Der Universität Leipzig droht der Titelentzug einer „Volluniversität“. Bis 2020 sollen so mehr als 1.000 Stellen gestrichen werden. Wo führt das hin, wenn bereits jetzt schon Theaterwissenschaften und Archäologie auf der Streichliste stehen? Die Geisteswissenschaften an der Uni Leipzig stehen bedrohlich im Visier von Kürzungen.
Das sächsische Wissenschaftsministerium forderte, 24 weitere Stellen zur Streichung vorzuschlagen. Das Rektorat der Universität Leipzig ist empört! Und damit ist es nicht allein. Bis 2015 sollen schließlich Personalstellen im Bereich Archäologie, Theaterwissenschaft und physikalische Chemie gestrichen werden, sowie zwölf Ausbildungsplätze. Schmerzhafte Einschnitte stehen der Uni bevor, denn dadurch müssen zwei Studiengänge ganz aus dem Lehrangebot gestrichen werden: Klassische Archäologie und Theaterwissenschaften.
Zahlen und Fakten
Trotz unerwarteter angestiegener Studierendenzahlen fordert die Landesregierung den Abbau von Stellen. Die Zahlen lauten wie folgt: fünf Personalstellen im Institut für Theaterwissenschaften, drei im Institut für Klassische Archäologie, vier im Bereich der physikalischen Chemie und zwölf Azubi-Stellen. Sollte man den Forderungen des Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) nicht nachkommen, drohe laut Rektorin Beate Schücking ein willkürlicher Abbau von Personal. Die vom Freistaat geforderte Stellenzahl war laut Rektorin nur mit einer strategischen Schließung von Struktureinheiten zu erreichen, wobei der Schuss dann tödlich für die Archäologie und die Theaterwissenschaft war. Bei all den Kürzungen soll aber weiterhin im Auge behalten werden, dass alle bisher eingeschriebenen Studenten ihr Studium ordnungsgemäß abschließen können. Wie das aber genau aussehen soll, ist unklar. Zuletzt immatrikulierte schließen demgemäß erst 2016 ab. Ab 2015 ist für die Studiengänge mit erheblichem Qualitätsverlust zu rechnen.
Die Auserwählten
Der Grund, warum gerade die Theaterwissenschaften, die deutschlandweit nur an zwei Orten unterrichtet werden, betroffen sind, ist folgender: Da einige Mitarbeiter vor dem Ruhestand stehen, werden die Theaterwissenschaften perspektivisch keine tragende Rolle mehr im Profil der Uni Leipzig haben. Im Gegensatz dazu gibt es für Archäologie ein großes Angebot in Mitteldeutschland. Besonders die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sticht hiermit hervor, sodass der traditionsreiche Studiengang in Leipzig zur Kürzung gewählt wurde. Zukünftig wird sich also die Uni Leipzig mit der Uni Halle bezüglich der Fächer abstimmen müssen. Es bleibt nun fraglich, ob Studenten der Archäologie ihren Bachelor in Halle abschließen müssen. Klar ist: Ein Aufbaustudium ist für beide Studienfächer nicht mehr möglich!
Prognose: Uni Leipzig bald keine Volluni mehr?
Der Anstieg der Studierendenzahlen wird laut der Rektorin am Abbau-Diktat nichts ändern. Die Folgen dieser verheerenden Streichungen werden in den folgenden Wochen und Monaten zu spüren sein. Das Überlastpaket, durch das viele zusätzliche Dozenten befristet eingestellt werden können, sei auch nur kurzfristig eine Besänftigung. Bis 2020 sind noch 1.000 Streichungen zu erwarten. Bis Ende 2016 folgen also noch mindestens 300. Einzige Ausnahme des Stellenabbaus ist derzeit noch die TU Dresden. Kürzungen nach dem Rasenmäherprinzip (von jedem Institut etwas) sollen laut Rektorat nicht vorgenommen werden, jedoch können weitere Kürzungen an den Geisteswissenschaften dazu führen, dass die Uni Leipzig nicht mehr als Volluniversität angesehen wird. Außerdem kann dann die interdisziplinäre Forschung und Lehre nur noch schwer sichergestellt werden, weshalb die Streichungspläne die Qualität, Vielfältigkeit des Lehrangebots und sogar den Hochschulstandort Leipzig gefährdet.