urbanite präsentiert Moop Mama im Februar in der Arena Leipzig Die Brassmaschine rollt wieder! Interview mit Keno von Moop Mama

Sieben Bläser, zwei Drummer und ein MC, allesamt in rot gekleidet und mit ihren Fahrrädern auf direktem Weg zu uns nach Leipzig.

© Felix Baab
Sieben Bläser, zwei Drummer und ein MC, allesamt in rot gekleidet und auf Fahrrädern in ganz Deutschland unterwegs. Dazu ein tosendes Publikum und eine Menge Energie. Die Rede ist von Moop Mama, der Brassband aus München, die bereits seit 2009 die Straßen mit unangekündigten Guerilla-Auftritten unsicher macht. Nun kam im September 2018 ihr neuestes Album „ICH” auf dem Markt und bringt sie jetzt auch wieder auf die Bühnen Deutschlands. Wir haben vorab mit dem Rapper und MC der Band, Keno Langbein (Foto oben: der mit dem Megafon) gesprochen.

Steigen wir mal soft ein und beginnen mit einer vermeintlich leichten Aufgabe: Beschreibe eure Band so kurz wie möglich!

Wir sind eine riesen Maschine, bestehend aus zehn Leuten, sieben Bläsern, zwei Schlagzeugern und mir als Rapper MC. Wir sind eine sehr erprobte Liveband und freuen uns schon auf Leipzig! (lacht)

Wir benötigen noch mal Aufklärung: Wie kamt ihr auf den Namen Moop Mama?

Das Wort Moop war zuerst da, ursprünglich der Bandname einer Band aus South Park. Damals waren wir also am diskutieren, wie wir uns nennen, da kam das Wort auf. Geprobt haben wir immer auf dem Bauernhof einer Frau, die uns da unterstützt, und sie hat mal spontan gesagt: „Dann bin ich die Moop Mama!“ und irgendwie ist das dann so hängen geblieben. Seitdem ist Moop einfach unser Wort.

Wie ist es denn mit so vielen Bandmitgliedern? Zehn Stück sind schließlich eine ganze Menge. Stellt dies manchmal ein Problem dar?

Das hat auf der einen Seite viele Vorteile, wie zum Beispiel, dass wir live eine wahnsinnige Energie auf die Bühne bringen können und dass wir uns natürlich auch in vielen Hinsichten ergänzen. Jeder kann da irgendwie Einfluss nehmen. Wir sind schließlich eine sehr demokratische Band – Aber da liegen natürlich auch die Schwierigkeiten, weil manche Sachen einfach sehr, sehr lange dauern, bis diese mal diskutiert sind. Auch organisatorisch ist es natürlich eine Menge Aufwand, aber wir sind jetzt auch schon seit knapp zehn Jahren zusammen, haben uns da sehr diszipliniert und uns gute Strukturen erarbeitet, also bekommen wir das auch noch auf die Reihe. Es hat jeder seine eigene Aufgabe.

Ihr seid sehr bekannt für eure Straßenmusik – die sogenannten, unangekündigten Guerilla Konzerte. Bevorzugt ihr spontane Aktionen oder doch lieber geplante Konzerte und Auftritte auf Festivals?

Das ist von Mal zu Mal unterschiedlich, beziehungsweise hat beides seine Stärken. Wir würden uns da nicht entscheiden wollen. Wenn wir auf der Straße spielen, läuft alles sehr spontan und wir erreichen auch Leute, die absolut nicht mit uns gerechnet haben – da passieren immer die ungewöhnlichsten Sachen. Das kann sehr aufregend sein. Bei geplanten Konzerten ist es auch schön. Wir haben uns ja jetzt über die Zeit, die wir schon bestehen, ein sehr treues Publikum erspielt, das auch immer wieder gerne zu unseren Konzerten kommt. Dieses Publikum ist sehr gemischt und es macht unglaublich Spaß, vor ihm zu spielen. Wenn wir eine eigene Show haben, ist es eine sehr hohe Konzentration und da kann man auch Sachen präsentieren, für die man auf Festivals und der Straße vielleicht nicht die Zeit oder Muse hat … also ist live dann nochmal mehr Bandbreite möglich.

Neben der Straßenmusik seid ihr auch für eure Fahrräder und roten Anzüge bekannt. Wie sind diese eure Markenzeichen geworden?

Die Idee mit den Fahrrädern kam dadurch, dass wir überlegt haben, wie wir unsere Mobilität noch mehr steigern können. Zu Fuß waren wir ja schon viel auf der Straße unterwegs, da kamen wir irgendwann darauf, dass wir es so noch geiler machen können und haben dann diese Fahrräder selber gebaut, aus im Internet bestellten Einzelteilen, und haben eine riesige Aktion draus gemacht. Die Farbe rot ist irgendwie einfach zu unserer Farbe geworden, das war gar nicht so unsere Absicht.

 

© Felix Baab
Jetzt kam kürzlich euer neues Album auf den Markt. Wie würdet ihr „ICH” beschreiben? Was unterscheidet dieses von eurer älteren Musik?

Wir versuchen eigentlich immer, bei jedem Album neue Wege zu finden, wie wir unseren Sound auf Platte bringen. Studioalben sind für uns auch immer so ein Experimentierfeld, um herauszufinden, in welche musikalische Richtung es geht. Wir haben auf dem jetzigen Album wieder neue Elemente, neue Sachen ausprobiert – ein paar Songs sind eher elektronisch inspiriert. Aber auch wie wir aufnehmen, hat sich alles weiterentwickelt mit diesem Album. Ich denke, wir haben auf jeden Fall einige sehr, sehr schöne runde Songs gemacht und freuen uns jetzt schon darauf, diese live auf die Bühne zu bringen. Live entwickeln sich unsere Lieder dann auch immer noch weiter und bleiben lebendig. Das wird sicher noch spannend.

Wie kam es zu den Features auf dem aktuellen Album?

Die Features, die wir drauf haben, sind alles Bekannte, denen wir oft begegnet sind. Fatoni war am Anfang beim allerersten Album noch bei drei Songs dabei, deshalb war es schön, ihn mal wieder zu treffen und einen gemeinsamen Song zu machen. Danger Dan ist ein guter Bekannter geworden. Wir haben die Antilopen Gang immer wieder auf Festivals getroffen und wir stehen auf das, was sie machen, auch inhaltlich – das hat einfach sehr gut gepasst. Und dann gibt es noch Kryptik Joe, wir sind natürlich auch große Fans von Deichkind. Auch die haben wir auf einem Festival kennengelernt und gemerkt, dass wir uns gut verstehen. Das war eine sehr coole Zusammenarbeit.

Gibt es Künstler, mit denen ihr in Zukunft zusammenarbeiten wollt?

Ja, sogar sehr viele! Wir haben letztes Jahr auch so eine kleine YouTube-Serie gestartet, in der wir mit anderen Leuten Songs von ihnen spielen – „Moop Mama trifft” heißt die. Das wollen wir auf jeden Fall auch weiter machen. Wir diskutieren schon jetzt, wer da alles in Frage kommt, aber ich glaube ich kann da noch nicht viel verraten.

Hast du selbst ein persönliches Lieblingslied von euch?

Also ich persönlich stehe oft auf die Songs, die eher melancholisch und ruhig sind. Das sind auch Songs, die auf dem Album ein bisschen weiter hinten stattfinden. Auf unserem neuesten Album mag ich zum Beispiel das Lied „Geister” sehr gern.

Wird es denn auf eurer Tour eine Vorband geben?

Ja, wir werden wieder Roger Rekless dabei haben. Er war schon auf dem zweiten Teil unserer letzten Tour dabei und ist live einfach ein sehr, sehr guter Künstler. Wir stehen echt auf das was er macht, möchten ihn auf jeden Fall gern weiter unterstützen und freuen uns auch schon darauf. Abgesehen davon, dass er auch ein Eins-a-Mensch ist und es sehr viel Spaß macht mit ihm zu reisen – ist ja auch wichtig.

Würdet ihr sagen, dass ihr euch durch eure Lieder auch versucht politisch zu positionieren? Zum Beispiel durch das Lied „Molotow“?

Unsere Musik hat ja immer schon einen politischen Aspekt gehabt. Molotow an sich ist ein Song, der mehrere Ebenen hat. Nicht nur politisch; aber er greift natürlich ein politisches Thema auf, beziehungsweise einen politischen Zustand. Im Endeffekt bezieht er sich dann aber doch eher auf das Bild einer Beziehung im Allgemeinen – zumindest sehe ich das so. Dieser Kampf oder diese Hassliebe, die da stattfindet zwischen dem Polizisten und der Demonstrantin, kann auch als Bild für etwas verstanden werden, das in eigentlich jedem Menschen vorgeht oder auch in vielen Beziehungen. Einfach dieser Zwiespalt zwischen Autonomie und Freiheit auf der einen und Sicherheitsbedürfnis und der Kontrolle auf der anderen Seite.

  

Wie genau wird es mit euch denn jetzt noch weiter gehen? Was können wir noch erwarten?

Wir sind jetzt erst einmal auf dem schnellsten Weg auf Tour. Das ist jetzt das große Ding, und in der Zwischenzeit machen wir uns Gedanken über neue Projekte. Wie schon gesagt wollen wir die „Moop Mama trifft“-Serie weitermachen und haben auch ein paar kleine Ideen. Da wird noch einiges passieren. Und dann sind wir einfach wieder wahnsinnig viel auf Bühnen zu sehen – die Tour im Frühjahr, Festivals und im Herbst werden wir wahrscheinlich wieder eine Tour spielen.

Wird es neben der Tour auch weiterhin eure ungeplanten Konzerte geben?

Mit diesen Straßenkonzerten werden wir sicherlich niemals aufhören. Wann genau das passiert, können wir jetzt noch nicht sagen, weil das auch für uns natürlich aufwendiger geworden ist, neben all den Auftritten die wir auch so schon haben. Aber wir werden da garantiert immer wieder Aktionen starten und das auch nicht aufgeben. Das ist einfach Teil unserer Identität als Band.

MOOP MAMA – ICH TOUR 2019

13.02.2019, Werk 2, Halle A | Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr | Karten im VVK ca. 30 €

© viva con agua
Die Veranstaltung wird unterstützt von Viva con Agua, einem gemeinnützigen Verein, der sich seit 2006 dafür einsetzt, dass alle Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Bei Moop Mama wird euer Pfand für Uganda gesammelt. Sprich, wenn ihr die bunten Tonnen der Vivas entdeckt, spendet euren Getränkebecher und unterstützt damit das aktuelle WASH-Projekt. Eine Kleinigkeit, mir der ihr etwas Großes bewirken könnt.