Einst war das Kaufhaus Held eine der Handelsinstitutionen im Herzen Lindenaus. Nachdem die beiden Brüder und Kaufleute (Moritz und Albert Held) ungefähr sieben Jahre ein Ladengeschäft in der GutsMuthsstraße betrieben, benötigten sie jedoch schnell sehr viel mehr Platz, um das breite Sortiment von Bekleidung über Teppiche bis hin zu Korbwaren anschaulich anbieten zu können. Man entschloss sich also, nach einem neuen Standort Ausschau zu halten. Fündig wurde man schließlich in der Merseburger Straße 84. Im Jahre 1913 feierte das fast schon herrschaftlich anmutende Bauwerk mit Kuppelturm dann erstmalig Eröffnung. Anfangs wurden die Waren auf zwei Etagen veräußert, später wurde das Geschäft dann auch noch auf die dritte und durch einen Anbau im Hof ausgeweitet.
Held sein, hieß sozial sein
Im ehemaligen Arbeiterviertel ist der Name „Held“ unter den Älteren noch immer ein sehr prägnanter Begriff. Die Helds waren nicht nur Geschäftsleute, sie brachten ihren Mitmenschen auch ein hohes soziales Engagement entgegen. So konnten sich die arbeitslosen Einwohner Lindenaus hier täglich ein unentgeltliches Mittagessen abholen. Auch wurden in regelmäßigen Abständen einige Schaufensterwaren an bedürftige abgegeben sowie beträchtliche Spenden an die jüdische Gemeinde Leipzigs getätigt. In der Zeit des Dritten Reiches wurde die Lage für die Familie zunehmend brisanter. Noch bevor der zweite Weltkrieg ausbrach, flohen die Familienmitglieder nach Großbritannien und Chile. Nach ca. 50 Jahren erhielten sie das Kaufhaus zurück, verkauften es allerdings dann an den Karstadt-Konzern.
Der doppelte Held
Das ehemalige Kaufhaus Hollenkamp sorgt unterdessen bei vielen jüngeren Einwohnern für Verwirrung. Seit der Wiedervereinigung thronen die blauen Lettern mit dem Schriftzug „Kaufhaus Held“ an dem Gebäude an der Ecke Lützner/ Merseburger Straße. Ein süddeutscher Unternehmer investierte damals rund 70 Millionen D-Mark in das Gebäude und kaufte im Zuge dessen den Namen bei den Nachfahren gleich mit. Aber auch der gute Name der Helds brachte ihm kein Glück! Aus dem Gebäude wurde nie ein richtiges Kaufhaus. Aktuell steht es leer und die Fassade bröckelt langsam vor sich hin. 2016, also etwa ein Jahrhundert nach der erstmaligen Eröffnung des originalen Kaufhauses Held, begannen die Sanierungsarbeiten. Ab Anfang Juni 2018 dürfen bereits die ersten Mieter einziehen. Hinter der neuen Fassade steckt eine zukunftsweisende Wohnungsplanung in Kombination mit einem innovativen Energiekonzept. Der offene Wohncharakter nahm bei der Gestaltung der Räume eine zentrale Rolle ein. Für die Realisierung dieses Bauvorhabens wurde eine beträchtliche Summe in die Hand genommen. Um den alten Mauern wieder Leben einzuhauchen, haben Kapitalanleger aus ganz Deutschland rund 15 Millionen Euro investiert. Alles in allem sind hier 53 Einheiten entstanden – davon drei Ladenbereiche im Erdgeschoss sowie 50 Wohnungen auf vier Etagen.