Liebe Leipzig! „LIEBE LEIPZIG – eine (fast) autobiographische Stadt-Geschichte“

Macht es euch mit einer Decke und einer Tasse Tee auf dem Sofa gemütlich und begebt euch auf eine intime Reise durch Leipzig, während es draußen eisig kalt ist. Die Autorin Janine Lückert hat von 2002 bis 2021 eine Liebeserklärung in 25 Briefen an ihre Wahlheimat Leipzig geschrieben und nimmt ihre Leser:innen mit in bekannte und einige vielleicht noch nicht entdeckte Ecken der Stadt. Sie gibt in ihrem Buch „LIEBE LEIPZIG- Eine (fast) autobiographische Stadt-Geschichte“ einen ehrlichen Blick in ihre Erlebnisse in den Gassen, Bars, Türmen und Parks der Stadt. Mit allem, was dazu gehört, die guten und die schlechten Seiten. Und wie in einer echten Liebe verändern sich Beziehungen und müssen neu definiert werden.

© Janine Lückert

Es wird lustig, politisch, historisch und kulturell, es gibt Herzschmerz und Schmetterlinge im Bauch. Eben alles, was so eine Stadt wie Leipzig bieten kann. Passend illus­triert wird die Geschichte von der Künstlerin Luzie Holzgräbe, die mit vier Jahren von Berlin nach Leipzig gezogen ist.

Ankunft im Norden

Ach, eine neue Liebe. Alles ist neu, man entdeckt ständig neue Seiten am anderen und die Welt erscheint einem leicht, so als könne man alles schaffen. Kennt ihr das auch? So geht es Janine, als sie nach Leipzig zieht, raus aus dem Elternhaus in die erste eigene Wohnung. Na ja, das erste eigene Zimmer in einer WG in Gohlis, im Norden von Leipzig. Sie bemerkt zwar die sprachlichen Unterschiede zum Westen Deutschlands, wo sie gebürtig herkommt, aber über die kann sie leicht hinwegsehen. Der sächsische Dialekt kann ja auch charmant klingen: „Spinnat“ und „Sallat“ ist so oder so gesund. Sie sonnt sich auf den Wiesen des Rosenthals, klettert auf den Wackelturm. Hey, da waren wir auch schon. Ein schönes Gefühl, bekannte Orte und Ecken Leipzigs in den Briefen zu finden. Man ist Teil der Wissen­den, der Kenner:innen Leipzigs.

Ab in den süden

Es war an der Zeit für einen Ortswechsel, sowohl Janine als auch Leipzig haben sich verändert. Die erste Verliebtheit ist verflogen. Die steigende inter­nationale Aufmerksamkeit, die sich bemerkbar macht, lässt sich aber noch mit einem Schulterzucken abtun. So ist das, wenn man zusammen so viele neue Erlebnisse teilt und durch dick und dünn geht. Man kennt sich mittlerweile in- und auswendig und vertraut einander. Nach dem Norden und der Stadtmitte, zieht es Janine in den Süden. Nach Connewitz. Mit seinen Spätis, Trödelmärkten und Wohnung­en mit Fischgrätenparkett. Es ist gemütlich in der neuen Wohnung und in Leipzig sowieso – wo jedes Stadtviertel seinen eigenen Charme hat und eine neue Welt eröffnet. Großstadtflair in kleinem Rahmen. Gemeinsam ziehen Janine und ihre Freund:innen durch die Bars und Pubs, sie genießt ein Bier im Biergarten um die Ecke oder spaziert durch den nahen Auwald.

Rüber in den Westen

Janine findet poetische und schöne Worte für Häuserfassaden, die Gemütlichkeit der Stadt, das rege Treiben in der Innenstadt und die viele Kultur.Als Leipziger:in, egal ob gebürtig oder zugezogen,findet man auf jeden Fall Vertrautes. Es ist aber auch nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen in Hype­zig. Gemeinsam mit Janine wird man als Leser:in erwachsener und verändert seine Prioritäten. Das Verhältnis wird kühler und langsam schleichen sich ernste Zweifel in die Beziehung ein. Ist Leipzig noch die Stadt, in die Janine sich damals verliebt hat? Oder wird es zu viel Berlin? Passen die beiden noch zusam­men? Es ist schwierig, wenn beide Partner:innen andere Vorstellungen von der Zukunft haben. Leipzig will hoch hinaus, immer mehr Menschen ziehen zu und die wollen untergebracht werden. In grauen Betonriesen und einheitlichen Wohnblöcken. Dass dafür Grünflächen und alternative Bars weichen müssen, scheint Nebensache zu sein. Janine dagegen sehnt sich nach Ruhe und Platz zum Atmen. Vermisst die Gemütlichkeit von damals. Aber bedeutet Zuwachs für eine Stadt nicht etwas Gutes? Wie es zwischen Janine und Leipzig am Ende ausgeht, müsst ihr selbst herausfinden.

Fazit: „LIEBE LEIPZIG“ ist ein kleiner Tauchgang in die sehr persönliche Beziehung zu einer Stadt – für alle, die hier leben, gelebt haben oder noch davon träumen, hier zu leben.

LIEBE LEIPZIG – Eine (fast) autobiographische Stadt-Geschichte

Texte von Janine Lückert

Illustration von Luzie Holzgräbe

Taschenbuch, 122 Seiten | 15 Euro