Leipzigs Grüne Lunge Leipzigs Geschichte: Auwald  

Vom Süden Leipzigs bis in den Nordwesten durchzieht der Auwald wie ein grünes Band die Stadt. In den Auen der Flüsse Pleiße, Weiße Elster, Luppe und ihrer zahlreichen Nebenarme entstanden, ist dieser Wald eines der größten Auwaldgebiete und einer der schönsten und artenreichsten Laubwälder Mitteleuropas.

© Manja Reinhardt

Geschichte des Waldes

Während der Auwald heute ein beliebtes Erholungsgebiet für die Leipziger:innen und Gäste ist, stand lange Zeit der Nutzfaktor im Vordergrund. Schon im Mittelalter wurden nicht überflutete Gebiete des Auwaldes zur Holzgewinnung gerodet. In diese Zeit fallen auch die ersten großen Eingriffe in das Waldgebiet: Flüsse wurden reguliert, aus Teilen des Waldes entstand Acker- und Weideland zur Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung. Es wurden Fischteiche angelegt und Lehm für die Ziegelherstellung abgebaut. Aber schon im Mittelalter machte man sich Gedanken über eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes: 1463 gründete sich die erste Oberförsterei, 1514 berief man eine Forstdeputation und erließ schließlich 1563 eine erste Waldordnung, mit der eine geregelte und nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes sichergestellt werden sollte.

Doch die Zeit der Industrialisierung setzte dem Waldgebiet stark zu. Flussbettverlagerungen von Weißer Elster und Luppe hatten einen starken Einfluss auf die natürliche Überflutung des Waldes. Und auch die Grundwasserabsenkungen durch den Braunkohleabbau führten zur weiteren Austrocknung des Waldes. Zusätzlich hat sich die Zusammensetzung der Bäume hat sich durch die Nutzung des Waldes und nicht zuletzt durch die Stickstoffe der Industrie stark verändert. Die Ulme ist fast gänzlich verschwunden, ebenso wie die Stieleiche. Die gegenwärtige Bewirtschaftung zielt langfristig darauf ab, den Wald wieder in den Zustand zu versetzen, den er Mitte des 19. Jahrhunderts hatte. Das bedeutet zum Beispiel auch eine gezielte Aufforstung mit Stieleichen. 

Der Wald der vielen Möglichkeiten

Trotz der zahlreichen Eingriffe blieb die Waldfläche über die Jahrhunderte weitestgehend erhalten und begeistert heute mit einer vielfältigen Flora und Fauna. Große und kleine Naturentdecker:innen, die mehr über den Auwald erfahren möchten, sind in der Auwaldstation direkt am Eingang zum Schlosspark Lützschena genau richtig. Die Auwaldstation befindet sich in einem Klinkerbau unweit des Schlosses. Das Haus wurde im 19. Jahrhundert von der Familie Speck von Sternburg als Wirtschaftsgebäude für die Schafzucht und die Stellmacherei erbaut. Zwischenzeitlich befand sich hier eine Tisch­lerei, bevor 1998 das Naturbildungszentrum eröffnete. Ganzjährig erfahren die Besucher:innen in verschiedenen Erlebnisbereichen Wissenswertes über die grüne Lunge von Leipzig.

© Manja Reinhardt

Neben den Ausstellungen gibt es ein buntes Programm aus Exkursionen, Wanderungen und Workshops sowie ein vielfältiges Kulturangebot. In der Auwaldstation kann man die Leipziger Natur ganz genau unter die Lupe nehmen. Ein besonderes Highlight ist die Beobachtungsplattform. Schon von Weitem erkennt man das Baumhaus inmitten der Eichen. Es befindet sich neun Meter über dem Boden. Von oben bietet sich ein außer­gewöhnlicher Blick über die Burgaue. Im Baumhaus selbst befindet sich eine interaktive Ausstellung zur aktuellen Forschung im Auwald, die sich mit der Diversität in den Baumkronen befasst. Ein Besuch lässt sich perfekt mit einem Spaziergang durch den Schlosspark in Lützschena verbinden.

Unzählige Sehenswürdigkeiten

Das sind nicht die einzigen Ausflugs­ziele, die der Auwald bietet. So ist der Auensee ein beliebter Ort, obwohl man aufgrund der schlechten Wasserqualität nicht mehr im See baden kann. Der Auensee entstand aus einer ehema­ligen Kiesgrube, die Anfang des 20. Jahrhunderts für den Bau des Hauptbahnhofs angelegt wurde. Neben dem See fand man von 1912 bis 1932 der Luna-Park – einen der größten deutschen Vergnügungsparks, der gut mit dem Kopenhagener Tivoli zu vergleichen war. Als einziges Gebäude zeugt heute das Haus Auensee von dieser Zeit. Mit der Parkeisenbahn, dem Bootsverleih, dem großen Spielplatz und dem an Sommerwochenenden geöffneten Biergarten ist er auch heute noch ein lohnenswertes Ziel. Weitere beliebte Ausflugsziele sind der Rosentalturm, der Focke­berg, die Domholzschänke oder der Wildpark, über den wir in der Mai-Ausgabe  berichtet haben. Aber natürlich kann man auch einfach so durch den Wald spazieren und die klare Waldluft genießen.

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