Teesy ist vieles: Toni Mudrack, Student, Ur-Berliner, Neu-Magdeburger, Sänger, Rapper … Auch von einem „Justin Timberlake für Sachsen-Anhalt“ war die Rede, als der 24-Jährige für eben jenes beim Bundesvision Song Contest 2014 antrat. Am 21. Januar 2014 ist Teesy mit seinem Debütalbum „Glücksrezepte“ im Täubchenthal. Vorab verrät er im Interview seine Theorie, warum Hip Hop derzeit wieder boomt und zu was der Deutsche neben uncoolen Formulierungen noch so neigt.
Wie kommt jemand, der in Berlin geboren ist, in Hamburg gelebt hat, eigentlich darauf nach Magdeburg zu ziehen?
Ich war nach dem Abi immer unterwegs in anderen Städten. Als Musiker muss man ja eh mobil sein und jodelt mal hier, mal da rum. Damals brauchte ich was Neues und zog nach Kiel. Jetzt war wieder mal Zeit für ne Veränderung und ich ging nach Magdeburg. Ist ja auch schön nah dran an Berlin.
Verstehen sich die einzelnen Songs auf deinem Album „Glücksrezepte“ eben als solche? Oder gibt es die deiner Meinung nach nicht, wie ja auf dem gleichnamigen Song mitschwingt?
Nein, es ist eher die Gesamtheit, die für den Titel steht. Ich habe einen sehr positiven Namen gesucht, der die Songs richtig treffend beschreibt und das war er! Rezepte fürs Glück hab ich nicht. Noch nicht. Ich bin auf der Suche. Ich dachte nur, eventuell kann jeder aus dem Album ziehen, was er selbst vom Glück erwartet. Es ist ja im Grunde durchgehend positiv geworden und das wollte ich dem Hörer mitgeben. Ein warme, angenehme Stimmung, die er für sich deuten kann.
Generell kommen sehr unterschiedliche Stimmungen auf dem Album auf – von Kritik an der „Gesellschaft Maybe“ hin zu romantischen Hochgefühlen – sind das auch Stimmungen, mit denen du dich konfrontiert siehst?
Auf jeden! Damit bin ich den ganzen Tag konfrontiert. Mir macht es im Moment echt Spaß, mich über die Gesellschaft zu monieren und Missstände für mich zu interpretieren und in Lieder zu verpacken. Ich will irgendwas bewegen, irgendwas weitergeben. Und zu den romantischen Gefühlen: Ist ja nicht so, dass ich der einzige bin, der sowas hat. Die Medien sehen mich oft als einsamen Reiter, der für die Liebe und die Romantik kämpft, aber wenn man ehrlich zu sich selbst ist, dann dreht sich doch das ganze Leben nur um die Liebe, die Suche nach Glück und schönen Momenten. Das ist es doch, was unseren Alltag lebenswert macht. Also tut mal alle nicht so unsensibel (lacht)!
Apropos Generation Maybe, wenige schaffen es, auf dem Debüt Album gleich Acts wie Megaloh zu featuren – wie ist die Zusammenarbeit entstanden?
Wir haben nach einem passenden Gegenpart zur zeitgenössischen Generation Maybe gesucht, der nicht aus meiner Position spricht, sondern einen anderen Blickpunkt auf die Sache hat. Und da hatten wir irgendwie Mega als Wunschgast auf dem Zettel und es war ein Wunder, dass er zugesagt hat und diesen fantastischen Part beigesteuert hat! Wahnsinn.
Du bist kein reiner Rapper, kein reiner Sänger. Es gab Versuche, dich mit anderen Künstlern zu vergleichen. Aber es gibt nicht viele deutsche Soul-Musiker, die sich an solche Songs herantasten.
Der Deutsche neigt schnell zu Kitsch und uncoolen Formulierungen. Es gab bisher echt nicht viele, die das wirklich hinbekommen haben, ohne dass man das Gesicht verziehen musste. Julian Williams, Peter Fox, Joy Denalane, Jonesmann, das waren immer Leute, die es geschafft haben. Aber im Moment gibt die Szene diese Sparte nicht her. Vielleicht auch, weil deutschem R’n’B im Allgemeinen immer wenig Vertrauen zukommt, da es in der Vergangenheit eben an den bahnbrechenden Künstlern gefehlt hat.
Kannst du dir vorstellen, ein Album mit reinem Rap zu machen, ein bisschen so wie in der Chimperator Cypher?
Eigentlich nicht, nein. Dafür singe ich zu gern. Andersrum genauso.
Wie schätzt du die Hip-Hop-Szene derzeit ein?
Ich finde es im Moment ziemlich spannend. Deutscher Rap auf Stadiongröße ist zur Zeit keine Seltenheit mehr, das gibt dem Außenbild von Hip Hop einen sehr beeindruckenden Touch, das können selbst die großen Medien nicht übersehen. Mir gefällt es gerade ganz gut.
Hast du eine Erklärung dafür, warum Hip Hop zurzeit wieder so groß ist?
Für mich war Hip Hop immer groß. Es ist einfach eine Subkultur, mit der sich die Jugend identifiziert, weil sie direkt und ehrlich ist. Ich glaub aber auch, dass der Grund vielleicht darin liegt, dass der Hip Hop in Deutschland jetzt einige Jahre hinter sich hat und im Erwachsenenalter angekommen ist. Die Leute, die früher Torch gehört haben, sind heute 40 oder 50 und in den führenden Positionen von Unternehmen, Agenturen oder Medienanstalten und können den Ton vorgeben.
Du kommst am 21. Januar nach Leipzig. Was verbindest du mit dieser Stadt?
Ein wenig Nostalgie irgendwie. Ich war noch nie bewusst in Leipzig. Aber ich stell es mir echt schön vor.
Was: Teesy live
Wann: 21. Januar 2015 um 20 Uhr
Wo: Täubchenthal