Wie geht es euch?
Stefan: Uns geht es gut. Wir haben momentan viel zu tun. Es ist inzwischen einen Monat her, dass wir unser neues Album „jaaaaaaaaaaaaaaaa!“ herausgebracht haben. Wir hatten eine tolle Release-Party hier in Berlin, auf die wir alle Musikerkolleg:innen und Freund:innen eingeladen hatten. Es gab Karaoke mit unseren Songs, es war witzig und hat uns toll „reingespült“ in das Gefühl von Release. Danach hatten wir viele Promo-Termine, Radio, Fernsehen… Jetzt bereiten wir uns auf die Tour vor, die in München beginnt. Insgesamt spielen wir 15 Shows.
Wie ist der Titel zu eurem neuen Album entstanden beziehungsweise steckt mehr dahinter, als ein „Ja“ zu den Dingen?
Michael: Man kann den Titel tatsächlich genauso offensichtlich lesen. Es ist eine Art ewiger Running Gag bei uns, unser Mittel, um uns vor einem Konzert oder auch sonst in Stimmung zu bringen. Ich fand es lustig, diesen an sich nicht durchdachten Ausdruck, als Titel zu wählen. Letztendlich passt es total gut zum Konzept: Wir machen einfach mal. Wir machen einfach Popmusik, wir umarmen das Schreiben und Musizieren und daraus entsteht ein Album.
Wie „funktioniert“ ihr als Band zusammen? Entstehen eure Songs gemeinsam?
Stefan: Das ist bei uns meistens recht klar getrennt. Micha schreibt die Texte, ich mache die Musik dazu. Inzwischen haben wir uns in einer recht professionalisierten Form zusammengefunden: Wir treffen zu Sessions im Studio, bringen unsere Ideen zusammen, experimentieren, probieren und am Ende des Tages steht ein Demo für einen Song. Für das Album haben wir uns an der einen oder anderen Stelle Unterstützung von anderen Writer:innen und Musiker:innen geholt. Der Großteil der Songs ist aber nur zwischen uns beiden entstanden. Bei der Arbeit zu dieser Platte haben wir stärker gemerkt als vorher: Auch unsere gemeinsame Zeit ist begrenzt und wertvoll. Während Corona und bevor Michael Vater wurde, schien davon mehr da zu sein. Dadurch ist es wohl das Album, welches im kürzesten Zeitraum entstanden ist.
Was unterscheidet die neue Platte von den bisherigen?
Michael: An sich ist es eine Weiterführung des Bisherigen. Gerade aber der Punkt, sich gegenseitig seine „Hoheitsgebiete“ zuzugestehen im Writing ist neu. Das macht die Sache entspannter.
Diese Frage hört ihr sicher nicht zum ersten Mal: Wie ist es, als Geschwisterpaar zusammen Musik zu machen? Von außen betrachtet wirkt alles sehr harmonisch.
Stefan: Ich denke, das kennen auch viele Paare: Nach außen gibt man manchmal eine andere Wirkung, oftmals eine sehr harmonische, ab. Das ist sicherlich bei uns auch so. Es ist natürlich auch etwas Schönes, dass wir als Brüderpaar wahrgenommen werden, das sich gut versteht. Es ist toll, sich sozusagen gemeinsam auf etwas Drittes zu konzentrieren.
Michael: Es ist aber auch so ein Ding, sobald man als Geschwisterpaar Musik macht: Viele stellen sich sofort die Frage „Könnte ich das?“ und bei den meisten lautet die Antwort „Auf keinen Fall“. Deshalb bekommen wir sehr oft die Frage gestellt, wie es uns als Brüdern damit geht. Das ist natürlich nachvollziehbar, aber auch manchmal nervig.
Stefan: Natürlich gibt es bei uns eine große Verbundenheit, aber innerhalb der Band kämpfen wir auch immer wieder dafür, unsere jeweiligen Eigenheiten und unser „Verschieden Sein“ ausleben zu dürfen. Ab und zu ist es schwierig, wenn wir uns so bewusst voneinander abzugrenzen versuchen. Für mich „schmerzt“ das unter Geschwistern manchmal mehr als unter Freunden oder musikalischen Partner:innen. Da ist es für mich leichter zu ertragen, wenn meine Ideen nicht auf Gegenliebe stoßen.
Welche Rolle spielt die Musik, wenn ihr als Familie zusammenkommt?
Stefan: Ich glaube, wir sind beide eher Typen, die nicht ständig über ihre Arbeit sprechen müssen. Wir haben eher Spaß daran, über gesellschaftliche Themen zu philosophieren. Da spielt unsere Musik eher eine untergeordnete Rolle.
Michael: Ich hatte letztens ein interessantes Gespräch mit unserem Onkel, er ist Mitglied bei den PRINZEN. Und dabei fiel mir auf, dass es diesen Austausch über ihn als „Popstar“ bei uns in der Familie recht wenig gab. Irgendwann sagte er zu uns mal „Lernt lieber etwas Normales.“
Wie oft seht ihr euch im Alltag?
Michael: Momentan vielleicht zweimal in der Woche. Vor Corona war das öfter. Jetzt klären wir aber viele
Dinge auch einfach aus dem Homeoffice per Videochat. Das hat unseren Prozessen in der Zusammenarbeit auch gutgetan.
Wie sieht die Zukunft für euch aus? Habt ihr gezielt einen Plan vor Augen oder lasst ihr die
Entwicklungen eher auf euch zukommen?
Michael: Momentan sind wir ein wenig mehr im Freischwinger-Modus. Auch das Album haben wir beide entspannt gesehen, dafür gab es kein bestimmtes Ziel. Mir macht die Arbeit dann aber auch mehr Spaß. Wenn ich kein konkretes Ziel vor Augen habe, entsteht für mich weniger Druck. Ich denke, dieser Erfolgsdruck, dem gerade kleinere Bands und Künstler:innen ausgesetzt sind, der ist schon immer da. Es gibt dann die Art, sich darauf einzulassen, konkrete Pläne zu verfolgen und Konsequenzen zu ziehen, wenn diese nicht aufgehen. Oder man macht Musik und achtet darauf, dass es Spaß macht.
Stefan: Ich denke, wir haben uns auch erreichbare Ziele gesteckt. Am Anfang haben wir gesagt, wir würden gern mal die Columbiahalle bespielen. Das ist ein Ziel, das wir auch erreichen können. Das ist kein Stadion. Dafür wären wir auch irgendwie nicht gemacht, das ist nicht das, was wir wollen – so ein Lebensprojekt, das kaum Platz für andere Dinge lässt. Am Ende geht es auch um die Abwägung, wie viel Druck man sich aussetzen möchte.
Inzwischen gehören ja auch Insta, TikTok und Co. zum Geschäft eines Musikers. Wie geht ihr mit dem Druck um, auch in den sozialen Medien präsent zu sein?
Michael: Nennt mir eine Künstlerin oder einen Künstler, die nicht auf Social Media vertreten sind (lacht). Wir hatten am Anfang darüber nachgedacht, eine Band zu sein, die einfach kein Insta und Co bedient. Wir wollten eine Band sein, die nur live zu erleben ist. Das hat aber nicht lange geklappt.
Stefan: Aber wir nehmen es nicht mehr so genau. Vor zwei Jahren noch war es für mich wichtiger, wie ein Post ankommt, wie viele Menschen wir damit erreichen usw. Das hat sich gelegt. Meinem Empfinden nach ist die Welt der sozialen Medien sehr „ramschig“ geworden. Mir macht es auch persönlich nicht mehr viel Spaß, mir das anzuschauen. Das war während Corona anders, da hatte ich eine „Hochphase“, könnte man sagen. Vor allem, seitdem aber Treffen wieder ohne Einschränkungen möglich sind, interessiert mich das reale Leben auf jeden Fall mehr.
Michael: Durch diese Plattformen hat sich auch die Verbindung vom Künstler zum Publikum verändert. Häufig nehmen die Menschen einen als Freund oder Bekannten wahr und wollen auch selbst viel erzählen. Da entsteht eine andere Nähe. Ich möchte das gar nicht bewerten, aber es gibt dahingehend auf jeden Fall eine Veränderung. Aber es gehört eben auch dazu.
Dazu passend gibt es auch den Song „Internet“ auf der neuen Platte. Spiegelt das Lied eure persönlichen Erfahrungen wider?
Michael: Ich würde den persönlich unterschreiben. Ich hatte vor einiger Zeit gemerkt, dass ich schon so eine leichte Mediensucht entwickelt hatte. Ich habe manchmal abends das Bedürfnis, mir Videos anzuschauen, Medien zu konsumieren und das dann auch manchmal mache. Ich denke, ganz viele Bereiche bezüglich des heutigen Konsums von Social Media ist unter dem Blickpunkt von Sucht zu betrachten. Und da würde ich mich nicht herausnehmen. Und genau darum geht es auch in dem Song.
Habt ihr persönliche Lieblingssongs auf dem Album?
Stefan: Für mich sind es die Lieder, die eher im Indierock-Bereich einzuordnen sind, wie „Menschen sind
Drogen“. Oder auch „Hey Nora“.
Michael: Ja, den mag ich auch sehr gern. Aber auch das Lied „Familie“. Tatsächlich sind es bei mir auch
die Rock-Nummern.
KLAN touren aktuell durch Deutschland. Am 24. April findet im Werk 2 das Konzert in
Leipzig, der Heimstadt der zwei Brüder, statt. Tickets für die Tour gibt es unter www.klanmusik.de