Du hast eine aufregende und unfreiwillig witzige Woche hinter dir. Urlaub mit deinen Eltern in Israel und Jordanien. Brauchst du jetzt Urlaub vom Urlaub?
Nö, es geht wieder. Ein Tag hat gereicht. Ich hatte auch gar keine Wahl, ich musste direkt wieder was machen, aber ich war schon ganz schön müde. (lacht)
Wie hat es dein Vater denn nun vom Toten Meer zurückgeschafft?
(Anm. d. Red.: Er hat es nicht in den Bus zurückgeschafft)
Mit einer Mitfahrgelegenheit. Er hat sich quasi durchgesagt. Ohne Englischkenntnisse hat er einfach dauernd „Jerusalem“ gesagt und stand an der Bushaltestelle. Da hat ein netter Mann offensichtlich angenommen, dass er auch zum Busbahnhof zurückmuss. Es ist halt wirklich nichts in der Wüste, außer einer Bushaltestelle. Die Israelis sind aber dahingehend ganz nett und fragen, ob jemand mit will. Wir waren schon am Bahnhof und es war langsam dunkel, Busse kamen, aber mein Vater war nie drin. Bis dann das Auto hinter dem Bus auftauchte. Zusätzlich war Feiertag, alle öffentlichen Verkehrsmittel umsonst und somit auch alle am Toten Meer. War in dem Moment nicht so witzig, danach allerdings schon.
Du bist gerade mit deiner ersten eigenen Stand-up-Tour „Roast in Peace“ unterwegs, geht hier ein Traum für dich in Erfüllung?
Ich habe relativ spät gemerkt, dass ich das immer schon schön fand. Ich schreibe ja auch gern und trete damit auch gern auf. Es ist aber schon noch mal anders, Stand-up-mäßig und frei aufzutreten. Das macht sehr viel Spaß. Traum ist vielleicht das falsche Wort, aber es ist schon ein logischer Schritt. (lacht) Eher so, ich habe es nie wirklich in Betracht gezogen, aber es ist super so.
Bist du nervöser bei deinen eigenen Gigs?
Ja schon, ich muss mir mehr merken. (lacht) Man muss sich mit dem Text zurechtfinden, wissen, was wann kommt und wie man es rüberbringt. Es ist für mich auf jeden Fall eine Umgewöhnung gewesen, da man jetzt keinen Text auf dem Zettel oder im Buch mehr hat. Es ist aber auch eine Form von Freiheit, weil man auch nicht genau wissen muss, wie es weiter geht, sondern nur, um was es geht.
Was inspiriert dich, deine persönliche Sicht der Dinge über Sinn und Unsinn des Lebens so deutlich in Form von Roasts auszudrücken?
Gute Frage! Ich versuche, mir immer mal zu vergegenwärtigen, was so passiert beziehungsweise was mich so beschäftigt. Meistens kann man daraus eine ganze Menge machen. Wenn man sich darüber klar wird, worüber denkt man eigentlich die ganze Zeit nach, beziehungsweise was macht man den ganzen Tag? Es klingt banal, wenn man zum Beispiel eine Wohnung sucht, aber da steckt eine ganze Menge drin. Es ist also ein ganz, ganz banaler Alltag, in dem sogar etwas mehr liegt, wenn man es sich genau anschaut. Meine große Angst ist, dass ich denke, dass mir irgendwann die Themen ausgehen. Erstaunlicherweise hat es bisher noch geklappt.
Am 6. Dezember bist du dann auch bei uns in Leipzig. Ist das für dich ein bisschen Heimspiel und eine sichere Bank?
Leipzig ist auf jeden Fall Heimspiel. Auch wenn ich jetzt in Berlin wohne und das auch gut finde, bin ich gerne in Leipzig. Ich habe hier 14 Jahre gewohnt, kenne alles und mag die Stadt. Also absolutes Heimspiel und das wird sich so schnell nicht ändern. Auch wenn ich dann in 13 Jahren genauso lange in Berlin gelebt habe, wird Leipzig immer den Platz in meinem Herzen haben, um es ganz schnulzig auszudrücken. Mir ist klar, dass in Leipzig ein paar Leute mehr kommen, aber wir haben das Haus Leipzig gebucht, das sind 834 Plätze, da habe ich gedacht, ob das was wird. Lass uns lieber 400 machen und dann können wir zwei Termine machen. Aber nein, es ist seit eben ausverkauft! Das ist nicht selbstverständlich und ich bin extrem dankbar! Der größte Termin ist ausverkauft, das finde ich super.
Gibt es ein Thema oder jemanden, den du gern roasten würdest, dich aber noch nicht rangetraut hast?
Ich würde auch super gern Einzelpersonen nehmen, aber ich habe echt Angst, derbe verklagt zu werden. (lacht) Das kann man zumindest nicht im Internet machen. Was Comedy Roast Shows angeht, haben wir mit vielen Prominenten gesprochen. Die Hälfte traut sich nicht, was ich verstehe, und die andere Hälfte hat richtig Bock, aber dann kommt das Management und sagt „Ne!“.
Also steht eine Fortsetzung der beliebten „Comedy Roast Show“ in den Sternen?
Wenn das hier ein super A-Promi wäre … Sido! Melde dich! (lacht)
Du arbeitest seit Jahren mit dem Who-is-who der Branche wie Tahnee, den Teams von Late Night Berlin und Neo Magazin Royale zusammen. Ist deine eigene Tour ein Zeichen dafür, dass du dich mehr auf deine eigenen Projekte fokussieren möchtest?
Ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass es total Spaß macht, für andere zu schreiben. Aber es ist noch viel besser, es für sich selbst zu machen. Ich habe auch gedacht, irgendwann musst du es auch mal machen. Wenn du nicht anfängst, kannst du auch nicht wachsen. Ich mache es wirklich gerne für andere, ich glaube, ich möchte mehr auf mich gehen.
Wie unterscheidet es sich, als viel gebuchter Autor Gags mal für sich selbst zu konzipieren?
Für mich zu schreiben finde ich schwieriger als für andere. Einfach, weil ich mir selbst gegenüber viel kritischer bin. So sind viele Sachen, die ich von vornherein als Thema nicht benutze, weil ich denke, viel zu banal. Aber wenn man mit anderen Leuten zusammenarbeitet, pitched man so was wenigstens mal. Wenn dann ein „Ja, voll geil, machen wir das!“ folgt, dann merkt man, es war doch ein ganz gutes Thema, was ich bei mir aber nie gemacht habe, weil ich am Anfang dachte: „Ne, passt nicht.“ Ich will auch nicht sagen, dass es einfacher ist, für andere zu schreiben, aber ich bin da manchmal nicht so rigide wie mir selbst gegenüber.
Der Leipziger Zoo hat einen neuen Babyelefanten und die Namensveröffentlichung steht kurz bevor. Deine Fans wissen von deiner Forderung, dass es endlich einen MIRKO-Elefanten geben muss! Hast du noch Hoffnung?
Das kläre ich alles tatsächlich in meinem Programm. (lacht) Das letzte Mal war es aber ganz witzig. Der Zoo hat wirklich irgendwann diesen Asienbezug quasi erfunden, weil wir die ganze Zeit sagten, sie sollen Mirko nennen. Dann hat plötzlich die Seite für die Namensvorschläge nicht mehr richtig funktioniert, wenn man Mirko eingegeben hat. Aber dann haben mir Leute aus dem Zoo geschrieben, dass sie den Namen bei dieser internen Namensabgabe mit in den Topf geworfen haben. (lacht) Irgendwann habe ich ein riesiges Plakat von den Zoo-Mitarbeitern bekommen, auf denen ein Elefant war. So ein bisschen wie „Oh, tut uns leid“.
2018 erschien nach „Klassenkampf“ dein zweiter Roman „Platzwechsel“. Können wir auf ein weiteres Buch hoffen? Deine Eltern und dein Leben bieten genug Stoff dafür.
Das überlegen wir tatsächlich gerade, was wir damit machen. Das war schon echt krass. Ich habe mir gedacht, das hat auf jeden Fall eine Nachvollziehbarkeit, gerade das mit dem Urlaub und kommt bestimmt so wahnsinnig schlecht. Dass es online so abging, fand ich echt richtig krank. Ich bin gerade erst zurück und weiß nicht genau. Netflix soll sich einfach melden!
Was folgt 2023?
Die Tour geht bis Mai und im Herbst geht es auch weiter nach Süddeutschland, Österreich und in die Schweiz. Aktuell laufen mehrere Projekte, die im kommenden Jahr umgesetzt werden könnten. Ich finde das echt schön und das möchte ich auch weiterhin so machen. Ich schreibe nebenbei an Dingen, aber dann auch lieber Filme und Fernsehen. Es sei denn, wir machen das jetzt mit den Eltern … (lacht)
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