Margaret Goes Punk Leipziger Bands im Fokus #116: Thatcher

Leipziger Bands im Fokus #116: Thatcher

Thatcher. Nein, die Band hat sich nicht der Vertonung politische Ansprachen der britischen Premier­ministerin aus den 80er-Jahren verschrieben. Aber immerhin rührt der Bandname des 2020 gegründeten Post-Punk-Quartetts tatsächlich von der polarisierenden Margaret. Für Sänger und Gitarrist Joshua Fliehler sollte es ein Frauenname sein, der als Gesicht für die gesellschaftskritischen Analysen im depressiven Post-Punk-Gewand hinhält. Doch hinter dem dunklen Schleier in novembergrauem Setting stecken vier junge, dynamische Herren, die es eigentlich viel lieber mit der Sommersonne halten.

© Marius Michaelis

Thatcher haben vor Kurzem ihr einjähriges Bandjubiläum zelebriert. Glückwunsch! Und noch vor dem ersten Hochzeitstag der vier Musiker erschien im Juli die erste 5-Track-EP. Für das Musikvideo zu „DieserArt“ haben sie sich kurzerhand im NuR und Conne Island einquartiert. Zum puristischen Eindruck des Videos passt der resignierende inhaltliche Ansatz des Songs: „Ich würde sagen, unsere Texte sind eine Analyse eines grundsätzlichen Gefühlszustands“, so Joshua. Dieser summiere sich aus weltpolitischem Geschehen und gesellschaftlichem Status quo. „Es passiert viel Scheiße. Von einigem weiß man, von anderem nicht. Das merke ich zum Beispiel ansteigen­­den Mieten, Flüchtenden aus Afrika, Flutkatastrophen durch die Klimakrise, rechten Parteien, die die Macht ergreifen wollen, usw.“

© Marius Michaelis

Neue Formate finden

Dem Ganzen ein punkiges Statement entgegenzusetzen, ist also Ehrensache. Dafür haben sich Thatcher ganz klassisch über Onlineanzeigen gruppiert: „Ich komme eigentlich aus einer Blues-Coverband, wollte aber eine Band finden, in der an eigenen Songs gearbeitet wird. Mir hat Joshuas Musik so gut gefallen, dass ich ihn angeschrieben habe“, erzählt Bassist Jakob Heinrich. Von dem Ergebnis der gemeinsamen Passion zeugt die selbstbetitelte erste EP: „Grundsätzlich haben wir viel positive Rückmeldung dazu erhalten. Ein Problem ist die fehlende Reichweite, weil wir ja aktuell nicht so viele Konzerte spielen können“, sagt Joshua. Zumindest wollen die vier dem Problem mit der Reichweite durch eine Aktion im Dezember entgegenwirken, die vom Leipziger Pa’am Records-Studio initiiert ist: An der Seite von vier weiteren Bands wird im Rahmen eines Pod­cast-Formats ein jeweils halbstündiges Set ausgestrahlt, in dem Thatcher gleich drei bisher unveröffentlichte Songs untergebracht haben. Dieses haben sie im Sommer vorproduziert. „Wir haben genug Material für ein neues Album in der Pipeline“, verrät Gitarrist Lucas. Ob Bühne oder Studio: Bandarbeit hält zum Glück immer beide Facetten bereit. Was gibt es also Besseres, als sich über den Frust des fehlenden Yin im Yang zu ergießen? Passt ja auch zum Thatcher-Konzept.

www.thatcher-band.de | Instagram: @thatcher.band