Ein Kriegsmonument für Friedenszeiten Leipzigs Geschichte: Völkerschlachtdenkmal

Mit 91 Metern ist es eines der größten Baudenk­mäler Europas und zieht jedes Jahr bis zu 300.000 Besucher:innen in seinen Bann: Das Völkerschlachtdenkmal, auch liebe­voll „Völki“ genannt.

Mit 91 Metern ist es eines der größten Baudenk­mäler Europas und zieht jedes Jahr bis zu 300.000 Besucher:innen in seinen Bann: Das Völkerschlachtdenkmal, auch liebe­voll „Völki“ genannt. Obwohl es heut­zutage ein beliebtes Ausflugsziel ist, erinnert es eigentlich an eine gewaltvolle Episode aus der Leipziger Geschichte.

© Cindy Hiller

Kaum ein historisches Ereignis hat Leipzig und seine Umgebung mehr geprägt als die Völkerschlacht. Vom 16. bis 19. Oktober 1813 kämpften Napoleon und seine Armee gegen die Armeen Russlands und Preußens sowie deren Verbündete. Mehr als 100.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Der Sieg über Napoleon ließ in den deutschen Ländern ein neues Nationalgefühl entstehen, dem man in Form eines Bauwerks Ausdruck verleihen wollte. Gleichzeitig sollte ein Gedenkort für alle Gefallenen entstehen. So kam schon kurz nach der Völkerschlacht die Idee eines Mahnmals auf. Die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des 19. Jahrhunderts verhinderten die Umsetzung allerdings immer wieder.

Lange Planungszeit

Zum 50. Jahrestag der Völkerschlacht im Jahr 1863 kam etwas Bewegung in das Bauprojekt. Mit viel Festlichkeit wurde ein Grundstein gelegt, dem allerdings keiner­lei weitere Bautätigkeiten folgten. Es sollte noch einmal 30 Jahre dauern, bis aus der Idee langsam Wirklichkeit wurde. Der Initiator war der Architekt Clemens Thieme (1861 – 1945). Er gründete im Jahr 1894 den „Deutschen Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenk­mals bei Leipzig“. Der Verein sammelte Spenden zur Finan­zierung des Bauwerks. Er schrieb zwei Architekturwettbewerbe aus. Die Gewinnerentwürfe konnten jedoch nicht überzeugen. So entschied man sich für die Idee des viertplatzierten Bruno Schmitz (1858 – 1916).

© Cindy Hiller

Der Bau beginnt

Im Jahr 1898 erfolgte der Spatenstich auf dem ehemaligen Gelände einer Sandgrube in der Nähe des DorfesProbstheida. Allein für diese Arbeiten benötigte man zwei Jahre. Die Grundsteinlegung erfolgte am 18. Oktober 1900. Beim Bau setzte man auf ein für den Beginn des 20. Jahrhunderts sehr zukunftsweisendes Material. Nicht nur das Fundament, sondern auch der Kern des Denkmals waren aus Beton gegossen worden. Das sorgte für viel Kritik und Bedenken hinsichtlich der Stabilität der Konstruktion. Bei der Außenhaut des Baus wurde der klassischen Werkstoff Granit benutzt. Die 26.500 Blöcke, die dafür verbaut wurden, stammen aus dem Steinbruch Beucha bei Leipzig. Aus den Steinen entstanden auch die Plastiken, die sich außen am Monument befinden. Von Weitem sichtbar sind die zwölf Krieger auf der Kuppel, die sich mit leicht gesenktem Kopf auf ihr Schwert stützen. Beim Näherkommen kann man dann das Relief in der Sockelzone entdecken. Es stellt eine Schlacht dar. In der Mitte steht der Heilige Michael mit sei­nemFlammenschwert. Das Völkerschlachtdenkmal ist voller Symboliken für Krieg, Frieden und Freiheit, die sich auch im Innenbereich wieder­finden. Ein knappes Jahr nach der Eröffnung des Denkmals am 18. Oktober 1913 brach der Erste Weltkrieg aus. Über die Weimarer Republik und die Zeit des Nationalsozialismus bis hin zur DDR-Zeit wurden der Memorialbau verschiedentlich benutzt und die Bedeutung der bildhauerischen Arbeiten unterschiedlich interpretiert.

© Cindy Hiller

Museum mit Aussicht

Heute ist das Völkerschlachtdenkmal bei Gästen oder Leipziger:innen ein beliebtes Ausflugsziel. Zusammen mit dem FORUM 1813 gehört das Monument zum Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig. Vom Eingang im Funda­mentbereich ausgehend gelangt man durch die Krypta und die Ruhmeshalle nach 500 Stufen auf die Aussichtsplattform oberhalb der Kuppel und kann einen fantastischen Ausblick über die Stadt genießen. Das Museum FORUM 1813 am Fuß der Anlage liefert alle Informationen um die Völkerschlacht und Napoleon. Auf der gegenüberliegenden Seite am anderen Ende des Sees der Tränen befindet sich ein Bistro mit Blick auf das Wahrzeichen, welches seit den Sanierungsarbeiten von 2003 bis 2013 wieder in fast vollem Umfang erstrahlt. Besonders die finanzielle Unterstützung der Sanierung wurde vom Förderverein Völkerschlachtdenkmal e. V. organisiert. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Mahnmal zu erhalten. Denn egal, ob man der Meinung ist, dass es das Schönste der Welt ist oder es wie ein großer Feuerhydrant aussieht: Das Völkerschlachtdenkmal ist und bleibt ein beeindruckendes Bauwerk.

Mehr zum Völki erfahrt ihr unter: www.voelkerschlachtdenkmal.de