Die weltweit erfolgreiche Indie-Rockband The National, die u.a. zu Barack Obamas Lieblingsbands zählt, kommt am 10. Juni 2014 auf die Parkbühne, um den Leipzigern das neue Album „Trouble Will Find Me“ zu kredenzen. Wir sprachen vorab mit Gitarrist Aaron Dessner darüber, wie es ist zum Kritikerliebling zu avancieren, wie Familienbande das Leben schwer machen und was am amerikanischen System so frustrierend ist.
Wie kommt es, dass ihr seit Jahren die Kritikerlieblinge seid?
Eigentlich ist das ziemlich lustig. Da wir eine Band sind, die lange Zeit nicht wirklich beliebt bei den Kritikern war. Aber seit einiger Zeit, trotz dass wir im Radio gespielt werden und keine Undergroundband mehr sind, bekommen wir gute Kritiken. Das ist schön. Wenn Leute unsere Musik verstehen und einen Sinn darin sehen, ist uns das wichtiger als Popularität. Wir versuchen nicht auf Biegen und Brechen eine Platte zu machen, die den Kritikern gefällt. Aber irgendwie scheint es zu funktionieren (lacht). Und wir haben nichts dagegen.
Viele Songs von euch werden in Filmen gespielt. Wie läuft das? Was sind die Kriterien, damit ihr einen Song beisteuert?
Es ist schon so, dass wir die Schauspieler und den Regisseur mögen sollten. In dem Fall sagen wir eher ja als nein. Als Band kannst du heute nicht mehr nur über den Plattenverkauf überleben, sondern insbesondere durch die Lizensierung deiner Musik. Im Prinzip kannst du nur von der Musik leben, wenn du tourst und deine Musik lizensierst. Aber es ist auch lustig zu sehen, wie deine Musik verschiedenartig benutzt wird, solange es nicht in einem negativen Kontext steht oder in einer schlechten Werbung.
Du und Bryce seid Zwillinge. Ist es nicht manchmal schwierig zusammenzuarbeiten?
Für uns ist es nicht schwer. Wir sind nicht die Art Brüder, die in Konkurrenz stehen. Wir ergänzen uns sehr gut – auch in unseren musikalischen Fähigkeiten. Deswegen ist es großartig.
Der Tour-Film „Mistaken for Strangers“ wurde von Matts (Sänger, Anm.d.Red.) Bruder Tom gedreht. Er zeigt die Spannungen zwischen Brüdern. Wie war das für euch als Band?
Für alle von uns war es (überlegt) … besonders. Tom ist ein sehr charmanter Mensch und ist eigentlich auf gewisse Art und Weise eine liebenswertere Version seines Bruders Matt. Er hat nicht diese dunkle Seite der Persönlichkeit, die Matt hat. Wir lieben ihn alle. Der Entstehungsprozess des Films hat lange gedauert und manchmal war es schon eine schwierige Zeit für Matt und Tom. Und die Band stand manchmal eher außen vor. Es ist auch schwer für eine Band, die Realität aus dem Blick eines Insiders zu sehen. Wir könnten aber mit dem Resultat nicht glücklicher sein – für ihn, für die beiden und für uns.
Ihr habt Barack Obama beim Wahlkampf unterstützt. Seid ihr mit ihm zufrieden?
Die Politik in den USA ist ein ziemlich entmutigendes Spiel. Es ist schwer, einen Unterschied zu machen. Wir sind auf jeden Fall glücklich über Obamas Wiederwahl. Natürlich sind wir frustriert mit der eher schleppenden Entwicklung. Aber es gibt eine. Und ich glaube wirklich, dass Obama das beste für das Land ist. Er ist ein sehr fürsorglicher, intelligenter, passionierter afroamerikanischer Präsident und es ist wesentlich besser ihn im Amt zu haben, als so einen weiteren superreichen weißen Mann. Hoffentlich wird er in den nächsten zwei Jahren ein paar mehr gute und vorbildhafte Entscheidungen treffen und durchsetzen können. Es gibt noch viel zu tun. Und es wird noch schwieriger, wichtige Dinge zu entscheiden, wenn sich jeder nur Gedanken darüber macht, wie man wiedergewählt werden kann. Aber das ist das System – unser System ist frustrierend.
Infos
The National treten am 10. Juni 2014 auf der Parkbühne im Clara-Park auf.
Mehr über die Band erfahrt ihr unter americanmary.com
„Mistaken for Strangers“
Am 10. Juli 2014 läuft der gefeierte National-Film „Mistaken For Strangers“ an. Die Dokumentation von Matts Bruder Tom begleitet die Band auf einer zweijährigen Tour zu ihrem letzten Album.