Den einheimischen Wildtieren ganz nah Leipzigs Geschichte: Wildpark

Eines der beliebtesten Ausflugsziele im Süden des Leipziger Auwaldes ist der Wildpark in Connewitz. Seine Geschichte reicht bis ins Jahr 1904 zurück.

© Manja Reinhardt

Alles begann im Jahr 1904, als Mühlenbesitzer Jacob dem Rat der Stadt Leipzig vier Stück Damwild schenckte. Für sie wurde im Auwald ein Gatter angelegt. Nachdem sich der erste Standort wegen Überschwemmungen als ungeeignet erwies, wählte man 1906 das heutige Gelände. Schon bald wurde der Tierbestand um Schwarz-, Rot- und Muffelwild erweitert und zog zahlreiche Besucher:innen an. Was fehlte, war ein gastronomisches Angebot. So öf­fnete 1912 eine Schutzhütte mit Schankraum, zehn Jahre später ein Café und letztlich 1935 eine Wildparkgaststätte. Sie stand ungefähr dort, wo sich heute der Wirtschaftshof befindet. Von der Gaststätte selbst zeugt nur noch die Sitzterrasse am Froschteich. Der Zweite Weltkrieg brachte das Ende des Wildparks. Die Gehege wurden 1944 zum Schutz vor Wilderei geöffnet und der Park geschlossen. Lange sah es so aus, als wäre die Geschichte des Wildparks damit auch beendet. Doch 1972 fasste die Leipziger Stadtverordnetenversammlung den Beschluss, auf dem Gebiet des Tiergeheges einen neuen Wildpark zu errichten. Im Oktober 1979 konnte die Gesamtanlage übergeben werden und erfreut noch heute Jung und Alt.

Mit den Wildtieren auf du und du

In Abgrenzung zum Leipziger Zoo könnt ihr in den großen, naturbelassenen Freigehegen des circa 46 Hektargroßen Geländes etwa 25 Tierarten beobachten, die in Mitteleuropa noch in freier Wildbahn vorkommen, wie zum Beispiel Rehe, Tiere, die früher im Auwald heimisch waren wie Luchs oder Elche, und Tiere, die in letzter Zeit erst heimisch geworden sind, wie die Waschbären oder der Mink. Der Zugang vom Auwald aus erfolgt fast nahtlos. Ein großes Tor zeigt an, dass ihr euch jetzt auf dem Gelände des kostenfrei zugänglichen Parks befindet. Nur für den Erlebnispfad durch das Wildgehege wird ein kleiner Betrag von zwei Euro erhoben. Dies ist ein Erfahrungs- und Lernbereich, von dem aus sich das Wild ohne Abgrenzung durch Zäune in einer weitestgehend natürlichen Umgebung beobachten lässt. Hier steht auch ein kleiner Aussichtsturm. Von diesem Beobachtungsposten aus habt ihr einen schönen Blick auf Rot-, Dam- und Muffelwild. Während der Brunftzeit ist der Erlebnispfad aus Sicherheitsgründen jedoch geschlossen.

© Manja Reinhardt

Besonderes Ziel

Der Wildpark ist besonders bei Familien ein beliebtes Ausflugsziel, denn Stadtkinder kommen hier der Natur ein ganzes Stück näher. So kann am Futterautomaten spezielles Futter erworben und das Damwild damit gefüttert werden. Deshalb beim Besuch des Wildparks immer genügend Münzgeld parat haben. Wer noch mehr über die Tiere des Wildparks oder den Auwald erfahren möchte, kann sich einer der Führungen anschließen, die vom Wildparkverein angeboten werden. Wie wäre es mit einer Exkursion durch den Auwald gemeinsam mit dem Förster, einer Dämmerungswanderung zur Hirschbrunft oder einer Kräuterwanderung mit Kräuterimbiss? Die genauen Termine erfahrt ihr auf der Homepage oder vor Ort im Wildpark.

Für eine Pause bietet sich die Wildparkgaststätte außerhalb des Geländes an. Oder ein Besuch im „Russischen Blockhaus“ mit dem angeschlossenen Märchenspielplatz für die Kleinsten direkt auf dem Gelände des Wildparks. Das Blockhaus wurde zur Herbstmesse 1979 als Exponat der Sowjetunion auf dem Messegelände ausgestellt. Das in original russischer Holzbauweise ohne Verwendung von Nägeln errichtete Haus ging nach der Messe als Geschenk an die Stadt Leipzig, die es im Wildpark neu aufbauen ließ. Am 1. Mai 1980 wurde es als „Russisches Teehaus“ eröffnet und auch bei der Sanierung 2004 wurde es im Originalzustand belassen. Auf die Gäste wartet hier ein umfangreiches Angebot für einen kleinen Imbiss, Kaffee und Kuchen oder Eis. Auf jeden Fall solltet ihr bei einem Besuch die leckere Soljanka probieren. Und im Winter könnt ihr sie sogar am knisternden Kamin genießen. Den Wildpark erreicht ihr bequem mit dem Fahrrad oder ihr verbindet den Besuch mit einem Spaziergang durch den Auwald. Die Bushaltestelle Wildpark liegt nur wenige 100 Meter entfernt. Wer mit dem Auto anreist, findet an der Koburger Straße einen kostenpflichtigen Parkplatz.

www.wildparkverein-leipzig.de