Vor dem Krieg
Der heutige circa 40.000 Quadratmeter umfassende Augustusplatz entstand zwischen 1785 und 1794 östlich der Innenstadt vor der Universität. Da er sich direkt vor einem der Stadttore erstreckte, nannte man ihn zunächst Platz vor dem Grimmaischen Thor. In der Folgezeit wurden viele bedeutende Bauten auf und um den Platz herum gebaut, wie das Postgebäude, das Neue Theater und ein städtischer Museumsbau. Im Jahr 1839 benannte man die große Fläche zu Ehren des ersten sächsischen Königs Friedrich August I. in Augustusplatz um. Durch die Anlage der Straßenbahn entwickelte sich der Bereich zwischen Grimmaischer Straße bis zum Grimmaischen Steinweg zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Während der Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs wurden nahezu alle Gebäude des Augustusplatzes zerstört.
Neue Oper
Zu den zerstörten Gebäuden gehörte auch das 1868 eröffnete Neue Theater, in dem neben Theaterstücken ebenso Opern inszeniert wurden. Schon direkt nach dem Krieg fanden wieder Aufführungen statt, allerdings in dem interimsweise genutzten Haus Dreilinden (heute: Musikalische Komödie). Das sollte nicht so bleiben und deshalb wurde der Bau eines neuen Opernhauses in der damals noch jungen DDR beschlossen. Dafür wurde die Ruine des Neuen Theaters abgetragen. Übrig blieben nur einige Teile des Eingangsfrieses, die man heute noch an der Seite zur Goethestraße hin entdecken kann. Die Arbeiten für den Neubau begannen im Jahr 1956 und konnten bereits vier Jahre später abgeschlossen werden. Das von den Architekten Kunz Nierade und Kurt Hemmerling entworfene Gebäude war der erste und größte Theaterneubau in der DDR. Das Haus sollte mit seinem Design einerseits an die spätklassizistischen Formen des Vorgängers erinnern, andererseits jedoch mit seiner schlicht gehaltenen Fassade aus Pirnaer Sandstein modern wirken. Zur festlichen Eröffnung im Jahr 1960 wurde Richard Wagners Meistersinger von Nürnberg aufgeführt.
Die Pflege der Werke Wagners ist bis heute ein bedeutender Teil der Tradition an der Oper Leipzig. Seit 1990 ist die Oper Leipzig ein sogenanntes Drei-Sparten-Haus und verbindet Oper, Ballett und Musikalische Komödie unter einer Leitung.
Fortgesetzte Traditionen
Direkt gegenüber der Oper steht ein weiteres wichtiges Gebäude der Leipziger Musikwelt: das Gewandhaus. Es entstand von 1977 bis 1981 unter der Leitung des Architekten Rudolf Skoda in enger Zusammenarbeit mit dem damaligen Gewandhauskapellmeister Kurt Masur. Das Gewandhaus war der einzige Konzerthausneubau in der DDR. Das etwas klobig wirkende Bauwerk ist dem Stil des Brutalismus zuzuordnen. Seine wahre Schönheit entfaltet sich erst, wenn die Sonne untergegangen ist und das Foyer von Scheinwerfern hell erleuchtet wird. Denn hinter der breiten Glasfront schuf der Künstler Sighard Gille mit seinem Werk Gesang des Lebens das größte Deckengemälde Europas. Das Leipziger Gewandhaus hat eine lange Konzerttradition, die älter ist als der heutige Bau am Augustusplatz.
Das allererste Gewandhaus befand sich einst zwischen dem Gewandgässchen und der Kupfergasse. Es diente ursprünglich als Versammlungsort des Tuchhandels und erhielt daher seinen Namen. In diesem Gebäude ließ der Leipziger Stadtrat einen Konzertsaal einrichten, in dem seit 1781 die sogenannten Großen Concerte stattfanden. Die Beliebtheit und Bekanntheit des Saales wuchs, da viele Musikgrößen von Wolfgang Amadeus Mozart über Clara Schumann bis hin zu Felix Mendelssohn Bartholdy dort Konzerte gaben. Dieses Gebäude wurde jedoch irgendwann zu klein und musste letztendlich dem Neubau des Städtischen Kaufhauses weichen. So entstand das zweite Gewandhaus, besser bekannt als Neues Concerthaus, in den 1880er Jahren am damaligen Stadtrand (heute Musikviertel). Auch dieser Bau wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und war unbenutzbar. Der geplante Wiederaufbau wurde nicht durchgeführt und die Ruine im Jahr 1968 abgerissen.
Auch das heutige nunmehr dritte Gewandhaus wurde nicht auf freier Fläche auf dem Augustusplatz errichtet. Seit 1858 stand an dieser Stelle der erste große Museumsneubau der Stadt. Darin untergebracht waren Sammlungen zeitgenössische Kunst des 19. Jahrhunderts, die Leipziger Bürger:innen der Stadt übertragen hatten. Das Gebäude fiel letztendlich ebenfalls dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Seine Sammlungen gehören heute zum Bestand des Museums der bildenden Künste.
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