„Dieses Album ist OK KID“ Interview: OK KID

Über 100.000 verkaufte Tonträger, knapp240.000 monatliche Hörer:innen auf Spotify, ein eigenes Festival: OK KID sind aus der Deutschpop-Szene definitiv nicht mehr wegzudenken. Am 13. Mai veröffentlichten sie ihr neues Album „Drei“. In diesem verpackt die Band gesellschaftskritische Themen wie toxische Männlichkeit in tanzbare Beats. Wir haben uns mit Sänger Jonas über die neue Musik, Routine auf Tour und seine Beziehung zu Leipzig unterhalten.

© Lucio Vignolo, OK KID

Hallo Jonas, bei euch ist ja gerade viel los. Bald erscheint euer neues Album und ihr geht dieses Jahr zweimal auf Tour. Wie geht es dir?

Gerade ist es wie in einem Tunnel. Aber das ist eigentlich ganz schön, man denkt nicht so viel nach, weil irgendwie die ganze Arbeit getan ist und man irgendwie gesagt bekommt, wo man hinmuss, mit wem man redet und was man macht. Ich bin total im Arbeitsmodus und das ist angenehm, weil man sich dann abends glücklich fühlt und etwas geschafft hat. Insgesamt gehts mir gut!

Ihr habt euch vom Label getrennt und macht jetzt alles selbst. Gibt es Momente, in denen ihr euch fragt, ob das die richtige Entscheidung war, oder fühlt sich das befreiend an?

Wir waren ja nie gefangen (lacht). Wir hatten immer schon die Freiheit, die Musik zu machen, die wir wollen. Uns wurde nie reingeredet. Allerdings haben wir jetzt vor allem die Freiheit, das Album so zu vermarkten, wie wir Bock haben. Wir achten penibel darauf, dass wir nur dort verkaufen, wo wir wollen, also in unserem Shop. Wir waren, glaube ich, eh nie eine Band, die man irgendwo auf einem Wühltisch findet und spontan mitnimmt. Deswegen war uns auch nicht so wichtig, dass wir in irgendwelchen Läden sind. Leute, die uns supporten wollen, tun das auch und können das dann eben direkt bei uns. Und das Coole ist: Man kann dann halt auch gute Qualität zu einem fairen Preis anbieten, weil eben nicht noch viele Hände mitverdienen wollen.

Ihr habt in eurem neuen Album ja viele Themen, die sehr emotional sind. Wie war das für euch, sich so krass damit auseinanderzusetzen?

Das ganze Album ist ein Abbild von unseren Emotionen und Gefühlen und worüber wir viel geredet haben in den letzten zweieinhalb Jahren. Wir haben eben versucht, die Dinge, die uns wichtig sind, in das Album einfließen zu lassen. Es ist nicht in einer leichten Zeit entstanden, trotzdem ist es kein Album, was dich traurig zurücklässt, sondern eher so: Ich habe jetzt viel Input bekommen, aber hoffentlich trotzdem auch getanzt und eine gute Zeit gehabt. „Es regnet Hirn“ ist auch so ein Song: sehr leicht zugänglich und danceable und dennoch mit Message, die einen ernsteren Kern hat.

Gibt es eine Message, die ihr den Hörer:innen mit dem Album vermitteln wollt?

Eine konkrete Message nicht, aber ich glaube, es kann Leuten helfen, über Dinge nachzudenken. Also so, dass Leute Themen hören und denken: Ach krass, denen gehts ja genau wie mir. Das ist ja irgendwie wichtig in einer Zeit, in der man mehr Fragen als Antworten hat. Das man auch einfach ein bisschen abgeholt wird in der diffusen Welt. Vielleicht: Drei sind wir, DREI ist OK KID und wir wollten ein Album machen, was wir so krass selbst feiern und alles reingeben. Das ist das Album, an dem wir uns messen lassen wollen! Wenn du OK KID früher gemocht hast und du magst dieses Album nicht, dann versteh ich die Welt nicht mehr.

Würdest du sagen, die zwei Jahre Pandemie haben euch künstlerisch beeinflusst?

Natürlich hat die Pandemie einen Einfluss gehabt. Wir hatten vor allem viel Zeit, über einige Dinge nachzudenken. Wir haben 2019 über 50 Shows gespielt, neue Songs rausgebracht und ohne Pause durchgearbeitet. Dieser ganze Weg, den wir dann gegangen sind, die ganzen Trennungen von Leuten, mit denen wir gearbeitet haben, aber auch privat. Die Coronazeit hat halt schon gezeigt, mit wem man so will und kann. Ich glaube, ohne die Pandemie hätten wir einfach so weitergemacht, in diesem Trott.

Ihr seid dieses Jahr viel auf Tour, so lange unterwegs zu sein, ist sicher nicht so einfach. Gibt es irgendein Ritual, was dir da Halt gibt?

Ja, ich habe ein paar kleine Ticks. Ich mag es nicht, mit ganz neuen Schuhen auf die Bühne gehe, die müssen schon ein paar Tage bühnenreif getragen sein. Und ich achte drauf, dass ich nichts in meinen Taschen habe. Weder Taschentuch, noch Geld oder so. Und wenn ich auf die Bühne gehe, habe ich Respekt davor. Wenn ich da hoch gehe, gehe ich kurz in mich.

Und als Band?

Eine halbe Stunde vorher ist keiner mehr im Backstage, es gibt keine Handys und wir hören dann einfach Mukke und tanzen uns warm. Und dann gehts auf die Bühne! Man hat ja einfach so Gewohnheiten, die geben einem ja Routine und Sicherheit. Wir wollen auf Tour zum Beispiel auch immer das gleiche Frühstück und zwei Tageszeitungen, das schafft uns wie ein Zuhause, einen Alltag und das gibt Orientierung – sonst wird man irgendwann verrückt.

Ihr wart auch schon öfter hier bei uns in Leip­zig. Gibts irgendwas, dass du mit der Stadt verbindest?

Leipzig ist megaschön! Wenn ich jetzt studierenwürde oder 20 Jahre wäre – ich würde nach Leipzig ziehen. Man merkt, wenn man in Leipzig ist, dass da ein geiler künstlerischer Geist durchweht. Und Leipzig war auch schon immer eine Stadt, die geil wehrhaft gegen rechts war, gerade mit Connewitz und so. In Leipzig hatten wir wunderbare Shows, eigentlich immer ausverkauft und richtig nice. Nach der Show waren wir immer noch auf Raves, im Park, wir haben richtig viel von der Stadt und den Menschen kennengelernt. Und das sage ich echt nicht nur, weil ihr vom Stadtmagazin kommt (lacht). Leipzig ist echt in unserer Top drei der Städte, in denen wir immer wieder gerne spielen. Wir waren viel zu lange nicht mehr da und freuen uns auf Leipzig!

Ihr liebt Leipzig, Leipzig liebt euch offensichtlich auch! Worauf freut ihr euch denn mit Blick auf den Sommer?

Eigentlich würde ich sagen Festivals, aber das machen wir dieses Jahr gar nicht so viel. Die Festivals wurden von 2020 verschoben, da haben wir Bandpause gemacht und dann kam Corona. Deswegen spielen wir nur auf dem Deichbrand! Aber dann mache ich vielleicht einfach mal wieder Urlaub, das wäre ja auch mal was!

www.okkidmusik.de  | Instagram: @okkid_official

Wer jetzt Lust bekommen hat, OK KID Live zu sehen: Am 8. Oktober spielen sie im Täubchenthal in Leipzig.