Schwarzkaffee sind eine von ca. zehn deutschen Funk-Bands mit eigenen Songs. Aber nicht nur das macht sie besonders, sondern auch ihre Besetzung zwischen 8 und 12 Leuten und ihr Spirit, der durch die funky Beats mit Soul, Hip Hop und jazzigen Stimmen fließt – ganz nach dem Motto „All you need is Funk and Love!“
Eigentlich wollten wir ja gar nicht nach den tief spirituell-philosophischen Hintergründen des Bandnamens fragen, aber bei Schwarzkaffee passt es einfach zu gut. Wir trafen Hendrik und Raschid, die sich – Zufall? Berechnung? – den Kaffee schwarz bestellten und uns erklärten: „Schwarzer Kaffee macht, was die Musik macht und machen soll: sie putscht einen auf, ist manchmal rough und manchmal bitter, haut aber immer rein. Und wenn man zu viel hat, dreht man ein bisschen durch.“
Der Kern der Band lernte sich ab 2004 bei den Funksessions im Spizz kennen, wo sie über zwei Jahre miteinander spielten. Daraus entstand dann auch die Vorgängerband Black Coffee. Gemeinsam wurden Funk-Klassiker aus den 70ern bis heute gespielt, Ausflüge zum Oldschool Hip Hop gemacht und auf den Spuren von Steve Wonder, James Brown, Jamiroquai sowie Earth, Wind & Fire gewandelt. „Durch das Spielen haben wir eine gemeinsame Sprache gefunden und unter dem Namen Black Coffee ein erstes Album – Diggin’ the Funk“ – rausgebracht.“ Mit dem gemeinsamen Spielen kam aber auch mehr und mehr die Lust auf eigenen Kram. Mit „Schwarzkaffee“ wechselte der Stil der Band zu eigenständigen Songs und mehr deutschen Texten. Heute gibt es eine Minimalbesetzung aus Schlagzeug, Gitarre, Bass, Keyboard, Gesang & Rap und drei bis vier Bläsern. Manchmal sind auch noch zwei Background-Sängerinnen dabei. „Es gibt einen gewissen Pool an Leuten, auf die wir zurückgreifen können. Es ist aber nicht so, dass wir so viele wie möglich unterbringen wollen, das hat sich so ergeben. Bei uns gibt es auch eine größere Fluktuation als bei anderen Bands.“
Jazz is the Teacher, Funk is the Preacher
Das Motto von Schwarzkaffee: Jazz ist the Teacher, Funk ist the Preacher. „Du musst schon sehr versiert sein, um Funk zu spielen. Es ist Musik, die nicht für jeden sofort spielbar ist, die aber trotzdem deswegen nicht kompliziert klingt. Jazz ist nicht der Ausdruck. Sondern etwas, das, naja PAUZ macht. Unser Sound ergibt sich aus dem, was wir jetzt an Einflüssen erleben, Musik, auf die wir gerade abfahren, Themen im Leben, und die Funkmusik, wie die damals geklungen hat, wie sie sich weiterentwickelt hat. Unsere Hoffnung ist auch, damit eine echt coole Nische zu füllen. Es gibt ja kein Funk-Netzwerk, auf das wir zurückgreifen können.“
Die Bandmitglieder kommen alle aus unterschiedlichen deutschen Städten, die Base ist aber in Leipzig. „Es ist sehr angenehm, von überall her aus Deutschland Leute dabei zu haben. Man spürt auch, dass andere Gedanken, andere Sphären in die Band einfließen, das tut der Sache gut.“ Und wie bekommt man so eine große Meute unter einen Hut? „Wir organisieren uns so, wie es andere Bands auch tun, nur dass es eben ein bisschen länger dauert. Durch dieses Funk-Sessions gab es natürlich einen regelmäßigen Termin, und so zieht sich das auch bis heute durch. Wer da ist, spielt mit. Und es gibt auch jetzt eine wöchentliche Probe, also eigentlich … Aber wir denken da eher projektmäßig. Konzerte sind natürlich heilig. Und wenn eine Tour ansteht, proben wir intensiver und dann treffen wir uns öfter. Dazwischen machen wir auch alle andere Sachen.“
„Die Musik soll in den Arsch gehen, soll bewegen und trotzdem nicht doof sein“
2014 erschien das aktuelle Album „Radio FREAKquency“. „Man spürt da schon, dass wir rougher geworden sind, weniger Disco-Funk-Songs machen. Aber generell hat unsere Musik ein Ziel: sie soll in den Arsch gehen, soll bewegen und trotzdem nicht doof sein. Live geht das natürlich noch ein Stück weit besser. Da können wir noch spontaner und offener sein, bekommen direkt Feedback. Unser Publikum ist sehr friedvoll, wir können uns nach dem Konzert wunderbar unter den Leuten bewegen und dann alle mit einem Lächeln nach Hause gehen.“
Auf der Bühne strahlt die XXL-Band eine ungeheure Energie aus. Wie behält man sich die bei? „Einen Trick gibt’s da nicht. In dem Moment, wenn es stimmt, wenn wir merken, das sind genau wir, dann ist die Energie einfach da. Dann wollen wir das auch rausballern. Es gibt diesen Spirit, und das ist nicht einfach nur so dahergesagt. Die Leute haben Bock, diese Musik zu machen. Wir sind ja alle freiwillig dabei, es gibt keine externe Motivation wie viel Geld. Die Energie ist zum aktuellen Zeitpunkt eben da. Es ist natürlich immer ein Prozess, auch so zusammenzukommen, viele Gespräche … Das würde jedes Bandmitglied anders sehen. Es ist aber auch so, dass wir die Kollegen gerne spielen hören und es toll ist, mit ihnen Mucke zu machen. Das ist vielleicht auch ein Unterschied zu anderen Bands. Wir haben dieses Ding in der Mitte, unseren Spirit eben, und dann gibt es viel Platz für Intuition und Improvisation. Es geht viel um solistische Beiträge, man kann jeden einzeln wahrnehmen.“
Vormerken: Der nächste Gig in Leipzig findet zum Release der neuen EP am 9. Oktober, 21 Uhr, im Werk 2 statt: „Das große Konzert mit neuen Songs und geilem Stuff!“