoapes.official I www.guanoapes.com