„Von Labels halte ich nichts“ Leipziger Bands im Fokus #118: JOTTJOTT

Ostern 2003. Alles begann mit einem Flyer im Briefkasten: Klavier-, Gitarren- oder 10-Finger-Tipptechnik lernen? Schwere Entscheidung … Hätte er damals anders gewählt, wäre sein Beruf derzeit wohl krisensicherer. Jakob Junhold entschied sich aber für die Gitarre und ist seither Vollblutmusiker. „Ich kann nichts anderes außer Musik“, stellt er entschieden fest. Um das auch konsequent zu leben, gründet er 2020 die Popband, die seinen Initialen huldigt: JOTTJOTT.

© JOTTJOTT

Im Oktober letzten Jahres erschien die Debüt-Single „Immerimmerwieder“. Bei der handelt es sich auf den ersten Blick um eine freche Pop-Punk-Hymne mit punkigem Bandarrangement und vermeintlich leichtfüßigen Lyrics über zwischenmenschliche Beziehungen. Jakob verrät, was dahintersteckt und warum der Song auf den zweiten Blick gar nicht so heiter ist, wie er scheint: „Eigentlich erwarten die Leute von der Liebe ein anhaltend positives Gefühl. Dieses geht aber auch immer wiedervorbei. Die Lücke zwischen Gehen und Wieder­kom­men ist die schwierige Zeit des Abschieds, auf die man versucht, klar zu kommen. Wenn man das schafft, kehrt das Glück zurück.“ Der Song beschreibt also nicht nur die Ups, sondern auch die Downs im Leben.

Um diesen entgegenzusteuern, projiziert der blonde Sänger und Gitarrist sein größtes Glücks­empfinden am Musikersein in die Live-Performance. Dass gerade für Newcomer dafür derzeit ungünstige Bedingungen herrschen, dürfte mittlerweile bekannt sein. Zumindest bietet der Status quo im Umkehrschluss Raum für die Studioarbeit. Jakob ist nämlich auch Tontechniker und betreibt mit seinen Freunden Philip Hebestreit und Max Hesselbarth das Jadeturm-Studio im Hupfeld-Center. Beide Mitstreiter sind auch am JOTTJOTT-Sound beteiligt.

© JOTTJOTT

„Von Labels halte ich nichts“

Von Labels wie Berufsbezeichnungen, sexuellen Identitäten und Co. hält Jakob nicht viel. Er versteht sich in erster Linie als Mensch. Er thematisiert intuitiv, was ihn beschäftigt und verpasst dem Ganzen den entsprechenden visuellen Rahmen. So weckt das Video von „Zeit gewinnt“ Assoziationen zu Twenty One Pilots. Genauso sieht sich JOTTJOTT auch live: Als dynamisches Duo.

Die ersten beiden Singles seien letzte Relikte des Post-Punks. Alles, was danach kommt, werde poppiger: „Noch mehr Hit-Faktor, einfach mehr von allem“, verspricht Jakob. Bisher zeichnet sich also kein stringenter Bandsound ab. Muss aber auch nicht immer sein. Musik lebt von pluralen Einflüssen und gerade als Produzent seiner eigenen Musik sind dem Experimentieren keine Grenzen gesetzt. Mitte Februar erscheint mit „Etc pp“ die neueste JOTTJOTT-Single.

Instagram: @j0tt.j0tt