Ein soundreiches Wiedersehen mit einigen Leipziger Musikern, die wir euch zum Teil bereits genauer vorgestellt haben. Support your locals heißt es jetzt und sowieso! Lest und hört mal rein: Liedermaching, Soul, Folk, Pop, Punk und Rap aus Leipzig.
Weltwärts: „Perlen“
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Strandheizung: „Kein Lied“
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Ruven Dru: „Orange Gold“
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Casino fatale: „Leben in F-Moll“
Elephants on Tape: „01100010“
June CocÓ: „If Only“
ei der MDR-Show „Ostern bei uns“ neben Acts wie Wincent Weiss premierte. Der Song wurde als Single im Rahmen der EP „Wings“ ausgekoppelt, die aktuell in June Cocós Webshop erhältlich ist. Im Vergleich zu bisherigen Veröffentlichungen aus ihrer Feder verfolgt die Künstlerin dabei soundtechnisch einen auffällig direkten und weniger verspielten Ansatz. Ob sie damit bereits den Kurs für ihre zukünftigen Releases vorgibt, bleibt abzuwarten.
HERRMANN: Alles
Immanuel von Feuerhacke und David Jonathan. Ein Herr und ein Mann. Zusammen schreiben sie sich groß und bilden das Deutschpop-Duo HERRMANN. Aus ihren Heimatstädten Bonn und Dublin verschlug es die beiden in die neue Wahlheimat Leipzig, von der aus sie seit 2017 zusammen Musik machen. Jeder für sich bringt bereits langjährige Bühnenerfahrung mit, aber gemeinsam machen sie jetzt „alles ein bisschen größer und schöner“. So heißt es in den Lyrics ihrer neuen Single „Alles“, die von verschiedenen Sehnsüchten zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben inspiriert sind. Musikalisch liegt der Fokus auf dem Rhythmuselement. Die markante Basslinie zieht sich als zentrales Element durch den insgesamt sehr energetischen Uptempo-Song. In zweiter Instanz spielen auch Ambient-Flächen eine wichtige Rolle im Arrangement. So setzt man im Refrain auf gehaltene Klavier- und Gitarrenakkorde und gibt im letzten Chorus noch Raum für ein sich ausbreitendes Synth-Pad. Die Bridge läutet überraschend Halftime ein und sorgt mit Clean-Gitarren und Streicher-Flächen für Abwechslung, bevor ein Gitarrensolo den Auftakt zum Song-Finale einläutet. Insgesamt kommt der Track in positiver, funky Manier rüber — gestützt von entsprechenden Vocals. Weitere Songs haben HERRMANN aktuell in Produktion und auch ein Album scheint sich in nicht allzu ferner Zukunft abzuzeichnen. Das macht Lust auf mehr!
Richard Limbert: Nighttime Stories
Mit seinem neuen Album „Nighttime Stories“ entführt Richard Limbert, der selbst bezeichnete Anecdotal-Indie-Folk-Musiker ins Reich der Gespenster- und Horrorgeschichten. Seinem Genre macht er dabei alle Ehre, denn er lässt seine Gruselepisoden in Songform überraschend heiter statt wolkig klingen. Fühlt sich der Singer-Songwriter also wohl in den Gefilden vermeintlich düsterer Legenden, statt sich davon erschaudern zu lassen? Mit Hackbrett, Akkordeon und Streichquartett schmückt er das Kernelement seines Sounds: Erzählende Vocals im Johnny-Cash-Stil mit Gitarrenbegleitung. Nach einer Einführung in die Welt der Sagen, Märchen und Legenden geht es mit einem überheblichen Professor weiter, der auf Werwolfjagd geht. Die anschließende Witching Hour verschlägt seine Hörer:innen geradewegs weiter ins Italien des 17. Jahrhunderts, in dem sich der Legende nach ein Burgherr einen Unsichtbarkeitsumhang vom grotesken Pizza Demon beschafft. Danach eröffnet Limbert – wohl aufgrund seiner Wurzeln – die russisch inspirierten Albumkapitel: Baba Yaga fliegt auf ihrem allseits bekannten Mörser über den sibirischen Wald, wo sie schrill lachend die Geister Koshey, Leshy und Vodinoy grüßt. Zum Schluss findet sich der Horrorfan in den Morgenstunden des Örtchens Sleepy Hollow wieder, an dem über Nacht ein zugezogener Lehrer verschwunden ist. Dem heiteren Vibe entsprechend entlässt uns Limbert mit einer überraschenden Verarbeitung von Julius Fučíks Einzug der Gladiatoren. Offenbar klingt seine Vision geisterhafterFolklore mehr nach Geisterbahn auf Rummelplatz als nach Bernard-Herrmann-Horrorscore.
Mary Broadcast: Panic
Mary Broadcast, die Indie-Pop-Rock-Musikerin, die von Leipzig und Wien aus wirkt, hat sich mit ihrer Band aktuell gesellschaftliche Frauenthemen auf die Agenda geschrieben. Im Oktober letzen Jahres haben wir mit Lazarus bereits ihr David-Bowie-Cover vorgestellt. Nun meldet sie sich mit dem Song „Panic“ zurück — der ersten Single aus der gleichnamigen Konzept-EP, die Ende 2021 erscheinen wird. Diese wird sechs Titel enthalten. Zu jedem wird ein entsprechendes Musikvideo entstehen. Zusammengenommen bilden diese Videos einen kompletten Kurzfilm, dessen Intention erst im Finale enthüllt wird. Zwischen Home Recording und digitalen Konferenzen, unter deren Flagge die EP entstanden ist, drehte Mary Broadcast die Videos vornehmlich im oberösterreichischen Bauernhaus ihrer Familie. Inhaltlich erschafft Mary die Kunstfigur Aver: Eine Frau, die eine Fehlgeburt erlitten hat und den Prozess der Verarbeitung von Schmerz und Panik mit den Hörer:innen teilt. Als erstes Kapitel verarbeitet „Panic“ die Erkenntnis, dass der Zukunftstraum von einem Kind vorbei ist und Aver versucht, sich gedanklich an die Heilsamkeit der Erlösung durch die apokalyptische Situation zu klammern. Zu jedem Song gehört auch ein entsprechendes Foto, das als Single-Artwork fungiert. Dementsprechend ist die offenbar vom Meer an den Strand gespülte Künstlerin selbst auf dem Panic-Cover mit einer fesselnden Kette zu sehen. Ist Aver also doch noch gebeutelt von der stürmisch-düsteren Odyssee? Das gilt es zu überprüfen, wenn am 16. April mit der Single „Zone 4“ das zweite Kapitel erscheint.
Wooden Peak: Electric Versions
urbanite-Tipp: Am 28. März werden Wooden Peak ihr Release-Konzert (fast) live und in Farbe ab 20 Uhr aus der Leipziger naTo streamen. Unterstützung erhalten sie vom Programm #kulturdigital, das für die Deckung der abendlichen Produktionskosten sorgt. Tickets: ab 14,40 € auf tixforgigs.com
Jante: Blick ins Leise
June Cocó: Métamorphoses
WELTWäRTS: Gefährten
Instagram: weltwaerts.musik
Wess-n-Korona: Einfach 
Dass es Skai Korona beim Rap um mehr geht als „mit Schimpfwörtern um sich zu schmeißen“, zeigt er einmal mehr in der Kollaboration mit DL Wess. Mit „Einfach“ erschien die zweite Single vom kommenden Album „Nur für die Liebe“. Der Titel kontrastiert dabei den eigentlichen Inhalt des Songs, mit dem die beiden Musiker keine so einfach verdauliche Kost servieren.
Es scheint, als interagieren sie im Song miteinander: Wess schildert den oft steinigen Weg, den der Versuch mit sich bringt, sich mit tiefgreifender Kunst zu etablieren, während andere Musiker:innen – scheinbar seelenlos und besessen von Clicks – auf Quantität produzieren. Korona richtet daraufhin dem Appell an Wess, seine harte Fassade fallen zu lassen und kein Bild mehr von sich zu zeichnen, das er nicht darstellt: WESS-N-KORONA zaubern hierbei wirklich intelligente Doppel- und Haufenreime aus dem Hut hervor. Der Beat kommt samt bedrückender Chord-Progression aus der Feder von Beatowski. Für das Schwarz-Weiß-Musikvideo zeigte sich Julius Prenzel Visuals verantwortlich. Bei der Drehlocation entschied man sich für die ehemalige Ferienvilla des DDR-Ministers Walter Ulbricht. Mittlerweile zum inoffiziellen Lost Place erhoben, ist dieser Ort mit seiner politischen Konnotation ein symbolisches Mahnmal für die Botschaft des Songs: Dem Fall einer Maskerade.
Instagram: @skai_korona
Glassgod: LUCA 
Was laut Songtext jahrtausendelang am dunklen Meeresgrund schlummerte, erblickt nun das Tageslicht: Die Debüt-Single „LUCA“ der Leipziger Symphonic Metal Newcomer Glassgod. Seit Ende 2018 schraubte die junge Formation an ihrem ersten Longplayer, als dessen Vorbote nun „LUCA“ veröffentlicht wird. Glassgod erschaffen eine facettenreiche klangliche und lyrische Themenwelt: Mal turbulent, unheilvoll und dystopisch, mal zerbrechlich, belebend und farbenreich. Auf ihrem Konzeptalbum entführt die Band ihre Hörer:innen auf eine Reise quer durch alle Erdzeitalter. Das Album vereint Djent-inspirierte Gitarren-Riffs mit atmosphärischem Orchester- und Synthesizer-Fundament, druckvolle Drums mit dem fließenden Charakter von Filmmusik und melodische Clean-Vocals mit brachialen Growls. In diesem Gewand kommt auch „LUCA“ daher – ein flotter Rock-Hit, der mit seiner catchy Lead-Synth-Hookline sofort im Ohr bleibt. Thematisch geht es in „LUCA“ um den letzten gemeinsamen zellulären Vorfahren allen Lebens auf der Erde, was Glassgod im Refrain um einen philosophischen Twist erweitern: Nicht zum archaischen Ursprung zurückkehren, aber sich gemeinsam auf die Bedeutung der Diversität des Lebens zu besinnen – in einer geschäftigen und gespaltenen Welt, die sich nur allzu oft für selbstverständlich hält.
Das Musikvideo zum Song entstand letzten Sommer unter der Kameraführung von Julius Köster und Eric Possardt. Die 2-Track-Single enthält „LUCA“ zusätzlich als Orchesterversion.
Web: glassgod.de
Atlas bird: Fortress 
Eine Übersetzung von „Fortress“ lautet „Festung“ – wohl kaum passender könnte derzeit ein Songtitel sein. Gefangen in den eigenen vier Wänden, so könnte man es negativ betrachtet deuten; stark, gesetzt und in sich ruhend könnte eine andere Herangehensweise sein. Jedenfalls: „Fortress“ erschien 2019 schon einmal auf dem Atlas der Birds, nämlich auf der EP „Dua Lux“. Es begab sich jedoch, dass sich die Band eine Woche im Stadtteil Žižkov in Prag niedergelassen hatte, um an neuem Material zu arbeiten. Spontan entstand hier das Video und die Neuinterpretation von „Fortress“ – eine reduzierte, intimere Version mit den Instrumenten, die ins Reisegepäck gepasst haben.
Web: atlasbird.com
Sookie & Stef: Runaway
Ja, dieser sonst gern skeptisch verwendete Ausspruch „Träum weiter!“ ist im Zusammenhang mit „Runaway“, der Debüt-Single von Sookie & Stef, ganz ernst gemeint. Der Song des EDM- und Pop-Duos, das sich ganz frisch im April 2020 zusammengetan hat, handelt davon, sich von der aktuellen Lage nicht herunterziehen zu lassen und vom Danach zu träumen. Anlässlich des Releases am 27. November 2020 haben wir Antje „Sookie“ und Stefan ein paar Fragen gestellt.
Wie habt ihr beiden musikalisch zusammengefunden?
Sookie: Wir kennen uns schon ein paar Jahre und wussten auch, was der andere macht. Aber die Idee, etwas gemeinsam zu machen, war eher eine spontane im Frühjahr. Als die Langeweile nicht zum Tatendrang passen wollte. 🙂
Stef: Als praktisch von einem Tag auf den anderen alle Gigs weggefallen sind, stand plötzlich die Frage im Raum, wie geht es jetzt weiter?! Mit Sookie wollte ich eigentlich schon ewig etwas machen. Die Entscheidung uns dann spontan gemeinsam im Studio einzuschließen und kreativ zu sein war dann schnell getroffen! 😉
Was verbindet euch mit Leipzig?
Sookie: Ich habe drei wahnsinnig aufregende Jahre in Leipzig gelebt, in denen ich die Menschen und ganz besonders die Electro-Club-Szene gut kennen gelernt habe. Der Plan ist, irgendwann zurück zu kommen und die Leichtigkeit und Toleranz der Leipziger von damals wieder zu erleben.
Stef: Leipzig ist eine Stadt voller Energie und kreativer Menschen. Es macht uns immer wieder Spaß hier zu sein, egal ob Freunde zu treffen oder zu arbeiten!
Welche Botschaft steckt, vor allem in Hinblick auf die aktuelle Zeit, im Song „Runaway“?
Sookie: Wer sehnt sich nicht danach, einfach loszufahren und alles hinter sich zu lassen, wenn auch nicht für immer? Und was immer ein „Ich könnte, aber ich will nicht“ war, ist jetzt ein „Ich wollte, aber ich darf nicht.“ In beiden Fällen fährt man nicht los, aber der Grund ist ein anderer. Selbst- vs. Fremdbestimmung halt. Das beschäftigt die Menschen gerade mehr als sonst, weswegen der Song jetzt genau zur richtigen Zeit kommt.
Stef: Ein Statement zu setzen, auch einfach mal weiterzudenken und die Hoffnung nicht zu verlieren. Wer träumt im Augenblick nicht davon wieder „frei“ zu sein. Mit dem Song wollen wir den Leuten einfach sagen: Hey, wenn euch etwas runterzieht, dann brecht aus dieser Situation aus! Und wenn es im Moment gerade nicht geht, dann träumt davon … und macht es eines Tages einfach, wenn es wieder möglich ist!“
Web: sookieandstef.de