Zu Gast im Hause Schumann Leipzigs Geschichte: Schumann-Haus

Wie haben Musiker:innen in Leipzig gelebt und gewohnt? Dieser Frage kann man an verschiedenen Orten in der Stadt nachspüren. Einer davon ist das Schumann-Haus in der Inselstraße im Grafischen Viertel.

© Christian Kern

Eine romantische Liebesgeschichte

Clara Schumann (1819–1896) kam als Clara Josephine Wieck am 13. September 1819 im Haus „Hohe Lilie“ (heute ehemaliges Karstadtgebäude) zur Welt. Sie wurde in eine sehr musikalische Familie geboren. Ihre Mutter, Marianne Tromlitz (1797–1872), war Pianistin und trat als Sängerin im Gewandhaus auf. Von ihr erhielt Clara den ersten Klavierunterricht. Ihr Vater, Friedrich Wieck (1785–1873), besaß eine Klavierfabrik und war als Musikpädagoge tätig. Nach der Scheidung der Eltern förderte besonders der Vater Claras Klavierspiel. Sie wurde als Wunderkind bekannt und komponierte bereits mit neun Jahren einen Walzer für ihr Kindermädchen. Einer der Schüler Friedrich Wiecks war Robert Schumann (1810–1856). Er wurde am 8. Juni 1810 in Zwickau geboren und hatte ebenfalls bereits als Kind mit dem Musizieren begonnen. Im Jahr 1828 kam Schumann nach Leipzig, um an der Universität Jura zu studieren. Im selben Jahr lernte er Friedrich Wieck und dessen Tochter Clara kennen. Anstatt zu studieren, ließ er sich von Wieck in Musiktheorie unterrichten. Diese Ausbildung brach er kurze Zeit später wieder ab, nahm sie aber im Jahr 1830 wieder auf.

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Im Verlauf der Jahre freundete sich Robert Schumann immer mehr mit Clara Wieck an und schließlich verliebten sich die beiden ineinander. Das junge Paar wollte heiraten und verlobte sich 1837 heimlich, denn Friedrich Wieck war gegen die Beziehung und erst recht gegen eine Heirat. Die beiden mussten sogar vor Gericht ziehen, um eine Zustimmung zur Eheschließung zu erwirken. Das gelang erst nach langwierigen Verhandlungen. Clara und Robert Schumann heirateten am 12. September 1840 in der Gedächtniskirche in Schönefeld bei Leipzig.

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Glückliche ehejahre

Danach zog das frischvermählte Paar in die erste gemeinsame Wohnung. Sie befand sich in der Inselstraße 5 (heute Inselstraße 18) in der ersten Etage. Das Haus war im Jahr 1838 im klassizistischen Stil ganz neu erbaut worden. Die Stadt Leipzig breitete sich damals langsam aber sicher auf das Umland aus und so lag das Gebäude sowohl in Zentrumsnähe als auch im Grünen am Stadtrand. Die vier Jahre, die das Ehepaar Schumann dort verbrachte, werden als allgemein glückliche Jahre beschrieben. Besonders von den beiden selbst. Sie hielten ihre Gedanken und Erlebnisse sowie ihren Tagesablauf in einem gemeinsam geführten Ehetagebuch fest.

Clara Schumann brachte während der Leipziger Zeit zwei der insgesamt acht Kinder zur Welt: Marie (1841–1929) und Elise (1843–1928). Sie war darauf bedacht, sowohl ihre neuen häuslichen Pflichten zu erfüllen, als auch ihre Karriere als gefeierte Konzertpianistin weiterzuführen. Das funktionierte nicht immer reibungslos, denn Robert fühlte sich beim Komponieren von den Klavierübungen seiner Frau oft gestört. Trotzdem entstanden einige seiner Kompositionen im Domizil in der Inselstraße, wie zum Beispiel die Frühlingssin­fonieop. 38, die 1841 von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847) im Gewandhaus uraufgeführt wurde. Mendelssohn-Bartholdy war neben anderen Musikerkollegen, wie Franz Liszt (1811–1886) und Hector Berliosz (1803–1869), auch oft zu Gast im Haus der Schumanns, wo viele Soiréen im Salon abgehalten wurden. Obwohl die vier Jahre für Robert Schumann produktiv waren und er auch Musikstücke zusammen mit seiner Frau veröffentlichte, blieb der große Erfolgals Komponist aus. Damit verbunden waren auch finan­zielle Schwierigkeiten, die Clara durch vermehrte Konzertauftritte und damit verbundene Reisen zu lösen versuchte. Das führte letztendlich zum Wegzug aus Leipzig im Jahr 1844.

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Musikalisches Museum

Alles über das Leben der Schumanns in Leipzig und an vielen anderen Orten kann man heute im Museum des Schumann-Hauses erfahren. In der ers­ten Etage des Gebäudes in den originalen und wieder hergerichteten Wohnräumen des Paares hat man das Gefühl, in einen künstlerischen Salon des 19. Jahrhunderts einzutauchen. Natürlich steht die Musik im Mittelpunkt, die von den Besucher:innen inter­aktiv erlebt werden kann. So trägt man bei­spiels­weise im Klangkabinett selbst zur – nicht immer harmonischen – Geräuschkulisse des Raumes bei. Des Weiteren kann man an einem Modell der Hand von Clara Schumann ausprobieren, ob man selbst das Zeug für eine erfolgreiche Karriere am Piano gehabt hätte. Ein digitaler Rundgang auf der Website des Museums bietet außerdem die Möglichkeit, sich schon vorher auf einen Besuch einzustimmen. Das Haus dient ebenso als Veranstaltungsort für Kon­zerte und beherbergt auch die Freie Grundschule „Clara Schumann“. Natürlich ist das Gebäude als Station Nr. 7 Teil der Leipziger Notenspur.

Mo bis Fr 14 – 18 Uhr, Sa & So 10 – 18 Uhr

www.schumannhaus.de

© Cindy Hiller